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Literaturgeschichte 750-1500

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5<br />

ibu du mi ênan sages, ik mi de odre uuet,<br />

ibu ‚wenn‘ (engl. if).<br />

chind, in chunincriche: chud ist mir al irmindeot‘.<br />

Wenn Du mir einen sagst, weiß ich mir die anderen,<br />

Kind, im Königreich, bekannt ist mir das ganze große<br />

Volk“.<br />

Königreich: Italien im Gegensatz zum Kaiserreich Byzanz. - chūd: dt. kund, im Altsächsischen ist das n vor d<br />

geschwunden. - irmin- ‚groß, erhaben, umfassen, allgemein‘. - deot > mhd. diet ‚Volk‘.<br />

Hadubrant gimahalta, Hiltibrantes sunu: Hadubrand sprach, Hildebrands Sohn:<br />

15 ‚dat sagetun mi usere liuti, „Das sagten mir unsere Leute,<br />

alte anti frote, dea erhina warun,<br />

alte und weise, die früher schon da waren,<br />

ahd. fruot as. frod ‚weise; erfahren; klug‘. - êrhin ‚früher‘.<br />

dat Hiltibrant hætti min fater: ih heittu Hadubrant.<br />

dass Hildebrand mein Vater heiße. Ich heiße Hadubrand.<br />

hætti ‚hieße‘ (Konj. Prät.)<br />

forn her ostar giweit, floh her Otachres nid, Vormals ist er nach Osten weggegangen, er floh den<br />

Zorn Odoakers,<br />

forn ‚die alte Zeit‘. - as. giwītan ‚gehen‘. - as. nīd ‚Hass, Zorn, Neid‘.<br />

hina miti Theotrihhe enti sinero degano filu. dorthin mit Dietrich und vielen seiner Kämpfer.<br />

degan ‚Kämpfer, Krieger‘. - ‚seiner‘: Dietrichs.<br />

20 her furlaet in lante luttila sitten Er ließ im Lande arm zurück<br />

as. farlātan ‚verlassen; zurücklassen‘. - luttil ‚klein, unbedeutend‘. - sitten ‚sitzen‘.<br />

prut in bure, barn unwahsan,<br />

die Frau im Haus und das unerwachsene Kind,<br />

prūt ‚Frau‘, nhd. Braut. - būr ‚Haus‘ (nhd. Bau). - barn ‚Kind‘.<br />

arbeo laosa: her raet ostar hina.<br />

erblos: Er ritt nach Osten hin.<br />

ahd. rait ‚ritt‘.<br />

des sid Detrihhe darba gistuontun<br />

Deswegen konnte seither Dietrich nicht entbehren<br />

darbā ‚Nichthaben, Verlust‘. - gistantan ‚entstehen, bevorstehen‘ (gistuontun Prät., 3. Pl.) ‚es standen Verluste<br />

bevor‘. - dem Dietrich (Dat.): ‚deswegen standen Dietrich Entbehrungen meines Vaters bevor‘ = ‚deswegen befürchtete<br />

Dietrich, Hildebrand entbehren zu müssen‘: Dietrich wollte H. bei sich haben, um ihn nicht entbehren<br />

zu müssen.<br />

fatereres mines: dat uuas so friuntlaos man. meinen Vater (ahd.: Genitiv): Das (Dietrich) war ein so<br />

freundloser Mann.<br />

fatereres ist wahrscheinlich Fehlschreibung für fateres. Eine alternative Deutung wäre: Gen. von fater-ero ‚Vater-Erde,<br />

Vaterland‘, aber ein solches Wort wäre sonst nirgends belegt, und es ist auch von der Sache her nicht<br />

wahrscheinlich, dass Hadubrand von Italien in Hinblick auf Dietrich als ‚mein Vaterland‘ spricht.<br />

25 her was Otachre ummet tirri, Er war dem Odoakar unmäßig feind,<br />

‚er‘: Hildebrand. - as. tirri (ahd. hieße es zirri) ‚zornig, feindlich‘.<br />

degano dechisto miti Deotrichhe.<br />

der liebste der Kämpfer Dietrichs.<br />

dechi ‚lieb‘. - miti ‚mit‘, hier ‚bei‘.<br />

her was eo folches at ente: imo was eo fehta ti<br />

leop:<br />

Er war immer an der Spitze des Heeres, ihm war immer<br />

der Kampf zu lieb,<br />

ēo ‚immer‘ (in nhd. ewig). - folk s. V. 10. - enti ‚Ende‘, bei Dingen mit zwei Enden meist die Spitze. - fehta<br />

‚Kampf‘ (dt. fechten).<br />

chud was her ... chonnem mannum.<br />

Bekannt war er...tapferen Männern.<br />

chūd s. V. 13. - chōni nhd. kühn.<br />

ni waniu ih iu lib habbe‘ ...<br />

Ich glaube nicht, dass er noch lebt...“<br />

wāniu entspricht nhd. wähne. - iu = )o ‚immer, jemals‘. - līb entspricht nhd. Leib, die ältere Bedeutung ist aber<br />

Leben (wie engl. life) - habbe ‚habe‘ (Konjunktiv).

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