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Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

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5.3.3.1 Heilig Dreikönig<br />

An Heilig Dreikönig (6. Januar) bringen viele Bewohner des Tals Wasser und Salz in die<br />

Kirche, um es vom Pfarrer weihen zu lassen. In teilweise größeren Mengen stellen sie<br />

Salzpackungen, Wasserflaschen, manchmal auch Weihrauch, Myrrhe, Äpfel und<br />

Zündhölzer vor den Altar. Früher hat man zu dem Anlass auch Heublumen weihen lassen,<br />

Weihrauch war jedoch früher nur <strong>für</strong> die Sternsinger bestimmt, da er schwer erhältlich war.<br />

Manche Kirchgänger öffnen die Flaschen, damit der Segen eindringen kann, andere<br />

denken, dass er das bei geschlossenen Flaschen genauso tut. „Der Weihe schreibt man ja a<br />

bestimmt Kraft oder an Segen zu oder.“ (GP28B) Nach der Kirche beginnen die<br />

„Sternsinger“ jedes Haus zu besuchen. Sie singen, sagen Segenssprüche auf und schreiben<br />

mit geweihter Kreide die Kürzel C + M + B und die Jahreszahl über die Haustür. In ihrem<br />

Weihrauchfass verbrennen sie geweihten Weihrauch. Manchmal schicken die Landwirte<br />

und Landwirtinnen die Sternsinger in den Stall, um auch dort noch zu räuchern. Im Stall<br />

wird auch ein Teil des geweihten Salzes direkt an die Tiere verfüttert.<br />

Abbildung 68: Heiligdreikönigssalz wird an die Schafe verfüttert<br />

„Dem Dreikönigswasser hat ma immer, früher hat ma immer gsagt des hätte<br />

eine höhere Weihe als das normale Weihwasser. Und der Pfarrer sagt auch es<br />

wird (…) ein viel längerer Weiheritus als bei einer normalen<br />

Weihwasserweihe.“ (GP28B)<br />

Im Alltag wird auch Weihwasser aus einem kleinen Weihwasserbecken gesprengt. Nach<br />

Angaben der Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner verwenden sie Weihwasser im<br />

Haus noch häufiger als im Stall. Es wird in den Raum gespritzt, eventuell in Richtung der<br />

Tiere und der Bauer oder die Bäuerin bekreuzt sich noch dreimal damit. Dabei wird um<br />

Gottes Segen gebeten. Ein Gesprächspartner meinte, es ist wie ein Abschied von den<br />

Tieren und eine Art des Umgangs mit unvorhersehbaren Ereignissen.<br />

„Es sind auch Rituale, derf ma ned ganz vergessen (…), wenn man eine Stallarbeit<br />

abschließt und man macht dann noch, mit dem Weihwasser dieses Ritual ist des<br />

irgendwie ein Loslassen. Ich denke es spielen so viele Sachen, andre Sachen auch<br />

noch hinein. Ja man weiß ja am Morgen nicht was passiert ist wenn man wieder in<br />

den Stall kommt (…) ob dann alles noch beim Alten ist.“ (GP3)<br />

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