Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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Krankheiten „abgebetet“ werden können, werden am häufigsten Warzen, Flechten - wie<br />
der Schab - Blutungen und die Krankheit Rose (Erysipelas) (Grabner 1985:89) behandelt.<br />
Diese Beschwerden können gut durch „Suggestion“ geheilt werden, was laut Grabner auch<br />
von der Schulmedizin anerkannt wird (Grabner 1962:367).<br />
Zum Blutstillen und zur Behandlung des Schabs werden in der Literatur auch noch andere<br />
Behandlungen beschrieben. Zum Blutstillen wurde die Wurzel vom Allermannsharnisch<br />
(Allium victorialis) verwendet, die ein hohes Ansehen als „Zauberpflanze“ genoss. Sie<br />
musste nicht mehr in der Kirche geweiht werden, weil sie laut Aussagen einer<br />
Vorarlbergerin „schon am Stock geweiht“ ist. Diese Wurzel wurde früher den Nutztieren<br />
auch in die Riemen der Kuhglocken eingenäht, um sie vor dem Rauschbrand zu schützen<br />
(Bodlak 1923:178f.). Im inneren Montafon wird einem an Tschüttalüs, also dem Schab,<br />
erkranktem Tier ein „Kranz von Spitzbeer (nicht identifiziert) - Holzklötzchen“ um den<br />
Hals gebunden (Bodlak 1923:181). Grabner beschreibt zahlreiche weitere Methoden des<br />
Blutstillens (1985:209ff.).<br />
Alpbenediktion und Räuchern<br />
Auch Bodlak erwähnt, dass bei der Alpbenediktion ein Feuer entzündet wurde, er<br />
beschreibt jedoch Hintergründe, die die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner im<br />
Großen Walsertal nicht genannt haben: Als Brennstoff wird Bergwacholder verwendet.<br />
Und nach der Segnung hat man die Tiere durch den Rauch des Feuers getrieben, damit sie<br />
vor Seuchen, vor allem dem Rauschbrand, verschont bleiben. Das Treiben durch den<br />
Rauch wurde etwa bis in die 1870er Jahre ausgeübt (Bodlak 1923:180f.). Martin et al.<br />
nennen Räuchern als Therapieform auch in Bezug auf den Rauch oder Dampf, welcher<br />
durch das Entzünden von rauchenden Feuern von Holz, Kräutern und anderen Substanzen<br />
erzeugt wird. Inhalationstherapien werden besonders bei Atemwegserkrankungen<br />
eingesetzt (Martin et al. 2001:11). In der Vorarlberger Literatur wird das Räuchern<br />
folgendermaßen beschrieben: Die Frau des Hauses trägt zu einer beliebigen Zeit des Jahres<br />
einen glühenden Wacholderast durch alle Räume des Hauses. Und ein „offener Schaden“<br />
wird mit Meisterwurz beräuchert, damit sich die Wunde nicht verschlimmert. Meisterwurz<br />
sollte außerdem gegen ansteckende Krankheiten schützen wenn er in der Tasche<br />
mitgetragen oder im Haus aufbewahrt wurde (Bodlak 1923:180). „We´ma-n allbis as Stuck<br />
Ooschtrenza- n im Sack hed dee chonnd kee Chrankat zua- hi“ (Bertel et al. 1995:15).<br />
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