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Report | DSL-Sharing<br />
beispielsweise nach einer Inaktivitätsfrist<br />
aus der Datenbank<br />
entfernt.<br />
Wenn ein Hotspot nicht direkt<br />
in der Innenstadt installiert ist,<br />
lohnt sich der Betrieb für den Betreiber<br />
kaum. Ein Kollege aus der<br />
c’t-Redaktion, der ein Häuschen<br />
am Stadtrand gebaut hat, wartete<br />
zwei Jahre lang vergeblich auf<br />
Nutzer seines Fon-Hotspots. Das<br />
Gerät dient inzwischen als Repeater<br />
für die im Obergeschoss<br />
wohnenden Kinder.<br />
Jüngst wendete sich Geschäftsführer<br />
Varsavsky im Fon-<br />
Blog per Videobotschaft an die<br />
deutsche Community: „Was machen<br />
wir nur falsch in Deutschland?“,<br />
fragte er, um sogleich<br />
seine Theorie kundzutun. Er<br />
glaube, dass das Teilen von Dingen<br />
hierzulande verpönt sei, hier<br />
regiere vielmehr das Private und<br />
insbesondere der von Aldi, Media<br />
Markt und Co. propagierte<br />
Geiz. Deshalb solle man eventuell<br />
den Community-Gedanken<br />
in den Hintergrund treten lassen<br />
und stattdessen darlegen, wie<br />
man mit Fon Geld verdienen<br />
könne.<br />
Dabei steht Fon im Vergleich<br />
zu anderen WLAN-Sharing-Anbietern<br />
noch gut da. Sofanet<br />
etwa war bereits vor Fon aktiv<br />
und hat dennoch kaum Nutzer.<br />
Gerade mal 169 Hotspots seien<br />
registriert, gab Geschäftsführer<br />
Pierre Kerchner auf Nachfrage<br />
an. Insgesamt verzeichne man<br />
464 Nutzer in der Datenbank<br />
(Stand Dezember 2008). Als wir<br />
bei der Mitsurfzentrale nach<br />
einem Sharing-Hotspot suchten,<br />
waren wir in der hannoverschen<br />
Innenstadt komplett erfolglos.<br />
Und im gesamten Stadtgebiet<br />
sind zurzeit gerade mal drei Nutzer<br />
des Anbieters bereit, ihren<br />
DSL-Anschluss zu teilen.<br />
Fremdkörper<br />
Diese Zurückhaltung nur damit<br />
zu begründen, dass die deutschen<br />
DSL-Nutzer angeblich per<br />
se ungerne teilen, greift allerdings<br />
zu kurz. Vorbehalte gegenüber<br />
dem WLAN-Sharing rühren<br />
auch aus den Techniken zur Umsetzung.<br />
Jeder Anbieter hat<br />
seine eigene Methode, beim<br />
Kunden einen Hotspot zu realisieren.<br />
Gemeinsam ist ihnen,<br />
dass entweder die Router-Software<br />
manipuliert oder ein zweites<br />
Gerät angeschafft werden<br />
muss. Vor beidem schrecken<br />
viele Anschlussinhaber zurück.<br />
Fon-Hotspot-Betreiber etwa<br />
müssen für mindestens 20 Euro<br />
einen zweiten Router namens La<br />
Fonera beim Anbieter kaufen,<br />
der dann in einen Ethernet-Port<br />
des heimischen DSL-Routers gesteckt<br />
wird. La Fonera bietet<br />
gleichzeitig ein ungesichertes<br />
WLAN für den Hotspot und ein<br />
WPA-geschütztes für die private<br />
Nutzung an. Das Gerät hängt<br />
hinter der Firewall des eigentlichen<br />
DSL-Routers, also de facto<br />
als Fremdkörper im internen<br />
Netz. Da muss man also dem Anbieter<br />
einiges Vertrauen entgegenbringen,<br />
der die Geräte<br />
vorkonfiguriert. Aus Hotspot-<br />
Nutzer-Sicht fällt außerdem unangenehm<br />
ins Gewicht, dass unverschlüsselte<br />
WLANs keine Sicherheit<br />
gegen Abhörattacken<br />
bieten, sofern der Zugang nicht<br />
über einen VPN-Tunnel läuft.<br />
Seltener Besuch: Ein zum Test aufgestellter Fon-Access-Point<br />
der c’t-Redaktion wurde von einem fremden Surfer genutzt,<br />
wie die Logdatei zeigt.<br />
WLAN-Sharing-Anbieter<br />
Anbieter Fon Sofanet Mitsurfzentrale Hotsplots<br />
Webadresse www.fon. www.sofanet.de www.mitsurf www.hotsplots.de<br />
com/de<br />
zentrale.com<br />
Kosten für 3 e pro gestaffelt, höchstens 1 e pro Stunde, bestimmt der<br />
Spot-Nutzer 24 Stunden 2,50 e pro 500 MByte 10 e Flat pro Monat Spot-Betreiber,<br />
max. 5 e pro Stunde<br />
Umsatzbeteiligung 50% selbst bestimmbar 75% 80%<br />
für Spot-Betreiber zwischen 0 und 150 %<br />
In Richtung Internet tritt jeder<br />
Fon-Hotspot-Nutzer mit der IP-<br />
Adresse auf, die zu diesem Zeitpunkt<br />
