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Martina Grabowski - Institut für ökologischen Landbau - Boku

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Abbildung 9: Eine Milchnadel; sie ist hohl und hat eine ovale Öffnung an der Spitze. Die<br />

Milchnadel wird in die Zitze der Kuh gesteckt, das Innenteil wird herausgezogen und<br />

die Milch kann abfließen (links). Eine Öffnernadel; sie wird in die Zitze der Kuh<br />

getrieben, um den Milchkanal aufzureißen und die Milch abfließen zu lassen.<br />

Da die Nutztiere früher einen weitaus höheren Wert hatten als heute, war die Arbeit der<br />

spezialisierten Bäuerinnen und Bauern eine sehr wichtige. Sie waren schneller und leichter<br />

verfügbar als ein Tierarzt oder eine Tierärztin und vor der Einführung der<br />

Veterinärmedizin sowieso die einzigen Helfer, die noch „a Stück Vieh retten konnten wenn<br />

ma an Tierarzt nicht erreicht hat.” (GP28A) Ein Gesprächspartner spricht auch davon,<br />

dass es ihm lieber war, einen Spezialisten oder eine Spezialistin zu holen - es war <strong>für</strong> ihn<br />

einfacher, billiger und die Arbeit wurde genauso gut wie vom Tierarzt oder der Tierärztin<br />

erledigt. Außerdem verfügen die Spezialisierten auch über Wissen bezüglich der<br />

Hausmittel, die in der Veterinärmedizin niemals angewandt wurden. Ein Landwirt<br />

beschreibt die „Rettung“ einer vom lokalen Tierarzt schon abgeschriebenen Kuh<br />

folgendermaßen: „Und denn hätt da zu mir an alta Mann gsagt: Ja hasch sie gällnert? (…)<br />

Dann hab i gsagt: des kenn i ned und was isch des? Ja dann komm i, i komm am Aband.<br />

Und denn is der komma und hat des gällnert und seit dem mach i des selber.“ (GP21A)<br />

Seit dieser Behandlung im Jahr 1996 ist er ein überzeugter Spezialist <strong>für</strong> das Gällna<br />

(5.3.2.13).<br />

Ein Landwirt erzählt, dass es heute, im Hinblick auf den Austausch mit<br />

Vertrauenspersonen, immer noch so wie früher ist, aber weniger in Anspruch genommen<br />

wird. Die Vertrauenspersonen kann man um Rat fragen und sie nehmen sich dem Problem<br />

an. „Dass ma gewußt hat, wenn das Problem da ist, dann kann man zu dem gehen und von<br />

dort eventuell etwas erwarten. Ich denke, das geht heute ein bisschen verloren.” (GP3)<br />

Früher hat man regelmäßig auf die Hilfe der Spezialisten und Spezialistinnen vertraut,<br />

heute ruft man hingegen in erster Linie einen Tierarzt oder eine Tierärztin. Doch es gibt<br />

noch Menschen, die immer wieder angerufen und um Rat gefragt werden, die zu den<br />

Tieren fahren, um sie zu behandeln oder die schon im Voraus so große Mengen an Salben<br />

und Tinkturen herstellen, um ihren Bekannten davon abgeben zu können.<br />

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