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Buchbesprechungen<br />

Hsi-Huev Liang: Die Berliner Polizei in der Weimarer Republik. Aus d. Amerikanischen übersetzt<br />

von Brigitte und Wolfgang Behn. Berlin: de Gruyter 1977. XVIII u. 235 S.. 3 Karten, Leinen, 68 DM<br />

(Veröff. der Histor. Kommission zu Berlin, Bd. 47).<br />

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Raum Berlin bietet durch die zentrale Stellung der<br />

Stadt gerade in der Zwischenkriegszeit die Möglichkeit, daß die am Objekt gewonnenen historischen<br />

Aussagen sogar im europäischen Rahmen bedeutsam sind. So ist es nicht lokalgeschichtliches Interesse,<br />

das Liang zur Auseinandersetzung mit den Problemen der Berliner Polizei der Weimarer Republik<br />

angeregt hat, sondern die 1970 zunächst in den USA erschienene Arbeit ist als Versuch zu werten,<br />

umfassende Entwicklungen auf stadtgeschichtlicher Ebene zu diskutieren. Bearbeitet werden die<br />

Entwicklungen in der Kriminal- und Schutzpolizei; letztere bildete nach dem kurzen Zwischenspiel<br />

der „Sicherheitspolizei" die organisatorische Basis der politischen Arbeit in der Stadt. Es fehlen hingegen<br />

Ausführungen zur traditionell auch auf anderen Gebieten starken Stellung des Berliner Polizeipräsidenten<br />

sowie die Einbindung in das preußische Behördensystem.<br />

Der Rahmen der Darstellung spannt sich von dem Zusammenbruch im Jahre 1918, der ein zeitweises<br />

Aufhören der Tätigkeit der Schutzmannschaft, nicht aber der Kriminalpolizei zur Folge hatte, bis<br />

zu den von den Nationalsozialisten vorgenommenen personellen Veränderungen des Jahres 1933. Wie<br />

der Polizeigedanke selbst, so stammte auch der Kern der Polizeitruppe noch aus der Zeit vor 1914.<br />

Polizeiarbeit wurde als „unpolitisch" angesehen, und man versuchte bis 1933, die parteipolitische<br />

Neutralität zu wahren. Die „Politische Abteilung" der Polizei wurde als notwendiges Übel angesehen<br />

und hatte zu keiner Zeit eine hervorragende Bedeutung. Die politische Neigung der zumeist aus<br />

ländlichen Gebieten stammenden Schutzpolizisten - nur wenige gebürtige Berliner genügten den<br />

hohen gesundheitlichen Anforderungen, die bei der Rekrutierung nach 1918 an die jungen Bewerber<br />

gestellt wurden - ging eher nach rechts als nach links. Doch war eine große Zahl von Polizisten in<br />

der SPD oder in gewerkschaftsähnlichen Verbänden organisiert.<br />

Nachdem bald nach 1918 die öffentliche Sicherheit wiederhergestellt war, führte die Zeit nach 1928 zu<br />

tiefgreifenden Spannungen - auch innerhalb der Polizei. Nationalsozialisten wurden in einigen<br />

Revieren dominierend, der Einfluß der KPD war hingegen unbedeutend. Bis 1933 wurde zwar noch<br />

versucht, die Neutralität aufrechtzuerhalten, doch gelang es nicht mehr vollständig. Auch gegen die<br />

Gleichschaltung der Polizei erhob sich kein nennenswerter Widerstand. Besonderes Interesse für den<br />

lokalhistorisch Interessierten werden die Abschnitte über die geographische Verbreitung der Kriminalität<br />

sowie die Schilderung spezieller polizeilicher Aktivitäten finden.<br />

Dn# Liang keine Möglichkeit besaß, die Archive der DDR zu besuchen, stützt sich seine Argumentation<br />

vor allem auf die Befragung von Zeugen. Daneben scheinen auch das Landesarchiv Berlin, das<br />

Document Center Berlin. Akten des Polizeipräsidiums sowie Material des Bundesarchivs Koblenz<br />

benutzt worden zu sein. Leider fehlt darüber eine Aufstellung. Auch hätte man bei der deutschen<br />

Ausgabe nach der Drucklegung erschienene Literatur, etwa die Lebenserinnerungen Ferdinand<br />

Friedensburgs, in das Literaturverzeichnis aufnehmen sollen. Felix Escher<br />

Carl Brinitzer: Die Geschichte des Daniel Ch. Ein Sittenbild des 18. Jahrhunderts. Stuttgart: Deutsche<br />

Verlags-Anstalt 1973. 460 S. mit Abb., Leinen, 38 DM.<br />

Es bedarf schon einiger Phantasie und journalistischer Geschicklichkeit, um aus der Biographie eines<br />

nach Maßstäben des 19. und 20. Jahrhunderts so „bürgerlichen", fleißigen und unauffällig lebenden<br />

Künstlers wie Daniel Chodowiecki die „Geschichte des Daniel Ch." als „Sittenbild" zu formen. Vf.<br />

bringt beides ebenso auf wie die Geduld, rund neunzig Bücher heranzuziehen, um seinem romanhaft<br />

unterhaltsam geschriebenen Opus die durch Anmerkungen untermauerte Wissenschaftlichkeit zu verleihen,<br />

zu der auch Personenregister und Abbildungsverzeichnis am Schluß verhelfen. Wo das Überlieferte<br />

- vor allem der Briefwechsel Chodowieckis und seine Reisetagebücher - nicht zum Aufpolieren<br />

der Lebensgeschichte reicht, tut es Erfindung - weiß Brinitzer doch ganz genau, wie die<br />

Treffen zwischen Friedrich IL und dem Künstler verlaufen sein könnten und was Majestät dabei<br />

äußerte.<br />

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