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Recht | Privacy<br />

lichen Einsatzzweck des FRA-<br />

Großrechners in Verbindung mit<br />

dem neuen Gesetz. Man vermutete,<br />

die Behörde werde nicht<br />

nur Kommunikationsinhalte abhören,<br />

sondern vor allem massenhaft<br />

Verbindungsdaten speichern<br />

und auswerten. Auf diese<br />

Weise ließen sich flächendeckend<br />

Bewegungsprofile und Soziogramme<br />

anfertigen, die detailliert<br />

Auskunft darüber geben<br />

könnten, wer wann in welchem<br />

Maß mit anderen Kommunikationsteilnehmern<br />

in Verbindung<br />

steht oder stand.<br />

Damit solche Daten einen<br />

Nutzen bringen können, müssen<br />

Profile möglichst lückenlos sein<br />

und lange Zeiträume umfassen.<br />

Das heißt auf den Einzelfall bezogen,<br />

dass man damit bereits beginnen<br />

müsste, bevor ein konkreter<br />

Verdacht vorliegt. Hier lag<br />

die Befürchtung nahe, die Bürger<br />

des Königreichs würden gewissermaßen<br />

einem Generalverdacht<br />

unterstellt und dauerhaft<br />

überwacht.<br />

Die FRA-Leitung bemühte sich<br />

unterdessen, Öl auf die Wogen<br />

zu gießen, und warb um Verständnis<br />

für die Arbeit der Behörde.<br />

In Stellungnahmen wiesen<br />

FRA-Chef Ingvar Åkesson sowie<br />

der kürzlich pensionierte FRA-<br />

Vizedirektor Anders Wik auf die<br />

„hohen moralischen Maßstäbe“<br />

und die „professionelle Ethik“ der<br />

FRA-Mitarbeiter hin. Nicht alles,<br />

was ein Gesetz theoretisch ermögliche,<br />

würde man auch tun.<br />

Politische Eitelkeiten<br />

Die Abgeordneten der an der Regierung<br />

beteiligten bürgerlichen<br />

Parteien Centrum und Folkpartiet<br />

hatten dem FRA-Gesetz im<br />

Juni zwar zugestimmt. Als aber<br />

später die Proteste laut wurden,<br />

kämpften dieselben Parteien zumindest<br />

teilweise gegen den Gesetzesinhalt<br />

an und stritten um<br />

ein liberales Image. Folkpartiet<br />

unterstützte die Idee, in einem<br />

Zusatzgesetz das Abhören von<br />

Kommunikationsvorgängen zwischen<br />

schwedischen Anschlüssen<br />

zu untersagen.<br />

Die Zentrumspartei ging einen<br />

Schritt weiter und wollte das Abhören<br />

von Kommunikation schon<br />

dann untersagen, wenn nur eine<br />

schwedische Gegenstelle beteiligt<br />

gewesen wäre. Nachdem die<br />

Diskussion über die mögliche Gewinnung<br />

von Soziogrammen das<br />

schwedische Parlament erreichte,<br />

kritisierten vermehrt Abgeordnete<br />

der Regierungsparteien im<br />

Nachhinein, man habe sie vor der<br />

Abstimmung zu wenig über die<br />

technischen und methodischen<br />

Möglichkeiten der Überwachung<br />

aufgeklärt.<br />

Blick ins Ausland<br />

Verteidigungsminister Tolgfors<br />

verglich nach der Abstimmung<br />

die Gesetzeslage mit der in<br />

Deutschland, Großbritannien und<br />

den USA. Er kam zu dem Ergebnis,<br />

dort würde vergleichbares<br />

Abhören bereits seit langem betrieben.<br />

Tolgfors verschwieg jedoch,<br />

dass jedenfalls in Deutschland<br />

nur die Nachrichtendienste,<br />

nicht jedoch die Polizei- oder<br />

sonstige Behörden über entsprechend<br />

weitreichende Befugnisse<br />

verfügten. Ein Informationsaustausch<br />

zwischen den Diensten<br />

darf nur in Ausnahmefällen stattfinden.<br />

Außerdem standen die<br />

beschlossenen Abhörmöglichkeiten<br />

in Schweden nicht unter<br />

einem Richtervorbehalt. Maßnahmen<br />

hätten unkontrolliert auf<br />

Betreiben der auftraggebenden<br />

Behörden und der FRA durchgeführt<br />

werden können.<br />

In der schwedischen Politik<br />

wird bei sicherheitspolitischen<br />

Themen auch gern mit der unterschwelligen<br />

Angst vor Russland,<br />

dem großen Nachbarn auf der<br />

anderen Seite der Ostsee, argumentiert.<br />

So führte Ministerpräsident<br />

Reinfeldt seit der Georgienkrise<br />

Anfang August vermehrt die<br />

Einen für Schweden eher untypischen Anblick boten die<br />

Anti-FRA-Demonstrationen, hier etwa auf dem Stockholmer<br />

Sergeltorg am 16. September 2008.<br />

c’t 2009, Heft 2<br />

137<br />

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