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Literaturgeschichte 750-1500

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110<br />

doch enwas daz ungeverte<br />

doch war die Wildnis<br />

des endes niht sô herte,<br />

schließlich nicht so unwegsam,<br />

Tristan enkêrte dar în,<br />

dass sie Tristan gehindert hätten, dort einzukehren,<br />

er und sîn trûtgesellîn,<br />

ihn und seine Gefährtin<br />

und nâmen ir herberge<br />

und sie nahmen ihre Unterkunft<br />

in dem velse und in dem berge.<br />

in dem Felsengebirge.<br />

... (16811)<br />

Genuoge nimet hier under<br />

Viele wundern sich hier,<br />

virwitze unde wunder<br />

(virwitze ‚Fürwitz‘)<br />

und habent mit frâge grôze nôt,<br />

und quälen sich mit Fragen,<br />

wie sich Tristan unde Îsôt,<br />

wovon Tristan und Isolde<br />

die zwêne geverten<br />

das Paar<br />

in dirre wüeste ernerten.<br />

in dieser Wüste lebte.<br />

Des wil ich si berihten,<br />

Das will ich ihnen sagen<br />

ir virwitze beslihten:<br />

und ihre Neugier stillen:<br />

Si sâhen beide ein ander an,<br />

sie sahen einander an,<br />

dâ generten si sich van:<br />

davon nährten sie sich:<br />

der wuocher, den daz ouge bar,<br />

der Gewinn, den das Auge brachte,<br />

daz was ir zweier lîpnar;<br />

war ihrer beider Speise.<br />

si enâzen niht dar inne<br />

Sie aßen dort nichts<br />

wan muot unde minne.<br />

außer Gedanken und Liebe.<br />

Diu geliebe massenie<br />

Diese liebe Gesellschaft<br />

diu was ir mangerîe<br />

war ihre Nahrung,<br />

in mæzlichen sorgen.<br />

und sie lebten sorgenfrei.<br />

Si truogen verborgen<br />

Sie trugen verborgen,<br />

innerhalb der wæte<br />

unterhalb der Kleidung,<br />

daz beste lîpgeræte,<br />

den besten Lebensunterhalt,<br />

daz man zer werlde gehaben kan. den man auf der Welt haben kann.<br />

Daz truoc sich in vergebene an<br />

Das bot sich ihnen gratis<br />

und ie frisch unde niuwe:<br />

und immer frisch und neu an:<br />

daz was diu reine triuwe;<br />

das war die reine Treue,<br />

diu gebalsemete minne,<br />

die mit Balsam versüßte Liebe,<br />

diu lîbe unde sinne<br />

die dem Leib und den Sinnen<br />

als inneclîche sanfte tuot,<br />

so wohl tut,<br />

diu herze fiuret unde muot:<br />

die Herz und Mut befeuert:<br />

diu was ir bestiu lîpnar.<br />

die war ihre beste Speise.<br />

Deiswâr si nâmen selten war<br />

Fürwahr, einer anderen Speise achteten sie<br />

deheiner spîse niuwan der,<br />

gar nicht außer der,<br />

von der daz herze sîne ger,<br />

von der das Herz seine Begierde<br />

daz ouge sîne wunne nam<br />

und das Auge seine Wonne empfing,<br />

und doch dem lîbe rehte kam.<br />

und die doch dem Leib genügte.<br />

Hie mite sô hæten si genuoc.<br />

Damit hatten sie genug.<br />

In streich diu liebe ir erbepfluoc<br />

Auf Schritt und Tritt und allzeit übte die Liebe<br />

niwan an iegelîchem trite<br />

ihr altererbtes Handwerk mit ihnen<br />

und z’iegelîchen stunden mite<br />

und gab in allen des den rât,<br />

und versorgte sie mit allem (rât ‚was man braucht‘, vgl. nhd. Hausrat),<br />

des man ze wunschlebene hât. was man für ein Leben im höchsten Glück braucht. ...<br />

... (16875)<br />

Swaz iemen kunde ertrahten,<br />

Alles was jemand sonstwo in allen Landen<br />

ze wunschlebene geahten,<br />

für ein Leben in höchstem Glück<br />

in allen landen anderswâ,<br />

notwendig erachten könnte,<br />

daz hæten s’ allez bî in dâ.<br />

das hatten sie da bei sich.<br />

Sine hæten umbe ein bezzer leben Sie hätten für ein besseres Leben<br />

niht eine bône gegeben<br />

nicht eine Bohne gegeben,<br />

wan eine umbe ir êre.<br />

außer allein um ihre Ehre.<br />

Waz solte in ouch dâ mêre?<br />

Was fehlte ihnen auch dort?<br />

Si heten hof, si hæten rât,<br />

Sie hatten einen Hof und alles,<br />

dar an diu fröude elliu stât.<br />

was Freude bringt.<br />

Ir stætez ingesinde<br />

Ihr treues Gefolge<br />

daz was diu grüene linde,<br />

war die grüne Linde,<br />

der schate und diu sunne,<br />

der Schatten und die Sonne,<br />

diu rivier’ unde der brunne,<br />

der Bach und der Brunnen,<br />

bluomen, gras, loup unde bluot,<br />

Blumen, Gras, Laub und Blüten,<br />

daz in den ougen sanfte tuot.<br />

das den Augen wohltut.<br />

lr dienest was der vogele schal:<br />

Ihnen diente der Vogelschall:<br />

diu kleine reine nahtegal,<br />

die kleine reine Nachtigall,<br />

diu troschel und daz merlîn<br />

die Drossel und die Amsel<br />

und ander waltvogelin;<br />

und andere Waldvögel;<br />

diu zîse und der galander<br />

der Zeisig und die Lerche,

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