02.01.2013 Aufrufe

Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

hatte man auch einen größeren Schaden. Ein Gesprächspartner erzählt, dass die Pferde bei<br />

der Behandlung mit Hausmitteln grundsätzlich „dankbarer“ waren und sie es „mehr zu<br />

schätzen wussten“ als die Kühe. Diese haben zum Beispiel einen Eimer <strong>für</strong> ein Fußbad erst<br />

dreimal gegen die Wand getreten, bevor sie ruhig geworden sind und gemerkt haben, dass<br />

es ihnen gut tut.<br />

„Im Berggebiet war das früher fast der Untergang, wenn ma a Kua schlachten<br />

musste. Heute wird schnell gemetzgert, aber wenn man drauf schaut, gibt’s<br />

heut auch noch alte Kühe.“ (GP21A)<br />

„Da hascht von dem glebt, ob du a Kuah gha häsch oder nid gha häsch.<br />

Wenn´d koa gha häsch, bist du arm gse, oder, und wenn´d a Kua gha häsch<br />

bist riich gsi im Prinzip, oder, weil du hasch Milch gha, oder. Und da hat ma<br />

natürlich nu mehr Bedeutung zuamessa und vieles verschwindet des, oder.“<br />

(GP7A)<br />

Einer der gravierenden menschlichen Eingriffe in der Rinderhaltung war die Einführung<br />

der künstlichen Besamung, die im Tal ab den späten 1960er durchgeführt wurde.<br />

Außerdem werden heute auch ungefähr 90 Prozent aller Rinder enthornt. Nach Aussagen<br />

eines Gesprächspartners wirkt sich das negativ auf die Qualität der Milch aus. Außerdem<br />

ist der vor allem auf der Alpe sehr wichtige Gleichgewichtssinn durch fehlende Hörner<br />

beeinträchtigt. Er hat auch beobachtet, dass hornlose Kühe aggressiver gegenüber den<br />

anderen Herdentieren sind, was schon zum Absturz einer seiner Kühe geführt hat. Seine<br />

Überzeugung ist: „Was da Herrgott wachsen lasst, soll ma ned obaschneidn.“ (GP9)<br />

5.1.2 Tierkrankheiten bei Nutztieren<br />

Einige Krankheitsbezeichnungen, die in den Gesprächen verwendet wurden, sind regionale<br />

Dialektbezeichungen. Um die deutschen beziehungsweise lateinischen Namen abzuklären,<br />

wurden die beiden Tierärzte befragt, die auch fast alle regionalen<br />

Krankheitsbezeichnungen kannten. Die Dialektbezeichnungen aus den Vorarlberger<br />

Regionen Monatafon und Bregenzerwald wurden hinzugefügt, insofern sie von den<br />

Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen verwendet wurden (Tabelle 4: Regionale<br />

und medizinische Krankheitsbezeichnungen mit Beschreibungen des Krankheitsbildes).<br />

Tierkrankheiten die früher Probleme breitet haben<br />

Die Rinder waren früher generell robuster und wurden seltener krank. Früher war man<br />

auch teilweise mit anderen Krankheiten konfrontiert. Ansteckende, seuchenartige<br />

Krankheiten sind noch lebhaft in Erinnerung. Eine als „Geißel“ bezeichnete Seuche war<br />

die Maul- und Klauenseuche, die nach Angaben eines Gesprächspartners im Jahr 1976 das<br />

letzte Mal im Tal aufgetreten ist. Lange ist kein Antibiotikum zur Verfügung gestanden<br />

und betroffene Höfe oder gar ganze Dörfer wurden unter Quarantäne gesetzt. Übertragen<br />

wurde die Krankheit nicht nur über den direkten Kontakt sondern auch indirekt, zum<br />

Beispiel über den Wind. Man hat den Tieren die betroffenen Klauen und Mäuler mit<br />

Meisterwurz gebadet und alle möglichen Hausmittel ausprobiert. Außerdem hat man ihnen<br />

viel Flüssigkeit zu trinken gegeben und das Heu klein geschnitten, weil sie nicht gut kauen<br />

konnten. Aus demselben Grund wurde auch feineres Heu aus dem 2. Schnitt, das<br />

Grummet, verfüttert. Die Tiere haben die Maul- und Klauenseuche großteils überlebt,<br />

waren aber in schlechtem Zustand.<br />

Auch die Lungenkrankheit Tuberkulose war eine schwere Seuche, die in die 1970er Jahre<br />

auch im Walsertal vorkam. Auf manchen Betrieben kam es zur Schlachtung ganzer<br />

Viehbestände. Durch obligatorische Impfungen wurde die Tuberkulose jedoch erfolgreich<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!