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Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

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Abbildung 67: Ein Gesprächspartner demonstriert wie er die Haut am Hals mit einer<br />

Sattlernadel durchsticht<br />

5.3.3 Religiöse Praktiken und Bräuche rund um die Tiere<br />

Die Religion ist im Großen Walsertal, wie in vielen ländlichen Gegenden, noch stark mit<br />

dem täglichen Leben verbunden, daher verwundert es nicht, dass auch die Viehwirtschaft<br />

von geistigen Elementen durchdrungen ist. Bäuerinnen und Bauern pflegen ihre Beziehung<br />

zu den Tieren, auch indem sie sie in religiöse Feste miteinbeziehen und ihnen den<br />

kirchlichen Segen zuteil werden lassen. Die Kraft des Glaubens und der Gedanken kommt<br />

in unterschiedlichen Kontexten zur Sprache. Die Heilkräuter werden als gottgegeben<br />

betrachtet. Außerdem wird die Überzeugung von der Wirkung der Heilmittel als wichtig<br />

bewertet. Wenn ein Stall gebaut wird, wird ein Pfarrer geholt, der ihn segnet. Wenn sich<br />

Krankheiten, Fehlgeburten oder anderes Unglück im Stall häufen, holt man ebenfalls einen<br />

Geistlichen. Am Abend wird vor Verlassen des Stalls oft noch ein Segen über die Tiere<br />

gesprochen.<br />

„Des is ma eigentlich unbewusst (…), des sind einfach Rituale, einfach tief da,<br />

wo ma einfach nimmer nachdenkt, weil des selbstverständlich wird.“ (GP15A)<br />

„Für jede Krankheit hat da Herrgott a Kraut wachsen lassn. Wenn man´s<br />

richtig anwendet und ned zu spät.“ (GP23B)<br />

„Hüüt set ma halt da Glaube hat geholfen, oder. Aber da ha ma fescht drauf<br />

glaubt, dass des passt. Die ham an feschte Glaube ghabt, oder, und des hilft<br />

jetzt. Und hat bestimmt a oft gholfe. Wenn i säg zu etwas und es hilft mir, hen i<br />

so viel eigene Kraft, oder, dass i des übertauch oder. Aber wenn i säg des hilft<br />

mir eh nix, dann hilft´s a nix. Wenn Sie oder wenn i zum Dokter geh und denk<br />

der hilft mir ned, dann hilft er mir a ned. Weil 50 Prozent bin i immer selber<br />

der Arzt oder Doktor, oder. We i muass ja glaube was der duad an mir, oder.”<br />

(GP23A)<br />

Der Glaube wird im Stall auch in Form von Kreuzen, Weihwasserkesseln und<br />

Heiligenbildern sichtbar. Außerdem werden verschiedene Bräuche und Praktiken gelebt,<br />

die im Folgenden genau beschrieben werden. Nach Angaben der Gesprächspartnerinnen<br />

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