Literaturgeschichte 750-1500
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Dignitatis culmine gratia divina praecelso Liutberto Mogontiacensis urbis archiepiscopo Otfridus quamvis indignus<br />
tamen devotione monachus presbyterque exiguus aeternae vitae gaudium optat semper in Christo.<br />
Die Widmung an den Erzbischof von Mainz, die ich hier nicht abdrucke, lesen Sie bitte ebenfalls in Übersetzung.<br />
Unter anderem schildert Otfrid in ihr die Schwierigkeiten, die er dabei hatte, die lateinischen Buchstaben<br />
für die fränkische Sprache zu verwenden.<br />
Von Buch I Kap. 1 gebe ich ein paar Verse im Original mit Übersetzung, für das Übrige eine Inhaltsangabe:<br />
CUR SCRIPTOR HUNC LIBRUM THEOTISCE DICTAVERIT.<br />
Viele Völker haben bereits ihre Texte in Versform abgefasst, damit man ihre kühnen Taten auch in einer<br />
kunstfertigen Form nachlesen kann. Tapferkeit und Verskunst entsprechen sich. Vor allem Griechen und Römer<br />
haben sich darin hervorgetan. Da es nun viele Menschen unternehmen, in ihrer Sprache zu schreiben, und viele<br />
sich eifrig bemühen, das, was ihnen teuer ist, zu preisen – warum sollen die Franken als einzige zurückschrecken<br />
vor dem Versuch, in fränkischer Sprache Gottes Lob zu verkündigen? Freilich ist in ihr noch nicht in der genannten<br />
Weise gedichtet worden; die fränkische Sprache fügt sich noch nicht der Regel; und doch gehorcht sie<br />
der Regel in schöner Vollendung: bemühe nur du dich mit allem Eifer um ihren schönen Klang, und darum, dass<br />
Gottes Gesetz schön in ihr erschalle, dass es in ihr verkündet, auf schöne Weise vorgetragen werde, auf dass wir<br />
in seinem Verständnis sicher bewahrt seien.<br />
Thaz láz thir wesan súazi: so mézent iz thie fúazi,<br />
zít joh thiu régula; so ist gótes selbes brédiga.<br />
Wil thú thes wola dráhton, thu métar wolles áhton,<br />
in thína zungun wirken dúam joh sconu vérs wolles dúan:<br />
Il io gótes willen állo ziti irfúllen,<br />
so scribent gótes thegana in frénkisgon thie regula;<br />
In gótes gibotes súazi laz gángan thine fúazi,<br />
ni laz thir zít thes ingán: theist sconi férs sar gidán;<br />
das [Gottes Gesetz] lass dir süß sein, dann wird auch das Fränkische durch Versfüße, Quantität und metrische Regel bestimmt;<br />
ja, dann spricht Gott selbst durch dich. Wenn du dich mit dem Gedanken trägst, metrische Gedichte zu machen, in<br />
deiner Sprache ein rühmliches Werk zu vollbringen und schöne Verse zu dichten, so eile, Gottes Willen allzeit zu erfüllen;<br />
dann schreiben die Helden Gottes auf fränkisch regelgemäß. In der Süße von Gottes Gebot lass deine Füße wandeln, versäume<br />
keine Zeit dabei: dann ist sogleich ein schöner Vers entstanden.<br />
…die sechs Versfüße des Hexameters werden auf die sechs Zeitalter bezogen, die bedichtet werden sollen,<br />
damit man im siebten Zeitalter, der ewigen Seligkeit, dann ausruhen kann. Der wichtigste Stoff ist das Neue<br />
Testament. Warum sollen das nun genau die Franken machen? … Ausführlicher Preis der Franken und des fränkischen<br />
Landes, schließlich ihres Königs: alles vortrefflich und der Antike ebenbürtig, mit der sie auch durch die<br />
Abstammung von Alexander dem Großen verbunden sind.<br />
113 Nu will ih scríban unser héil, evangéliono deil,<br />
so wír nu hiar bigúnnun, in frénkisga zungun; ..........