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Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

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Blumenschmuck am Hut. Vor dem Abtrieb betet das Alppersonal auch heute noch auf<br />

manchen Alpen zusammen. Es wird wie beim Auftrieb auch Weihwasser gespritzt und<br />

geweihtes Salz verfüttert.<br />

Alpbenediktion und Hirtengebet<br />

In den ersten zwei Wochen auf der Alpe kommt ein Pfarrer hinauf und segnet die Gebäude<br />

sowie Wasser und Salz. Das Personal und manchmal auch die Familien kommen<br />

zusammen, um zu beten. Dabei wird auch „<strong>für</strong> d´Optik (…) damit die Zeremonie auch<br />

sichtbar ischt“ (GP28A) ein Feuer entzündet. Die Tiere sind dann meistens nicht zugegen,<br />

aber der Pfarrer sprengt Weihwasser im Stall und später bekommen sie etwas von dem<br />

geweihten Salz. Die Menschen auf den Alpen haben sich früher immer gefreut, wenn<br />

jemand kam, da damals viele Alpen noch nicht mit dem Auto erreichbar waren. Und der<br />

Pfarrer hat danach noch mit allen geredet. Da die Alpwirtschaft gewisse Risiken birgt, ist<br />

der Brauch der Alpbenediktion mit der Hoffnung auf einen Sommer ohne Abstürze oder<br />

anderem Unglück verbunden. Er wird auch heute noch gelebt, auch wenn die Alpsegnung<br />

teilweise von einer öffentlichen Alpmesse ersetzt wird.<br />

Ein weiterer Ausdruck der Verbindung von Religion und Viehwirtschaft sind die Gebete<br />

der Hirten. Wenn die Hirten ihre Tiere gut auf die Weide gebracht hatten, setzten sich der<br />

„Meisterhirt“ und der „Kleinhirt“ zusammen und beteten. Entweder wurde ein Vaterunser<br />

zum Heiligen Martin und Wendelin gesprochen, oder das Glaubensbekenntnis oder<br />

spezielle Gebete. Die Gesprächspartnerin, die davon erzählt hat, wusste nicht ob der<br />

Brauch noch praktiziert wird.<br />

„Wenn die Hirten im Sommer auf den Almen das Vieh ausgetrieben hatten und<br />

auf der Tagweide waren, dann hen sie sich mit am Kleinhirt amal hingesetzt,<br />

früher, und hen auch dem heiligen Martinus und am Wendelin ein Vaterunser<br />

gebetet. Das war so Brauch jeder Meisterhirt hat das so gemacht (...) jeden<br />

Tag. Das warn verschiedene Gebete. Ich has aba auch schon gehört, dass ma<br />

den Gauben noch gebetet hat: Ich glaube an Gott den Vater dem Allmächtigen.<br />

Hat jeder Meisterhirt noch seine Extragebete ghaa.“ (GP19)<br />

5.3.3.4 Maria Himmelfahrt<br />

Am Maria Himmelfahrtstag, „der Heilige Tag” (GP3) am 15. August, wird ein Strauß aus<br />

Kräutern und Blumen gebunden und in der Kirche gesegnet. Drei der befragten elf<br />

Personen leben diesen Brauch nicht, bekannt ist er jedoch allen. Er scheint mehr von den<br />

Frauen des Tals getragen zu werden. Ähnlich wie beim Räuchern wirkt auch hier die<br />

Alchemilla-Gruppe ein: Früher hat man beliebige Blumen verwendet, ohne eine gewisse<br />

Vorgabe, heute sollen es gemäß der Alchemilla-Initiatorin genau sieben oder neun Kräuter<br />

sein. Eine ältere Bäuerin, die nicht in der Alchemilla-Gruppe ist sagt, es sollen mindestens<br />

sieben verschiedene Bestandteile sein. Die Verwendung von Blumen steht in Verbindung<br />

mit den Blumen, die an Marias Aufnahme in den Himmel erschienen sein sollen.<br />

„Da erzählt ja die Legende, wie die Aposchtl zurück gkommen sind und die<br />

Gottesmutter war nicht mehr da, oder war nicht mehr im Grab, die Aufnahme<br />

Mariens in den Himmel. Da sei das Ganze voll Blumen gewesen, oder, (…) und<br />

da warn´s die Blumen und ned die Heilkräuter oder“ (GP28B)<br />

Mehrere Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner gaben an, dass sie Kräuter und<br />

Blumen aus ihrem Garten und vom Feld verwenden, von jeder Sorte ein Stück, oder wie es<br />

gerade gefällt. Außerdem wird öfters Gemüse beigefügt, hier werden Karotten (Daucus<br />

carota ssp. sativus) und Zwiebeln genannt. Die explizit genannten Pflanzenarten sind<br />

folgende: Wermut (4 Nennungen), Ringelblume (4 Nennungen), Karotten (3 Nennungen),<br />

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