dem DSL-Zugang zugewiesen<br />
ist. Diese findet sich<br />
dann also beispielsweise in<br />
Website-Logs wieder. Wird der<br />
Hotspot missbraucht, um etwa<br />
Kinderpornos anzusehen oder<br />
Straftaten zu verabreden, steht<br />
die Kripo folglich zuerst einmal<br />
beim Hotspot-Betreiber mit<br />
einem Durchsuchungsbeschluss<br />
vor der Tür.<br />
Fon gibt an, mitzuloggen,<br />
wann welcher Nutzer über welchen<br />
Hotspot gesurft hat. Wie<br />
lange diese Daten vorgehalten<br />
werden, ist unklar. Anonym zu<br />
surfen ist zumindest nicht möglich.<br />
Bis aber ein Hotspot-Betreiber<br />
nachgewiesen hat, dass<br />
nicht er, sondern ein Fon-Nutzer<br />
aktiv war, könnte beispielsweise<br />
bereits die Hardware beschlagnahmt<br />
worden sein. Materieller<br />
Verlust droht zwar in einem solchen<br />
Fall nicht, aber viel Stress<br />
und Zeitaufwand.<br />
In dieser Hinsicht besser<br />
haben es die Hotspot-Betreiber<br />
von Sofanet oder Hotsplots: Wer<br />
bei ihnen das Internet nutzen<br />
möchte, muss zunächst über<br />
den WLAN-Router einen VPN-<br />
Tunnel zu einer Gegenstelle<br />
beim Anbieter aufbauen. Diese<br />
dient dann als Sprungbrett ins<br />
Web. In Log-Dateien taucht folglich<br />
nicht die IP-Adresse des<br />
WLAN-Routers, sondern die des<br />
VPN-Gateways auf. Der Anbieter<br />
ist also erste Anlaufstelle bei<br />
strafrechtlichen Verdachtsmomenten.<br />
Ausschlaggebend für die<br />
zögerliche Haltung gegenüber<br />
WLAN-Sharing hierzulande dürfte<br />
ohnehin vor allem die Betreiberfeindliche<br />
zivilrechtliche Lage<br />
sein (siehe Kasten auf S. 134). Haftungsfragen<br />
und Prüfungspflichten<br />
sind nach wie vor in vielen Bereichen<br />
unklar und werden deshalb<br />
von Gerichten mal so, dann<br />
wieder so entschieden. Hinzu<br />
kommt das weltweit einmalige<br />
Rechtsinstrument der kostenpflichtigen<br />
Abmahnung. Wer<br />
ständig befürchten muss, dass<br />
ihm durch den Betrieb eines<br />
Hotspots als sogenannter Mitstörer<br />
hohe Anwaltsrechnungen<br />
ins Haus flattern, lässt doch lieber<br />
die Finger davon.<br />
Kein Reibach<br />
Zwei sich widersprechende Faktoren<br />
sollen laut den Anbietern<br />
die Anschlussinhaber dazu ermuntern,<br />
dennoch ihren Zugang<br />
via WLAN für andere zu<br />
öffnen: Einerseits der scheinbar<br />
altruistische Ansatz, einen Teil<br />
dazu beizutragen, dass für<br />
die Community eine lückenlose<br />
Internetversorgung außerhalb<br />
der eigenen vier Wände möglich<br />
wird. Andererseits die Möglichkeit,<br />
mit der Beteiligung an<br />
den Roaming-Einnahmen Geld<br />
zu verdienen oder doch zumindest<br />
den eigenen DSL-Zugang<br />
zu refinanzieren.<br />
Fon beispielsweise hat diesen<br />
Widerspruch aufgelöst, indem<br />
man mehrere Arten von Nutzern<br />
einführte: Die „Foneros“ stellen<br />
selbst einen WLAN-Hotspot bereit<br />
und bekommen im Gegenzug<br />
kostenfreien Zugriff auf alle<br />
Hotspots. Möchten sie am Umsatz<br />
beteiligt werden, heißen sie<br />
„Bill“, bieten sie den Service kostenfrei<br />
an, werden sie „Linus“ genannt.<br />
Die namentliche Ähnlichkeit<br />
mit Persönlichkeiten aus der<br />
Betriebssystemwelt ist wohl kein<br />
Zufall. Momentan verzeichnet<br />
Fon deutlich mehr Linusse als<br />
Bills. Geld erwirtschaften Bills<br />
und Fon selbst mit den „Aliens“<br />
genannten Fremdnutzern, die<br />
für drei Euro 24 Stunden lang<br />
Zugriff auf einen Access Point erhalten.<br />
Die eine Hälfte davon<br />
bleibt bei Fon, die andere wird<br />
an den Bill ausgeschüttet.<br />
Mit diesem Betrag gilt Fon<br />
unter den WLAN-Sharing-Diensten<br />
als unschlagbar günstig. Zum<br />
Vergleich: Die Mitsurfzentrale<br />
verlangt einen Euro pro Stunde,<br />
Sofanet je nach Tarif bis zu 2,50<br />
Euro pro 250 MByte Übertragungsvolumen<br />
für die WLAN-<br />
Mitnutzung. Das ist immer noch<br />
c’t 2009, Heft 2<br />
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