Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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Ergänzungen<br />
Manche Landwirte und Landwirtinnen scheinen viel und gerne Schnaps als Hausmittel<br />
einzusetzen: „I mach des mit Schnaps, bei mir sind alle Küah glaub i Alkis.“ (GP18B)<br />
Dieser Gesprächspartner ist der Meinung, dass Alkohol immer gut ist und kühlend wirkt.<br />
Früher hat man auf jedem Betrieb Schnaps und Vorlauf gehabt, weil viele selbst gebrannt<br />
haben. Viele Menschen aus dem oberen Tal, die selbst kein Obst haben, kommen zu den<br />
Schnapsbrennern, um Schnaps zu kaufen, den Vorlauf gibt es manchmal geschenkt. Das<br />
Branntweingesetz wurde früher vom Finanzamt streng kontrolliert. Damit nicht schwarz<br />
gebrannt wurde, hat man nach dem Brennen den „Brennhut“ mit einem offiziellen Siegel<br />
versiegelt. Die Grenze, wo es im Tal noch Birnbäume gibt, verläuft durch den unteren Teil<br />
von Mittelberg auf circa 1.200 Meter Seehöhe, weiter oben gibt es keine mehr. Bei den<br />
Birnbäumen an der oberen Wachstumsgrenze handelt sich um eine alte Sorte, der<br />
Hansibira, die vor allem zum Dörren verwendet wird. Früher hat man alles, was man hatte,<br />
verwertet, auch den Vorlauf. Er enthält Blausäure, ist also giftig und darf ausschließlich<br />
äußerlich angewendet werden. Eine Gesprächspartnerin desinfiziert auch ihre Gartenschere<br />
mit Vorlauf, um Pilzinfektionen vorzubeugen. Ersatz <strong>für</strong> Schnaps beziehungsweise<br />
Vorlauf ist bei manchen Behandlungen Harz, Melkfett oder Ringelblume.<br />
5.2.1.5 Heublumen<br />
Graminis flos<br />
Heublüamle<br />
Abbildung 25: Eine artenreiche Wiese im Großen Walsertal (links) und Heublumen, die aus<br />
Heu gewonnen werden (rechts) (beide Fotos: Grasser 2008/2005)<br />
44 % der 16 Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner (7 Nennungen) kennen<br />
Heublumen als Hausmittel <strong>für</strong> Tiere. Heublumen ist ein Sammelbegriff <strong>für</strong> die feinen<br />
Pflanzenteile, die aus dem Heu fallen.<br />
Bezugsquellen<br />
Alle acht Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen, die Heublumen als Hausmittel <strong>für</strong><br />
Tiere verwenden, gaben an, Heublumen im Zuge der Heuproduktion zu gewinnen. Wenn<br />
ein Heustock aufgebraucht ist, bleiben die Heublumen, also Blüten und Samen von<br />
Gräsern, Kräutern und Blumen, als Bodensatz übrig. Ein Gesprächspartner erklärte, dass<br />
heutzutage ein Großteil der Heublumen nicht mehr brauchbar ist, wegen der<br />
Verunreinigung mit Dünger und Erde, die von den Maschinen mitgemischt wird. Nur<br />
ungedüngte Wiesen, bevorzugt Magerwiesen, die noch in Handarbeit geheut werden,<br />
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