Kompakte Notebooks Kompakte Notebooks - Wuala
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Know-how | Zufallszahlen<br />
Bild: Landon Curt Noll, lavarnd.org<br />
das Sehen beizubringen, das im Jahr 2005 die<br />
DARPA Grand Challenge gewonnen hat [2].<br />
Dank OpenCV lässt sich ct-randcam plattformübergreifend<br />
einsetzen. Unter Windows<br />
funktioniert sie problemlos mit jeder Webcam,<br />
für die es einen Windows-Treiber gibt.<br />
Linux ist trotz breiter Webcam-Unterstützung<br />
durch Video4Linux etwas zickiger. Vor<br />
der Installation von OpenCV ist zumindest<br />
die ffmpeg-Library zu installieren. Fehlt sie,<br />
bleibt der Bildbetrachter schwarz.<br />
Das Verhalten von ct-randcam lässt sich<br />
über einige Kommandozeilenparameter festlegen.<br />
Der Schalter -ˇ-cam bestimmt, welche Kamera<br />
ct-randcam verwenden soll. Momentan<br />
unterstützt OpenCV nur zwei gleichzeitig angeschlossene<br />
Kameras, die Zählung beginnt<br />
bei 0. Der Schalter -ˇ-alpha bestimmt den Koeffizienten<br />
für die Datenrate. Der Aufruf von<br />
ct-randcam --cam=1 --alpha=2.5<br />
wählt demnach die zweite Webcam und<br />
einen Koeffizienten von 2.5.<br />
Die c’t-RandCam liefert bei geringen Datenraten<br />
(je nach Lichtverhältnissen und dem<br />
Wert für alpha zwischen 4 und 200 KByte/s)<br />
Zufallszahlen, die alle gängigen statistischen<br />
Tests bestehen. Billige Webcams mit 0,3 Megapixel<br />
(640 x 480 Bildpunkte) bekommt<br />
man schon für zehn Euro.<br />
Zur Verbesserung des ästhetischen Eindrucks<br />
(und gleichzeitig geringfügiger Steigerung<br />
der Entropie) kann man wie beim ursprünglichen<br />
Lavarand-Projekt ein paar Lava-<br />
Lampen vor die Kamera stellen – muss dann<br />
aber auch mit hohen Stromkosten und einem<br />
schlechten ökologischen Gewissen leben.<br />
Radioaktiver Zerfall<br />
Auch den radioaktiven Zerfall kann man als<br />
Zufallszahlenquelle heranziehen, etwa den<br />
Vorgang, bei dem ein Cäsium-137-Kern zu<br />
einem stabilen Barium-137-Kern umgewandelt<br />
wird. Dabei entstehen aus einem Neutron<br />
ein Proton und ein Elektron. Letzteres<br />
verlässt mit hoher Energie den Kern und ist<br />
als sogenannte Beta-Strahlung nachweisbar.<br />
Cs137 hat eine Halbwertszeit von 30,17<br />
Jahren. Das bedeutet, dass aus der Hälfte<br />
aller Kerne einer Cs137-Probe nach 30,17<br />
Jahren Ba137-Kerne geworden sind. Es bedeutet<br />
aber auch, dass ein bestimmter Kern<br />
innerhalb von 30,17 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von 50 Prozent zu Ba137 zerfällt.<br />
Wie beim Roulettespiel die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine bestimmte Zahl nicht dadurch<br />
steigt, dass sie längere Zeit nicht ge-<br />
Das Bildrauschen vieler<br />
Webcams ist umso<br />
stärker, je dunkler die<br />
Umgebung ist. Landon<br />
Curt Noll steckt sie<br />
daher in eine<br />
lichtdichte Dose.<br />
fallen ist, steigt mit der Zeit auch nicht die<br />
Zerfallswahrscheinlichkeit für das Cs137-Nuklid.<br />
Sie beträgt stets 50 Prozent mit Ablauf<br />
von 30,17 Jahren, egal ob das Nuklid nun<br />
schon ein paar tausend Jahre alt ist oder gerade<br />
