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Kompakte Notebooks Kompakte Notebooks - Wuala

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Report | Service & Support<br />

ihm 1&1. Nun reagiert D. sofort;<br />

keine Viertelstunde später stellt<br />

er nochmals klar, dass er keinen<br />

Tarifwechsel in Auftrag gegeben<br />

habe. „Ich fordere Sie hiermit<br />

auf, unverzüglich diesen Tarifwechsel<br />

zurückzunehmen und<br />

mir dies bis zum 24. Oktober zu<br />

bestätigen.“ Die E-Mail kommt<br />

allerdings wieder zurück, denn<br />

die ursprüngliche Mail von 1&1<br />

war mit einer ungültigen Absenderadresse<br />

versehen gewesen.<br />

Am 24. Oktober schreibt ihm<br />

1&1, dass man heute eine SIM-<br />

Karte an ihn versandt<br />

habe, die aber bei D.<br />

nie ankommt. Einige<br />

Tage später erhält er<br />

einen Anruf der Telekom.<br />

Ob er denn<br />

wirklich zu 1&1 portieren<br />

möchte. D. bestreitet<br />

das heftig,<br />

bittet den Telekom-<br />

Mitarbeiter darum,<br />

die Portierung nicht<br />

auszuführen. Einen Tag später<br />

erhält er eine Auftragsbestätigung<br />

der Telekom. D. ist entsetzt,<br />

denn zwölf seiner 13 Rufnummern,<br />

die er zum Teil auch geschäftlich<br />

nutzt, würden wegfallen.<br />

Er schreibt an 1&1: „Ich<br />

widerspreche nochmals ausdrücklich<br />

einer Tarifänderung.“<br />

Und ein Punkt ist ihm ganz besonders<br />

wichtig: „Ebenfalls untersage<br />

ich der 1&1 jegliche Portierung<br />

von meinen Telekom-Anschlüssen.<br />

Ganz besonders betrifft<br />

dies die Löschung meiner<br />

zusätzlichen Rufnummern, die<br />

beruflich genutzt werden. Nochmals:<br />

KEIN TARIFWECHSEL!!!“.<br />

Eine klare Ansage, sollte man<br />

meinen. 1&1 bittet ihn am 28.<br />

Oktober um Geduld, man werde<br />

sein Anliegen prüfen.<br />

D. reagiert nun fast schon panisch.<br />

Er will 1&1 und die Telekom<br />

unbedingt daran hindern, die<br />

Portierung wie geplant durchzuziehen<br />

und bombardiert den<br />

Kundenservice beider Unternehmen<br />

mit Anrufen, Faxen und E-<br />

Mails. 1&1 droht er mit einer<br />

Strafanzeige – er hegt den Verdacht,<br />

dass 1&1 den Portierungsauftrag<br />

an die Telekom mit einer<br />

gefälschten Unterschrift versehen<br />

hat, denn bei der Telekom versichert<br />

man ihm, dass man nur Aufträge<br />

mit Unterschrift des Kunden<br />

ausführen werde.<br />

1&1 bietet am 7. November<br />

nach längerer Diskussion lediglich<br />

eine Gutschrift von zwei Monatsgebühren<br />

an. Die Portierung<br />

kann oder will das Unternehmen<br />

nicht stoppen. Nun ist D. mit seiner<br />

Geduld am Ende und droht<br />

damit, eine einstweilige Verfügung<br />

zu erwirken und Strafanzeige<br />

zu stellen.<br />

Am 12. November intensiviert<br />

sich der E-Mail-Verkehr. Der Kundenservice<br />

bietet D. an, den Vertrag<br />

sofort zu kündigen und<br />

die Hardware zurückzuschicken.<br />

Damit ist D. nicht einverstanden,<br />

denn außer dem DSL-Anschluss<br />

laufen auch seine beruflich genutzten<br />

Domains über 1&1.<br />

Hardware hat 1&1 ihm im Rahmen<br />

der Vertragsumstellung<br />

gar nicht bereitgestellt.<br />

Das teilt er<br />

1&1 mit – und bekommt<br />

sofort die Rückfrage,<br />

ob er seinen Vertrag<br />

nun kündigen will<br />

oder nicht. D. fordert<br />

