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geschaffen noch die mit dem Berlin-Problem verbundenen Rechtsfragen umfassend geklärt. In<br />

Zukunft auftauchende Konflikte könnten deshalb nicht ausgeschlossen werden. Abschließend behandelt<br />

Zivier die rechtlichen Auswirkungen des Grundvertrages auf die Berlin-Regelung. Ein<br />

Dokumenten-Anhang mit allen für den Rechtsstatus Berlins wichtigen Texten, vom Londoner<br />

Protokoll bis zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Grundvertrag 1973, ergänzt auch<br />

diese Darstellung. Die Arbeit von Zivier enthält nichts Neues, bietet aber all jenen, die sich<br />

schnell über den rechtlichen Status von Berlin und die damit verbundenen Probleme orientieren<br />

wollen, eine zuverlässige Hilfe.<br />

Haben Mahncke und Zivier die politische und rechtliche Position Berlins in Vergangenheit und<br />

Gegenwart behandelt, wendet sich Walther Stützle mit seiner Arbeit „Kennedy und Adenauer<br />

in der Berlin-Krise 1961-1962" einem Teilaspekt der Zeitgeschichte zu. An Hand umfangreicher<br />

Materialien untersucht er die unterschiedlichen Auffassungen Kennedys und Adenauers<br />

in der Berlin-Frage. Während Kennedy den Status quo durch Regelungen mit dem Osten<br />

sicherer machen und durch die Anerkennung überwinden wollte, strebte Adenauer aus der<br />

Position der Stärke die Änderung des Status quo auf Kosten der Sowjetunion an. Stützle versucht<br />

nachzuweisen, daß durch den Bau der Mauer Adenauers Deutschland- und Berlin-Politik<br />

gescheitert ist. Kennedy dagegen habe sich bestätigt gesehen, daß nur auf Grundlage des Status<br />

quo die Mittel zu seiner Überwindung gefunden werden konnten. Das habe Egon Bahr später<br />

als erster Deutscher begriffen und daraus die bekannten Schlüsse gezogen.<br />

Der Zusammenhang zwischen Anerkennung der Realitäten und der Entspannungspolitik ist<br />

heute sichtbar. Hier hat Stützle mit seiner Arbeit wesentlich zum Verständnis beigetragen.<br />

Doch beurteilt er das Vorgehen Kennedys zu sehr aus dem Blickwinkel der gegenwärtigen<br />

Ostpolitik und wird dadurch der Strategie Adenauers nicht ganz gerecht. Der Verfasser sympathisiert<br />

offensichtlich mit der Politik des amerikanischen Präsidenten und wahrt nicht immer<br />

die gebotene kritische Distanz, ein Manko der Arbeit, auf das auch Gilbert Ziebura im Vorwort<br />

hinweist.<br />

Das Buch von Rudolf Kasmalski „Ein Berlin-Plan - Auftrag und Aufgabe" fällt aus dem Rahmen<br />

der bisher besprochenen Arbeiten, da es voller Ungereimtheiten steckt. Kasmalski präsentiert<br />

einen Berlin-Plan in zehn Punkten, der eine freie Stadt Groß-Berlin schaffen soll. Die DDR<br />

wird aufgefordert, den Ostteil der Stadt preiszugeben. Die Bundesrepublik soll den Reichstag<br />

(das Symbol einer verfehlten Politik) abreißen und das Gelände den Vereinten Nationen zur<br />

Verfügung stellen, die ihren Sitz von New York nach Berlin verlegen müßten. Im Berlin-Abkommen<br />

vom 3. September 1971 sieht Kasmalski die Basis für die Durchführung seines Plans,<br />

der darüber hinaus ein erster Schritt für die Errichtung eines „neuen" neutralen Deutschlands<br />

sein soll. Ist dem Verfasser im ersten Teil des Buches bei aller Skepsis gegenüber seinen<br />

utopisch erscheinenden Plänen eine gewisse logische Konsequenz nicht abzusprechen, so wirkt<br />

der zweite Teil konfus. Kasmalski präsentiert dort eine im vereinigten Deutschland einzuführende<br />

„Neue Ordnung". An Stelle der Demokratie, der Volksherrschaft, soll die Volksgemeinschaft<br />

treten, die nach seiner Ansicht alle Konflikte und Merkmale der Spaltung überwinden<br />

wird.<br />

Völlig abwegig sind dann seine Reflexionen über Pornographie, Insemination und die Wiedereinführung<br />

der Todesstrafe. Bezeichnend ist, daß Kasmalski einen eigenen Verlag gegründet<br />

hat, der seine Schriften druckt. Es dürfte schwer sein, sie an anderer Stelle unterzubringen.<br />

Jürgen Wetzet<br />

Ernst Dronke: Berlin. Hrsg. von Rainer Nitsche. Darmstadt/Neuwied: Luchterhand 1974.<br />

429 S. mit 111., brosch., 14,80 DM. (Sammlung Luchterhand, 156.)<br />

Mit dem Nachdruck der Erstausgabe dieses 1846 erschienenen Buches wird dem Leser ein höchst<br />

interessantes, lebendiges, von wacher und intelligenter Beobachtungsgabe diktiertes Bild Berlins<br />

wenige Jahre vor den Ereignissen des Jahres 1848 vermittelt. Herausgeber und Verlag sehen<br />

nicht zu unrecht in diesem Werk einen wichtigen und in seiner Authentizität nicht gering zu veranschlagenden<br />

Dokumentarbeitrag zur sozialen Situation Berlins in den Jahren des Vormärz. Die<br />

Lektüre vermittelt unzählige Details und Fakten aus den Lebensgewohnheiten und -formen des<br />

„Berliners" in seiner jeweiligen sozialen Um- und Mitwelt, dem öffentlichen und politischen<br />

Leben, in den Bereichen des Geld- und Finanzwesens, der Parteien, des Beamtentums, des Strafvollzugs<br />

und der Kulturpolitik an der Universität, in den Theatern und in der Kunst. Die Darstellung<br />

nährt sich aus dem unmittelbaren Erleben und Erfahren, das für Dronke nach dem<br />

Erscheinen dieses Berlin-Buches konsequent mit Prozeß, Verurteilung, Festungshaft und Emigration<br />

seinen durchaus „zeitgemäßen" Abschluß fand. In einem erfreulich gestrafften Nachwort<br />

bemüht sich der Herausgeber, dem Leser mit Hinweisen und einem biographischen Abriß zu<br />

Dronkes Persönlichkeit bei der historischen Einordnung des Werkes hilfreich zu sein. Ein übriges<br />

tun die zahlreichen Anmerkungen, mit denen Auskunft über die im Text erwähnten Personen<br />

gegeben wird. Hans Joachim Mey<br />

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