Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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Abbildung 66: Eine Sattlernadel und auf Vorrat getrocknete Wurzeln (links). Wenn keine<br />
frischen Wurzeln verfügbar sind, werden die im Herbst getrockneten verwendet. Vor<br />
der Vorbereitung des Fadens legt man sie ein paar Minuten ins Wasser, um sie<br />
wieder geschmeidig zu machen. Ein Gesprächspartner zeigt wie die Wurzel in einen<br />
Faden gesteckt wird (rechts).<br />
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„Wenn nix isch, denn isch nix, dann hat sie halt da an Moment an kurze<br />
Schmerz ghabt oder. Und wenns epas isch dann is also eigentle gewaltig <strong>für</strong><br />
d´Kuah, denn erholt se de innerhalt von zwei, drei Monat gewaltig. (…) Des<br />
geht halt länger bis des ausheilt, richtig ausheilt, und bis se de Kuah erholt.“<br />
(GP21A)<br />
Es werden eigentlich nur Kühe behandelt, ein Gesprächspartner hat jedoch berichtet, auch<br />
schon mal eine Ziege gällnat zu haben. Astrologisch wird die untergehende Mondphase<br />
bevorzugt, da etwas aus dem Körper ausgeleitet wird. In der Regenerierungsphase wird<br />
auch vereinzelt Kraftnahrung zugefüttert, also Schweineschmalz, Kleie oder Hafer. Das<br />
Gällna kann auch an der Innenseite des Schwanzes gemacht werden, was jedoch gefährlich<br />
ist, weil der Schwanz verletzt werden und abfallen kann. Es wird möglichst weit oben<br />
zwischen die Wirbel hinein gestochen, dann läuft Flüssigkeit aus. „Des wär des bessere<br />
aber das Gefährliche, drum mach i des eigentlich ned.“ (GP21A) Die Wurzel wird am<br />
Schwanz nicht verwendet. Keiner der Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen hat<br />
davon berichtet, dass diese Variante noch praktiziert wird.<br />
Aufgrund der Abwehrreaktion des Körpers mit einer eitrigen Entzündung und Fieber,<br />
sowie der Andeutungen eines Landwirts, die Kuh könnte sterben, wenn die Wurzel nicht<br />
entfernt wird, liegt nahe, dass die Wurzel eine Vergiftung hervorruft. „Die Wurzel muass<br />
irgentwas haba, wo des in da Kuah drinna, wo des anfangt schaffa lo.“ (GP21A) Nach<br />
Angaben der Landwirte und Landwirtinnen sowie einem der Tierärzte, regt das Gällna als<br />
„unbestimmte Reiztherapie“ das Immunsystem der Kuh an, und das, was sie geschwächt<br />
hat, wird ausgeheilt.<br />
„Wenn die Kuh so halb krank ischt, die wird so richtig krank, also im Prinzip<br />
des ganze Immunsystem mobilisiert und dann wird’s wieder gsund oder was, so<br />
der Ansatz. Es wird eine akute Erkrankung hervorgerufen und dann wird des<br />
durch des andere mitgheilt.“ (GP2)