1&1 nochmals auf, die<br />

Rufnummernportierung<br />

zu stoppen und wiederholt<br />

seine Drohungen<br />

mit juristischen Schritten.<br />

Um 20:05 Uhr erhält er eine E-<br />

Mail: „Wir bedauern sehr, dass Sie<br />

Ihren DSL-Vertrag […] gekündigt<br />

haben. Ihr Vertrag endet am<br />

12.11.2008. […] Sie können diese<br />

Kündigung bis 14 Tage vor Vertragsende<br />

stornieren.“ Sein DSL-<br />

Anschluss werde abgeschaltet,<br />

seine Domain am 12. Dezember<br />

an das DeNIC zurückgegeben.<br />

Um 20:38 Uhr schreibt D. zurück<br />

und fordert 1&1 auf, die Komplettabschaltung<br />

zu stoppen.<br />

Um 21:01 legt er nach: Er habe<br />

nicht grundsätzlich etwas gegen<br />

die Kündigung einzuwenden,<br />

fordert aber eine akzeptable Frist<br />

von mindestens zwei Wochen,<br />

um einen alternativen DSL-Zugang<br />

bestellen und den Domain-<br />

Umzug regeln zu können.<br />

Um 21:16 Uhr schreibt der<br />

Kundenservice zurück: „Im heutigen<br />

Schreiben verlangten Sie,<br />

alles zu widerrufen. Das haben<br />

wir auf Ihren Wunsch hin getan.<br />

Leider können wir die Kündigung<br />

nicht mehr rückgängig<br />

machen.“ D. widerspricht um<br />

21:34 Uhr heftig: „Erklären Sie<br />

mir doch bitte mal, wie ich einen<br />

nicht erteilten Auftrag widerrufen<br />

kann?“ Und er macht 1&1<br />

auf die wirtschaftlichen Konsequenzen<br />

aufmerksam: „Nochmals:<br />

Mit der von 1&1 durchgeführten<br />

Kündigung legen Sie<br />

eine Firma, die vom Weihnachtsgeschäft<br />

im Internet lebt, lahm.“<br />

Noch zweimal geht der Ball hin<br />

und her. Um 22:37 Uhr teilt der<br />

Kundenservice mit, dass der Vertrag<br />

um 23 Uhr deaktiviert<br />

werde. Nun hat D. keine Zeit<br />

mehr zum Schreiben von E-<br />

Mails. Zunächst einmal fertigt er<br />

ein Backup des Web-Auftritts<br />

seiner Firma und kümmert sich<br />

dann um den Umzug der betroffenen<br />

Domain.<br />

1&1 macht die Drohung wahr<br />

und schaltet den DSL-Anschluss<br />

noch in der Nacht ab. Selbst<br />

wenn D. gekündigt hätte, wäre<br />

auch 1&1 an eine Kündigungsfrist<br />

gebunden. Hier ist der Provider<br />

ganz offensichtlich vertragsbrüchig<br />

geworden.<br />

Bezüglich der Portierung der<br />

Rufnummern erweist sich Frau<br />

Daum von der Telekom für D. als<br />

rettender Engel: Sie stoppt am<br />

13. November den Vorgang,<br />

nachdem D. ihr versichert hat,<br />

dass er niemals einen Auftrag<br />

zur Portierung erteilt hat. Eine<br />

Kopie des angeblich von ihm<br />

stammenden Auftrags händigt<br />

sie D. jedoch nicht aus – der sei<br />

woanders erfasst worden, sie<br />

sehe nur den Eintrag im System.<br />

Und selbst wenn er vorläge,<br />

dürfe sie ihn aus datenschutzrechtlichen<br />

Gründen nicht herausgeben.<br />

Es dauert noch drei lange Wochen,<br />

bevor D. wieder einen DSL-<br />

Anschluss bekommt. In dieser<br />

Zeit geht ihm ein lukrativer Auftrag<br />

durch die Lappen, den er mit<br />

einer zwischenzeitlich installierten<br />

UMTS-Notlösung nicht ausführen<br />

kann.<br />

Nachgefragt<br />

D. wandte sich nun an die c’t und<br />

schilderte den Fall. Uns klagen<br />

viele DSL-Kunden ihr Leid, aber<br />

dieser Fall ist besonders gravierend.<br />

Es hätte jede Menge Gelegenheiten<br />

gegeben, die Katastrophe<br />

