Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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Verwendung <strong>für</strong> Menschen<br />
Sieben Personen verwenden Harz auch als Hausmittel <strong>für</strong> Menschen zur Behandlung von<br />
eitrigen Wunden, als Zugsalbe, um Schiefer (Sprissa) aus der Haut zu ziehen, und zum<br />
Räuchern. Bei Schnupfen wird ein harziges Ästchen auf den Ofen gelegt, das die Nase<br />
öffnen soll, oder man gibt Harz in heißes Wasser und inhaliert. Diese Schnupfenmittel hat<br />
die Landwirtin von einer alten Frau übernommen, „die war da ganz euphorisch.“ (GP20B)<br />
Das Blaötrlihaorz war vor allem früher ein beliebtes Hausmittel. Es wird aus kleinen<br />
Blasen unter der Grobrinde der Weißtanna gewonnen, die mit einem spitzen Löffel<br />
angestochen werden. Pro Blase gewinnt man einen Tropfen klares, helles Harz, welches<br />
wegen dem hohen Aufwand beim Sammeln sehr kostbar ist. Es wird nur <strong>für</strong> Menschen mit<br />
Magenschmerzen verwendet.<br />
Tabelle 10: Detailübersicht über die Verwendung von Harz<br />
Hausmittel Tierart Krankheit Anwendung Wirkung<br />
warmes Harz Schafe,<br />
Rinder<br />
eitrige Wunden,<br />
abgebrochenes Horn,<br />
geschwollene, eitrige Knie,<br />
Klauenerkrankungen,<br />
Entzündungen an Klauen,<br />
eingetretener Fremdkörper in<br />
Klaue, nach dem<br />
Klauenschneiden<br />
auf Tuch streichen oder<br />
auflegen und<br />
verbinden, nach zwei<br />
bis drei Tagen<br />
überprüfen<br />
warmes Harz Ziege Knochenbrüche aufstreichen und<br />
verbinden wie Gips<br />
Harzsalbe Rinder Klauenverletzungen auftragen,<br />
Wundauflage<br />
Fichtenharz Rinder, alle<br />
Tiere<br />
Entzündung, eitrige Wunden,<br />
Erkrankungen an<br />
Gliedmaßen<br />
verflüssigt auf Tuch<br />
streichen oder trocken<br />
auflegen und verbinden<br />
macht weich und bricht<br />
auf, zieht Eiter und<br />
Verunreinigungen<br />
zieht Eiter und<br />
Verunreinigungen<br />
zieht „Gift“<br />
Lärchenharz Rinder Klauenverletzungen verbinden zieht, schließt die<br />
Wunde, heilt<br />
Entzündungen<br />
Ergänzungen<br />
Harz wurde früher zur Versorgung von Wunden benutzt, um Blutvergiftung abzuwehren.<br />
Es wird öfters als Zugsalbe bezeichnet. Einer der Tierärzte benutzt und empfiehlt auch<br />
Harz bei Klauenbehandlungen. Er brachte seine Begeisterung über die Möglichkeit, mit<br />
Harz trockene und widerstandsfähige Verbände anlegen zu können, zum Ausdruck:<br />
„Mit dem Harz war wirklich a durchschlagender Erfolg (…) da bin i eigentlich<br />
enttäuscht von de Bauern, dass es ned selber zusammen duan. Des hätt a biz<br />
nachlaa, bei de junga Bauern lässt des a bizli nach.“ (GP1B)<br />
Eine Gesprächspartnerin hat auch das von Bienen erzeugte Propolis als Harz bezeichnet.<br />
Die Bienen setzen es selbst ein, um Ritzen abzudichten und als Abwehr gegen Spitzmäuse<br />
oder Falter, die in ihre Bienenstöcke eindringen. Der Eindringling wird gestochen und mit<br />
Propolis einbalsamiert, wodurch der Verwesungsgeruch eingedämmt wird. Bei Schafen<br />
wird Propolissalbe <strong>für</strong> offene Wunden, Euterverletzungen und Lippengrind verwendet. Bei<br />
der Schlachtung von Schweinen wurden früher die Borsten mit Harz bestrichen, um sie<br />
dann mit einer Kette zu entfernen.<br />
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