Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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Anwendungen werden auch <strong>für</strong> Vagina und Anus beschrieben; diese Körperöffnungen<br />
werden auch mit Einläufen behandelt (McCorkle et al. 2001:11).<br />
Der Weg der Anwendung ist ein Faktor, der die Wirksamkeit der Hausmittel entscheidend<br />
bestimmen kann (Berlin und Berlin 2005:257). Manchmal müssen sie erst verdaut<br />
beziehungsweise im Köper umgewandelt werden, bevor sie aktiv werden (Mukherjee<br />
2002:66). Weiters sind auch Verhaltensvorschriften ein grundlegender Teil der<br />
Behandlung, allen voran Ruhe und bestimmte Diäten, da die Anwesenheit, die Quantität<br />
oder die Inhaltsstoffe der Nahrung im Verdauungstrakt die Wirkung der Hausmittel<br />
beeinflussen kann (Berlin und Berlin 2005:258).<br />
Im operativen Bereich wurde global betrachtet auch ein sehr breites Anwendungsspektrum<br />
dokumentiert. Eine in Österreich verbreitete Praktik ist zum Beispiel der Pansenstich. Dem<br />
aufgeblähten Rind wird mit Hilfe eines Trokars ein Loch in den Pansen gestochen, um<br />
schädliche Gase entweichen zu lassen (Vogl-Lukasseret al. 2006a:229f.). Neben dem<br />
Trokar werden auch andere Werkzeuge, wie Schläuche zum Einführen in den Schlund oder<br />
Messer zum Beschneiden der Hufe, verwendet (Vogl-Lukasser et al. 2006a:118).<br />
2.4 Religion und Brauchtum<br />
In asiatischen Religionen wie dem Buddhismus oder Hinduismus gilt das Gebot, keinem<br />
Lebewesen Leid zuzufügen und demnach eine vegetarische Lebensweise zu verfolgen<br />
(Mergili 2006a:8f.). Im Christentum, der mehrheitlichen Religion der Forschungsregion,<br />
ist hingegen keine eindeutige Haltung gegenüber der Tierwelt ersichtlich. Sowohl das Alte<br />
als auch das Neue Testament vertritt eine prinzipiell tierfreundliche Haltung. Jesus, der<br />
gute Hirte, sieht die Tiere als seine Schwestern und Brüder. Gott hat den Menschen die<br />
Verantwortung <strong>für</strong> sie übertragen. Es gibt zum einen die Auslegung, dass kein Lebewesen<br />
auf Kosten eines anderen leben soll. Zum anderen kann die wohlbekannte Passage „macht<br />
euch die Erde untertan“ so ausgelegt werden, dass der Mensch als Krone der Schöpfung<br />
legitimiert ist, den Tieren das Leben zu nehmen und sie bedenkenlos auszunutzen (Mergili<br />
2006b:6f.).<br />
2.4.1 Brauchtum in der Ethnologie<br />
Das Zelebrieren von Feiertagen des Kalender- und Kirchenjahrs, Feste, Umzüge,<br />
Familienbräuche, Arbeitsbräuche, sowie Gruppen- und Vereinsbräuche sind<br />
Forschungsinhalte der Brauchforschung (Bimmer 1988:311f.). Brauch bezieht sich auf<br />
eine soziale Kategorie, die durch soziales Handeln bestimmt wird. Sie umfasst weite Teile<br />
des sozialen Lebens in seinen facettenreichen, kulturellen Ausprägungen. Charakteristika<br />
sind eine gewisse Regelmäßigkeit und ein durch einen Anfangs- und Endpunkt<br />
gekennzeichneten Handlungsablauf, der den involvierten Personen bekannt ist. Brauch und<br />
Sitte bilden ein zusammengehöriges Begriffspaar mit einem starken Hang zur Normierung<br />
und wertenden Beurteilung (Bimmer 1988:311f.). Köstlin erklärt Brauch als „Verhalten<br />
oder Verhaltensmuster, das von der Gruppe als richtig oder falsch angesehen wird, eine<br />
allen gemeinsame Regel, die von der Gruppe im Konsens getragen wird und die<br />
Konformität der Gruppe darstellt. Diese soziale Konformität gründet sich in der Moderne<br />
immer deutlicher auf eine `historisch` genannte Tradition“ (Köstlin 1999:11).<br />
Seit seinem Anbeginn prägte das Christentum teilweise schon bestehende Bräuche und<br />
Sitten und ist heute deren wichtigste Kraftquelle. Dank, Gedächtnis und Opfergabe bilden<br />
den Hintergrund vieler kirchlicher Feste. Die religiöse Komponente kann jedoch auch in<br />
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