Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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das Kalb gesund zur Welt zu bringen. Am leichtesten geht eine Geburt, wenn das Kalb mit<br />
ausgestreckten Vorderbeinen voran kommt, zwischen denen der Kopf liegt, vergleichbar<br />
mit der Körperstellung beim Kopfsprung.<br />
„Ma hat dann wirklich amal a Kuh beobachtet und man hat die Kuh, das Tier<br />
untersucht ob die Lage stimmt, ob die beiden Vorderbeine da sind und da Kopf,<br />
weil des ist einfach wichtig (…) die Vorderschulter ist immer etwas schwächer<br />
als wie das Hinterbecken.“ (GP3)<br />
Wichtig war auch, die Geburt zu unterstützen, damit sie nicht länger dauert als die Kuh<br />
Wehen hat, da es dann noch schwerer geht.<br />
Abbildung 58: Ein Gesprächspartner tastet während des Geburtvorgangs nach den beiden<br />
Vorderbeinen des Kalbs<br />
Es entstand der Eindruck, dass die meisten Bauern und Bäuerinnen zu einem gewissen<br />
Grad Geburtshilfe leisten beziehungsweise ein Kalb „holen“ können. Für die schweren<br />
Fälle holt man heute jedoch einen Tierarzt. Früher gab es spezialisierte Bäuerinnen und<br />
Bauern, die besonders viele Erfahrungen in der Geburtshilfe gesammelt hatten und ihre<br />
Geschicklichkeit auch auf anderen Höfen unter Beweis stellten. „Da brauchts einfach Lüüt<br />
die des verstehen.“ (GP29A) Diese Landwirtinnen und Landwirte waren bekannt im Dorf<br />
oder der Parzelle und wurden im Ernstfall geholt. Da manchmal auch reine Körperkraft<br />
nötig war, um das Kalb heraus zu ziehen, waren diese Spezialisten, soweit die<br />
Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner Angaben gemacht haben, ausschließlich<br />
männlich. Doch auch die Frauen haben bei der Geburt mitgeholfen, indem sie natürliche<br />
Gleitmittel zum Einsatz gebracht haben:<br />
„Ja man hat einander geholfen, also wenn´s allein nicht mehr gegangen ist. Da<br />
war dann die Mama auch mit im Stall und hat die Scheide gelöst, eben mit so<br />
Schleim. Also die Scheide muss sich ja sehr dehnen und grad beim Rind des<br />
noch eine kleine Scheide hat, da musste man schauen, dass sich die Scheide<br />
nicht zerreißt, sondern dass sich die dehnt. Und da hat ma dann früher, ich<br />
weiß noch wies noch kein Gleitmittel gegeben hat, da hat ma mit Butter oder<br />
Schweinschmalz, hat ma versucht des zu lösen, mit Speiseöl versucht, dass des<br />
also erst amal gut schlüpfrig ist und als zweites die Scheide sich dehnt. (…)<br />
Das hat dann die Frau machen müssen, also etwas lösen.” (GP3)<br />
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