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Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

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1 Einleitung<br />

Die Weltgesundheitsorganisation hat im Jahre 1978 in der Alma Ata Declaration<br />

verlautbart es sollen alle verfügbaren Ressourcen ausgeschöpft werden, eingeschlossen der<br />

Fülle traditioneller Medizin und der Vielfalt der Personen die diese praktizieren. Daran<br />

anknüpfend fand dreißig Jahre später in Beijing der erste Congress on Traditional<br />

Medicine statt. In der daraus resultierenden Beijing Declaration wurde eine sichere und<br />

effektive Nutzung traditioneller Medizin angepriesen. Das Wissen um traditionelle<br />

Medizin und deren Behandlungsformen soll - entsprechend der regionalen Gegebenheiten -<br />

erhalten, respektiert, angeworben und angemessen kommuniziert werden (WHO1 2009 1 ,<br />

WHO2 2009).<br />

Die Humanmedizin scheint in der Wertschätzung und Integration von traditioneller,<br />

beziehungsweise alternativer oder komplementärer Medizin im Gegensatz zur<br />

Veterinärmedizin weit voraus zu sein. In Österreich werden in der Veterinärmedizin kaum<br />

Hausmittel <strong>für</strong> Nutztiere eingesetzt und das Wissen um die altbekannten Hausmittel gerät<br />

in Vergessenheit (Vogl-Lukasser et al. 2006b:10f.). Der Großteil der Forschung bezüglich<br />

des Einsatzes von Hausmitteln bei Tieren wurde bisher in den südlichen 2 Ländern<br />

unternommen (Martin et al 2001). Für Österreich besteht ein Nachholbedarf und die Zeit<br />

drängt, da nicht nur das lokale Wissen in Vergessenheit gerät, sondern auch die<br />

Biodiversität abnimmt (Mathias 2007: 242).<br />

Eingebettet in das Forschungsprojekt Biocultural Diversity Monitoring im Biospärenpark<br />

Großes Walsertal/Vorarlberg wurden im Zeitraum von Oktober 2009 bis Januar 2010<br />

Daten zum Schwerpunkt Tierheilkunde erhoben. Es wurde das lokale Erfahrungswissen<br />

der Bäuerinnen und Bauern über die Tierheilkunde dokumentiert, wie sie heute gelebt,<br />

beziehungsweise aus früheren Zeiten erinnert wird. Das zentrale Thema ist die<br />

Gesunderhaltung und Krankheitsbehandlung von Nutztieren in der Region des Großen<br />

Walsertals in Vorarlberg. Die Volksheilkunde und das betreffende lokale<br />

Erfahrungswissen sind einem kontinuierlichen Wandel unterlegen und werden im<br />

historisch-kulturellen Kontext untersucht. Da ein ethnobotanischer Ansatz verfolgt wird,<br />

werden insbesondere die pflanzlichen Hausmittel herausgearbeitet. Die in<br />

semistrukturierten Interviews am häufigsten genannten Hausmittel werden in Hinblick auf<br />

ihre tatsächliche Anwendung untersucht. Christlich-religiöse Bräuche und Praktiken rund<br />

um Tier und Pflanze stellen einen weiteren Schwerpunkt der Diplomarbeit dar. Mit dem<br />

Projekt soll das Bewusstsein <strong>für</strong> den Wert des lokalen Erfahrungswissens als Ausdruck<br />

erhaltenswürdigen Kulturerbes gestärkt werden.<br />

1 Online-Quellen wurden in dieser Arbeit im Text mit Abkürzungen in Großbuchstaben versehen, sind<br />

jedoch im Online- Quellenverzeichnis vollständig nachvollziehbar. Durch die Jahreszahl werden die<br />

2 Südlich ist ein Begriff der im Sinne einer politisch korrekten Bezeichnung die Begriffe Entwicklungsländer,<br />

Dritte Welt oder nicht- industrialisierte Länder ersetzt. Nördlich ersetzt somit die Begriffe erste, entwickelte<br />

oder industrialisierte Welt. (McCorkle et al. 2001:6)<br />

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