Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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ekämpft. In neuerer Zeit ist sie im benachbarten Lechtal und im Tiroler Inntal wieder<br />
beim Rotwild aufgetreten, die die Tuberkulose über Speichel auf die Alptiere übertragen<br />
können.<br />
Die Brucellose, auch Morbus Bang genannt, ist bis in die 1960er Jahre im Tal aufgetreten.<br />
Da meist mehrere Kühe im zweiten Trächtigkeitsdrittel verwerfen und Probleme mit<br />
Nachtgeburtsverhalten haben, wird diese Krankheit auch als „seuchenhaftes Verwerfen“<br />
bezeichnet. Auch Menschen können an dieser Krankheit erkranken. Zur Bekämfung<br />
mussten die Tiere geschlachtet und geimpft werden, so wurde die Seuche im Großen<br />
Walsertal überwunden.<br />
Tabelle 4: Regionale und medizinische Krankheitsbezeichnungen mit Beschreibungen des<br />
50<br />
Krankheitsbildes<br />
Dialektbezeichungen Deutsche Bezeichnung Beschreibung<br />
da Wilda,<br />
Mauke (Montafon),<br />
Bolla (Bregenzerwald)<br />
infektiöse Zwischenklauenentzündung,<br />
Panaritium<br />
Nabelser Nabelentzündung,<br />
Omphalitis<br />
Gallfiabr/Gallafiabr,<br />
Biss (Bregenzerwald)<br />
akute, fieberhafte<br />
Euterentzündung,<br />
Mastitis<br />
Entzündung um den Hornschuh herum, am Saumband<br />
und zwischen den Klauen, die durch Feuchtigkeit<br />
hervorgerufen wird, vor allem wenn die Tiere auf<br />
matschigen Weiden stehen. Meist dringen die Bakterien<br />
über eine kleine Verletzung ein. Symptome sind<br />
Schwellung und Lahmheit. Sehr schmerzhaft.<br />
Entzündung des Nabels beim Kalb durch den Eintritt von<br />
Bakterien auf Grund von Verunreinigung oder<br />
mangelhafter Nabelversorgung.<br />
Infektion des Euters über den Milchkanal oder den<br />
Blutweg. Tritt oft mit Fieber und Schmerzen auf.<br />
gällig sein - Magerkeit, Appetitlosigkeit, Schwäche, lederbündige Haut,<br />
die sich kaum von den Rippen ziehen lässt – was als Test<br />
Schab,<br />
Tschütterlüs (Montafon)<br />
Hautpilzerkrankung,<br />
Kälberflechte, Rinderflechte,<br />
Trichophytie<br />
angewendet wird (5.3.2.13 Gällna).<br />
Eine vom Kalb oder Rind auf den Menschen übertragbare<br />
entzündliche Pilzerkrankung der Haut. Kennzeichnend<br />
sind kreisrunde haarlose Stellen.<br />
Fluss Euterödem Flüssigkeit lagert sich im intrazellulären Raum des<br />
Eutergewebes ab, was zur Schwellung von Euter, Zitzen<br />
und in einigen Fällen auch des Bauchbereiches führt. Die<br />
Zitzen sind wegen des Drucks sehr empfindlich. Durch die<br />
Schwellung wird das Melken erschwert und der Milchfluss<br />
gestört.<br />
Stallgrippe, Stallruhri Virusinfektion, grippaler Infekt Entweder Magen-Darm-Grippe mit Durchfall (Stallruhri)<br />
oder eine Grippe mit Husten und Lungenbeschwerden<br />
(Stallgrippe) oder beides in Kombination. Zu den Viren<br />
können sekundär Bakterien dazukommen. Meistens mit<br />
Fieber. Es sind immer mehrere oder alle Rinder eines<br />
da wiiße Ruhri/da<br />
Wiißscheissa<br />
das Brechen fieberhafte Hautallergie (gegen<br />
eine den befragten Tierärzten<br />
unbekannte Substanz)<br />
Stalls betroffen.<br />
Verdauungsstörung Verdauungsstörung beim Kalb als Reaktion auf zu viel<br />
oder zu kalte Milch oder wenn die Milchpulvermischung<br />
nicht richtig angerührt ist. Tritt meistens ab dem zehnten<br />
Tag auf.<br />
Plötzlich auftretendes hohes Fieber, aufgestellte Haare,<br />
Schwellungen an Augenlidern und Vagina,<br />
flüssigkeitsgefüllte Erhebungen, sogenannte „Quaddeln“.<br />
Nach einem Befall tritt es nicht mehr auf.<br />
der Mudere - Wenn man weder krank noch gesund ist, ein Zustand<br />
dazwischen.<br />
Auch der Milzbrand und der Rauschbrand „waren der pure Schreck“ (GP28A). Milzbrand<br />
ist eine akut verlaufende Infektionskrankheit, Rauschbrand eine nicht-ansteckende, akute<br />
und hoch fieberhafte Wundinfektion. Die betroffenen Betriebe, die Brandalpen, mussten<br />
unter Quarantäne gestellt werden und die Tiere wurden geschlachtet oder sind verendet, da<br />
es keine Behandlungsmöglichkeiten gab. Auch in diesem Fall hat die Schutzimpfung des<br />
Jungviehs der Seuche ein Ende gesetzt. Als Faustregel gilt: Wenn 30 Jahre kein Fall<br />
auftritt wird eine, vor allem auf Gemeinschaftsalpen obligatorische, Impfung abgesetzt.