frisch aus dem Kernreaktor kommt.<br />
Man kann also nicht vorhersehen, wann<br />
genau das nächste Nuklid zerfällt. Der Zeitpunkt<br />
für den Zerfall eines bestimmten Nuklids<br />
unterliegt damit dem Zufall – mithin<br />
auch der Zeitraum zwischen zwei Zerfallsereignissen.<br />
Und der lässt sich messen.<br />
Das geschieht im „Hotbits“ genannten Zufallszahlengenerator<br />
(www.fourmilab.ch/<br />
hotbits). Ein Geiger-Müller-Zähler vom Typ<br />
Aware RM-80 (Kostenpunkt 340 US-Dollar)<br />
empfängt die Beta-Strahlung einer Cs137-<br />
Prüfquelle und lässt bei jedem Zerfallsereignis<br />
das an der RI-Leitung (Ring Indicator) der seriellen<br />
Schnittstelle anliegende Signal kippen.<br />
Ein Treiber fragt die Leitung in vorgegebenen<br />
Zyklen ab. Die Zeiten t 1 und t 2 zwischen zwei<br />
aufeinanderfolgenden Zerfallsereignispaaren<br />
werden miteinander verglichen: Wenn t 1 größer<br />
als t 2 ist, wird eine Eins ausgegeben, im<br />
umgekehrten Fall eine Null. Sind die Zeiten<br />
gleich, wird die Messung verworfen.<br />
Weil mit der Zeit die Ereignisse immer seltener<br />
eintreten, neigt t2 dazu, länger zu sein<br />
als t1, wenn auch nur im Mittel um 10 –15 Sekunden,<br />
was bei einem durchschnittlichen<br />
Intervall zwischen zwei Zerfallsereignissen<br />
von etwa einer Millisekunde (10 –3 Sekunden)<br />
im Bereich der Ganggenauigkeit moderner<br />
Atomuhren liegt. Trotzdem wird die Vergleichslogik<br />
nach jedem Bit sicherheitshalber<br />
umgekehrt.<br />
Das Verfahren ist so gut, dass die Hotbits-<br />
Zahlen allen statistischen Tests standhalten.<br />
Allerdings ist die Datenrate mit circa 100 Byte<br />
pro Sekunde nicht sonderlich hoch. Zum gelegentlichen<br />
Erzeugen von Schlüsseln oder<br />
als Startwert für einen Pseudozufallszahlengenerator<br />
sollte das jedoch genügen.<br />
Wer es ausprobieren möchte: Die generierten<br />
Zahlen lassen sich kostenlos über<br />
eine Web-Schnittstelle abrufen, auf Wunsch<br />
auch SSL-gesichert. Allerdings darf man von<br />
einer IP-Adresse nicht mehr als rund<br />
12 KByte pro Tag abrufen.<br />
Der Aufbau einer eigenen Cs137-basierten<br />
Zufallszahlenanlage ist unpraktisch und<br />
teuer. Eine Prüfquelle für Schulversuche mit<br />
74 Kilo-Becquerel (kBq, Einheit für die Zerfallsereignisse<br />
pro Sekunde einer bestimmten<br />
Substanz) schlägt mit gut 300 Euro zu Buche.<br />
Überdies benötigt man in Deutschland eine<br />
behördliche Genehmigung für den Umgang<br />
mit radioaktivem Material mit mehr als<br />
10 kBq.<br />
Mit genügend Zeit und Muße kann man<br />
den Fühler seines Geiger-Müller-Zählers<br />
auch in einen Sack Dünger halten. Der enthält<br />
viel natürlich vorkommendes Kalium 40.<br />
Aber bei den wenigen Dutzend Zerfallsereignissen,<br />
die man so pro Minute messen kann,<br />
Die c’t-RandCam filmt zwei Lava-Lampen.<br />
Die dazugehörige Software erzeugt aus<br />
den Differenzen je zweier Bilder und<br />
nachfolgender Weiterverarbeitung<br />
zuverlässig Zufallszahlen mit einer Rate<br />
von bis zu 200 KByte pro Sekunde.<br />
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c’t 2009, Heft 2