abzuwenden. Wir wandten<br />

uns deshalb mit einigen gezielten<br />

Fragen an 1&1 und<br />

wollten wissen, warum 1&1 eine<br />

Portierung offenbar ohne Auftrag<br />

angestoßen hatte. Außerdem<br />

interessiert uns, welcher<br />

Teufel den Kundenservice geritten<br />

hat, einen kompletten Vertrag<br />

fristlos ohne ausreichenden<br />

Grund zu kündigen. Natürlich<br />

fragten wir auch, warum es der<br />

Kundenservice nicht schafft,<br />

einen offenbar nicht erteilten<br />

Auftrag noch zu stoppen.<br />

Pressesprecherin Ingrun Senft<br />

räumt ein, dass der Kundenservice<br />

hier versagt hat: „Bedauerlicherweise<br />

ist es uns gegenüber<br />

unserem Kunden Jochen D.<br />

nicht gelungen, unseren eigenen<br />

Qualitäts- und Service-Ansprüchen<br />

zu genügen.“ Die Probleme<br />

mit dem nie in Auftrag<br />

gegebenen Tarifwechsel sieht<br />

sie als „Missverständnis“.<br />

Die Beinahe-Katastrophe mit<br />

den geschäftlich genutzten Rufnummern<br />

geht laut Senft auf<br />

den Fehler eines Mitarbeiters zurück:<br />

„Der Rufnummernportierungsauftrag<br />

wurde an die Telekom<br />

weitergegeben, da offenbar<br />

ein Postmitarbeiter das Postidentformular<br />

für Herrn D. ausgefüllt<br />

hatte, was für den bearbeitenden<br />

Mitarbeiter in unserem<br />

Haus nicht ersichtlich war.“<br />

Die Knall auf Fall erfolgte Kündigung<br />

geschah laut Senft „in<br />

guter Absicht, um Herrn D. die<br />

schnellstmögliche Rücknahme<br />

der Rufnummern zu ermöglichen.“<br />

1&1 hat sich bei D. entschuldigt<br />

und ihm für die entstandenen<br />

Unannehmlichkeiten<br />

200 Euro überwiesen.<br />

Fazit<br />

Der Kundenservice bei den DSL-<br />

Anbietern ist katastrophal. Die<br />

Schriftwechsel lesen sich bisweilen<br />

wie Dialoge aus einem absurden<br />

Theaterstück. Das Warten<br />

auf den Anschluss wird da oft<br />

zum Warten auf Godot.<br />

In diesem Fall hat der Kundenservice<br />

von 1&1 so ziemlich alles<br />

falsch gemacht, was nur falsch zu<br />

machen war. Da wird eine nicht<br />

ergangene Bestellung ausgeführt,<br />

ein nicht unterschriebener Portierungsauftrag<br />

weitergereicht, dem<br />

beinahe ein Dutzend Rufnummern<br />

zum Opfer gefallen wären,<br />

und zum Schluss wirft ein überforderter<br />

Mitarbeiter die Flinte ins<br />

Korn und kündigt dem Kunden<br />

ohne Vorwarnung, weil er sich offenbar<br />

anders nicht mehr zu helfen<br />

weiß. Egal was der Kunde<br />

sagt, alles wird anders gemacht,<br />

als er will.<br />

Solche Geschichten gibt es<br />

nicht nur bei 1&1, sondern bei<br />

allen Providern, auch wenn der<br />

Anteil der ganz groben Patzer<br />

nicht überall gleich hoch ist.<br />

Größtes Problem sind ganz offensichtlich<br />

Kundensysteme, die<br />

den Wunsch des Kunden nicht<br />

abbilden können. Ein einfaches<br />

Auftragsstorno etwa lässt sich<br />

bei 1&1 offenbar nicht vornehmen.<br />

Es wird Zeit für eine Qualitätsoffensive.<br />

Das wäre zumindest<br />

den betroffenen Kunden<br />

lieber als ständig neue Preisrunden.<br />

(uma) c<br />

c’t 2009, Heft 2<br />

©<br />

Copyright by Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co. KG. Veröffentlichung und Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Heise Zeitschriften Verlags.<br />

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