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Literaturgeschichte 750-1500

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19<br />

Aussprache:<br />

þu biguol en wuodan, @ so he wola konda<br />

Da besprach ihn Wodan, wie er (das Pronomen wie im Englischen!) es wohl konnte.<br />

6. Zeile:<br />

Aussprache:<br />

s@se b)nrenki, @ sose bluotrenki<br />

So Beinrenkung, so Blutrenkung<br />

7. Zeile:<br />

Aussprache:<br />

s@se lidirenki<br />

so Gliedrenkung (neuhochdeutsch Glied ist zusammengesetzt aus ge- und lid)<br />

8. Zeile:<br />

Aussprache:<br />

b)n zi b)na, bluot zi bluoda,<br />

Bein zu Bein, Blut zu Blut,<br />

9. Zeile:<br />

Aussprache:<br />

lid zi geliden, @ s@se gel0mida sīn.<br />

Glied zu Glied, wie wenn (so) sie geleimt wären (seien).<br />

Interessant sind die magisch-medizinischen Vorstellungen. Sie entsprechen dem, was wir von sonstiger europäischer<br />

und arabischer Pferdemedizin wissen.<br />

Wodan tritt hier als der große Heilkünstler auf; mit Rücksicht auf sein besonderes Verhältnis zur Ekstase (in<br />

seinem Namen steckt das Wort Wut) kann man ihn treffend als den ‚großen Schamanen‘ charakterisieren. Frija<br />

ist, das wissen wir aus der langobardischen Stammessage (Frea) und aus Skandinavien (Frigg), Wodans Gemahlin.<br />

Die Namen der anderen Göttinnen sagen uns wenig bis nichts.<br />

Wieso wurden diese Sprüche in christlicher Zeit aufgezeichnet? In christlichen Segen nehmen Christus oder<br />

Maria ähnliche Aufgaben wahr. Damit Sie gleichzeitig einen Eindruck von der Sprache und dem Inhalt bekommen,<br />

gebe ich eine Art Interlinearversion als Übersetzung von Ahd. Lesebuch Nr. 3 - 6.<br />

3. Lorscher Bienensegen.<br />

Kirst, imbi ist hucze! nu fluic du, uihu minaz, hera<br />

fridu frono in godes munt heim zi comonne gisunt.<br />

sizi, sizi, bina: inbot dir sancte maria.<br />

hurolob ni habe du: zi holce ni fluc du,<br />

noh du mir nindrinnes, noh du mir nintuuinnest.<br />

sizi uilu stillo, vuirki godes uuillon.<br />

Christus, die Imme (= Biene) ist draußen! Nun flieg du, Vieh meines, her<br />

unter dem Frieden des Herrn (frô ‚Herr‘ wie in Fron-leichnam ‚Leib des Herrn‘ oder Fron-Dienst ‚Dienst für den Herrn‘)<br />

in Gottes Schutz (munt ‚Schutz‘; vgl. deutsch Mündel ‚Schutzbefohlenes‘, Vormund usw.), heim zu kommen gesund.<br />

Sitz, sitz, Biene, gebot dir Sancta Maria.<br />

Urlaub habe du nicht, zu Holze (= in den Wald) flieg du nicht,<br />

noch entrinne du mir, wirke (= tue) den Willen Gottes.<br />

4. Pro Nessia<br />

Gang uz, Nesso, mit niun nessinchilinon,<br />

uz fonna marge in deo adra, vonna den adrun in daz fleisk,<br />

fonna demu fleiske in daz fel, fonna demo velle in diz tulli.<br />

Ter pater noster.<br />

Gegen Würmer. Geh hinaus Nesso (= Wurm), mit neun Würmlein,<br />

hinaus von dem Mark in die Adern, von den Adern in das Fleisch,<br />

von dem Fleische in die Haut (wörtlich: Fell), von der Haut in diese Tülle (= Pfeilschaft? Oder: ‚Tülle‘ und ‚Strahl‘ als Fachausdrücke<br />

für Teile des Pferdehufes). Drei Vaterunser.<br />

4.a Contra vermes.<br />

Gang ût, nesso, mid nigun nessiklinon,<br />

ût fana themo margę an that ben, fan themo bene an that flesg,<br />

ut fan themo flesgke an thia hud, ût fan thera hud an thesa strala.<br />

Drohtin, uuerthe so.

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