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Literaturgeschichte 750-1500

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7<br />

45 Hiltibrant gimahalta, Heribrantes suno: Hildebrand, Heribrands Sohn (oder besser: Hadubrand,<br />

Hildebrands Sohn), sprach:<br />

Die folgenden Zeilen geben einen besseren Sinn, wenn man sie Hadubrand zuweist. Dass diese Vorwürfe von<br />

Hildebrand an Hadubrand gerichtet werden, widerspricht der Logik des Gedichts. Vielleicht schrieb der Schreiber<br />

in Zeile 45 die Namen wegen Zeile 44 irrig ab. Der Sinn ist wohl: Hadubrand meint, Hildebrand müsse ein<br />

Lügner sein, weil ein Recke des landflüchtigen Dietrich nicht zu einer so guten Rüstung kommen könnte; es<br />

müsste ein Hunne sein, der im Ostreich zu Hause ist und von seinem Herrn reich beschenkt werden kann. Dagegen<br />

ist Hildebrand stolz, vom Kaiser trotz seines Daseins als Flüchtling für besondere Taten so reich beschenkt<br />

worden zu sein. Hugo KUHN will dagegen den Originaltext belassen: Hildebrand sei der Sprecher und meine, an<br />

Hadubrands guter Rüstung erkenne man, dass er nicht das Schicksal eines Exilierten zu tragen gehabt habe.<br />

Nicht nötig ist es dagegen, die folgende Rede an eine andere Stelle, nach Zeile 57, zu versetzen.<br />

‚wela gisihu ih in dinem hrustim,<br />

„Wohl sehe ich an deiner Rüstung,<br />

gi-sihu ‚erblicke‘: gi- ist perfektiv/resultativ, sihu ‚sehe‘. - hrust ‚Rüstung‘.<br />

Dat du habes heme herron goten,<br />

dass du daheim einen guten Herrn hast,<br />

dat du noh bi desemo riche reccheo ni wurti‘. – dass du in diesem Reich noch nie vertrieben wurdest.<br />

recke bezeichnet ahd. noch den Helden, der ohne eigenen Landbesitz, z. B. als Vertriebener, durch das Land<br />

zieht; mhd. steht es schon für ‚Held‘ allgemein.<br />

‚welaga nu, waltant got [quad Hiltibrant], wewurt<br />

skihit.<br />

Wohlan, nun, waltender Gott, sagte Hildebrand, Unheils-Schicksal<br />

geschieht:<br />

welaga Interjektion, etwa ‚nun gut‘ (zu engl. well). - wēwurt: wē ‚Unheil‘, dt. weh; wurt ‚Schicksalsmacht‘.<br />

50 ih wallota sumaro enti wintro sehstic ur Ich wanderte 60 Sommer und Winter außer Landes;<br />

lante,<br />

wallōn ‚wandern‘ (dt. Wallfahrt). - 60 ist die Summe aus Sommern und Wintern; also war er 30 Jahre im Exil<br />

gewesen.<br />

dar man mih eo scerita in folc sceotantero : wo man mich immer einordnete in das Heer der Kämpfer<br />

der ersten Kampfreihe.<br />

scerian ‚einordnen‘, wörtl. ‚scharen‘. - ‚Schießenden‘ = ‚Schützen‘ = Krieger vorne in der ersten Reihe; diese<br />

haben die Speere auf das gegnerische Heer zu schießen, nicht etwa die von hinten. - folk s. V. 10.<br />

so man mir at burc ênigeru banun ni gifasta, Wenn man mir an jedweder Burg den Tod nicht zufügte:<br />

einig ‚irgendein‘. - bana ‚Tod‘. - gi-festen ‚festmachen, befestigen‘, hier ‚zufügen‘.<br />

nu scal mih suasat chind suertu hauwan, Nun soll mich das liebe/eigene Kind mit dem Schwerte<br />

schlagen,<br />

altnord. sváss ‚lieb‘; got. swēs ‚eigen‘; insgesamt ist die Zahl der Belege nicht so groß, dass sich die Bedeutung<br />

einwandfrei ermitteln ließe. - hauwan ‚hauen, schlagen‘.<br />

breton mit sinu billiu, eddo ih imo ti banin werdan.<br />

bretōn ‚niederschlagen‘. - billi ‚Schwert‘. - bano ‚Mörder‘.<br />

55 doh maht du nu aodlihho, ibu dir din ellen<br />

taoc,<br />

niederschlagen mit seinem Schwert, oder aber ich ihm<br />

zum Mörder werden.<br />

Du kannst wohl leichtlich – wenn dir deine Kraft ausreicht<br />

–<br />

aod-lihho ‚mit Leichtigkeit‘: ōd- ‚leer‘, (dt. öde); -lihho dt. -lich. - ibu ‚wenn‘ (engl. if). - ellen ‚Kraft‘. - tugan<br />

‚taugen, zu etwas nützlich sein‘.<br />

in sus heremo man hrusti giwinnan,<br />

von einem so alten Mann eine Rüstung gewinnen,<br />

hêr dt. hehr; ursprünglich ‚grauhaarig‘?<br />

rauba birahanen, ibu du dar enic reht habes‘. Raub erbeuten, wenn du dazu irgendein Recht hast.<br />

birahanen ‚erbeuten‘. - ēnic ‚irgendein‘.<br />

‚der si doh nu argosto [quad Hiltibrant] ostarliuto,<br />

arg ‚feig‘. - ‚Ostleute‘: ein Synonym für ‚Hunnen‘.<br />

der dir nu wiges warne, nu dih es so wel lustit,<br />

Der sei doch nun der feigste, sagte Hildebrand, der Ostleute,<br />

der dir nun den Kampf verweigerte, nun es dich so wohl<br />

gelüstet<br />

wīges Gen. von wīg ‚Kampf‘. - warnen hier ‚verweigern‘, eigentlich ‚vor etwas warnen‘.

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