Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abbildung 70: Angaben der Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen was sie <strong>für</strong> ihren<br />
Palmbuschen verwenden (n= 11) (Quelle: eigene Darstellung)<br />
An die Personen, die selbst keinen Palmbuschen binden, werden nach der Kirche welche<br />
verteilt. Die meisten Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen (acht von elf)<br />
verwenden den Palmbuschen nach der Weihe in Haus und Stall. Er wird aufgeteilt und<br />
zumindest hinter einem Kreuz im Haus wird ein Zweig gesteckt. Viele haben auch ein<br />
Kreuz im Stall und stecken den Zweig irgendwo an die Decke oder geben je einen Zweig<br />
in jeden Raum. Ein Landwirt verstreut auch noch einen Teil auf den Heustock. Der Rest<br />
wird oft auf dem Dachboden aufbewahrt. Als Gründe <strong>für</strong> diese Praktik wird allgemeiner<br />
Schutz, Schutz vor Feuer, Schutz vor Krankheiten und Verletzungen, und der Segen Gottes<br />
genannt.<br />
Ein ebenfalls weit verbreiteter Brauch (acht von elf Nennungen) ist das Verbrennen eines<br />
Zweigleins vom Palmbuschen, wenn ein Gewitter aufzieht. Auch hier wird die<br />
Schutzfunktion genannt und außerdem, dass Hagel abgehalten wird und so das Gewitter<br />
vertrieben wird. Das war das einzige was man tun konnte. „Da hat ma Kummer und da<br />
wird einem auf jeden Fall leichter. (…) Es ischt ja vielleicht ein Segen drauf oder, wenn<br />
mans verbrennt“ (GP28B) Ähnlich denkt der Gesprächspartner auch über das Räuchern.<br />
Er erzählte, dass auch der Palmbuschen zusammen mit Weihrauch an Heilig Dreikönig<br />
und Weihnachten geräuchert wird. Die Reste des Palmbuschens vom Vorjahr werden vom<br />
Großteil der Landwirte und Landwirtinnen verbrannt. Eine Bäuerin erzählte, ihn am<br />
Palmsonntag im Ofen zu verbrennen. Grundsätzlich soll alles Geweihte verbrannt werden,<br />
damit es über das Feuer in die Atmosphäre gelangt. Eine andere Landwirtin erzählte, dass<br />
sie am 30. April ab 20 Uhr, wenn die Kirchenglocken den Mai „einläuten“, die alten<br />
Palmbuschen als Fackeln auf den wichtigsten Wiesen des Betriebs verbrennen.<br />
„Da werden die Palmen dann auf die Wiesen gebracht, also einer oder zwei, wir zu Hause<br />
hatten vier, fünf. Auf die wichtigsten Wiesen und dann zündet man sie an und wir Kinder<br />
sind dann mit den Palmen gesprungen und im ganzen Feld bis er abgebrannt ist. Das sollte<br />
auch ein Segen sein.“ (GP7B)<br />
116