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Kompakte Notebooks Kompakte Notebooks - Wuala

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Prüfstand | ADSL2+-Router<br />

Dušan Živadinović<br />

Durchdachtes<br />

Abfertigen<br />

Das Bandbreiten-Management<br />

der ADSL2+-Router<br />

Das Angebot an ADSL2+-Routern ist zwar erfreulich groß,<br />

aber viele Modelle sind nicht mehr zeitgemäß konzipiert:<br />

Sie senden alle IP-Pakete blindlings in der Reihenfolge ab,<br />

wie sie aus dem LAN eingereicht werden. Die Konsequenz<br />

sind halbierte Download-Raten und stotternde Wiedergabe<br />

bei VoIP-Telefonaten. Bessere Router vermeiden<br />

solche Störungen elegant per Bandbreiten-Management.<br />

Beim Bandbreiten-Management<br />

handelt es sich um<br />

Techniken, mit denen Router<br />

die Beförderungsreihenfolge<br />

unterschiedlicher IP-Datenströme<br />

beeinflussen (z. B. HTTP-Pakete<br />

beim Surfen, SMTP-Pakete beim<br />

Mailversand etc.). Prinzipiell sind<br />

damit beide Übertragungsrichtungen<br />

gemeint, sowohl aus dem<br />

Internet zum LAN hin als auch<br />

umgekehrt. In der Praxis spielt bei<br />

ADSL-Routern die Senderichtung<br />

die weitaus wichtigere Rolle, weil<br />

sie die deutlich geringere Datenrate<br />

bietet – erst Geräte, die mit<br />

dieser knappen Ressource gut<br />

haushalten, schöpfen den ADSL-<br />

Anschluss vollständig aus. Deshalb<br />

implementieren die meisten<br />

Entwickler Bandbreiten-Management<br />

nur für ausgehenden Verkehr.<br />

Wir nehmen in diesem Beitrag<br />

das Bandbreiten-Management<br />

der ab Seite 88 getesteten<br />

Router unter die Lupe.<br />

Belkin, Netgear und Siemens<br />

berücksichtigen diese Technik<br />

bei den getesteten Modellen gar<br />

nicht. Das hat zwei schwerwiegende<br />

Mängel zur Folge: Übertragungen<br />

in Senderichtung bremsen<br />

eingehende Daten und parallele<br />

Übertragungen in Senderichtung<br />

behindern sich gegenseitig.<br />

Deshalb raten wir von diesen drei<br />

Router-Modellen ab.<br />

Wenn also ein Nutzer während<br />

eines Highspeed-Downloads zum<br />

Beispiel eine Mail versendet oder<br />

eine Filesharing-Anwendung<br />

startet, verstopft er die Senderichtung.<br />

Der gut angebundene<br />

Server hat bis dahin den ADSL-<br />

Router mit maximaler Datenrate<br />

versorgt (z. B. 6 MBit/s), doch mit<br />

Beginn des Mail-Versands gibt<br />

der Router die Quittungspakete,<br />

die der Empfänger-PC zum Server<br />

schickt, verspätet weiter – der<br />

Server drosselt daher seine Sendegeschwindigkeit.<br />

So halbiert<br />

ein ungeeigneter Router an einem<br />

Test-Anschluss, der 6 MBit/s<br />

empfängt und 700 KBit/s sendet,<br />

die Download-Rate mit ungeschicktem<br />

Upload-Verhalten; ist<br />

die Senderichtung wieder frei,<br />

nimmt die Download-Rate wieder<br />

zu. Der Verlust ist umso<br />

größer, je höher das Verhältnis<br />

zwischen Down- und Uplink-Rate<br />

ist. Unter den aktuellen ADSL-<br />

Spezifikationen weist ADSL2+<br />

die höchste Asymmetrie auf: Es<br />

empfängt maximal 16 MBit/s,<br />

sendet aber nicht mehr als<br />

1ˇMBit/s. In der Praxis kann die<br />

Asymmetrie noch ungünstiger<br />

ausfallen, wenn die Senderichtung<br />

aufgrund ungünstiger Leitungseigenschaften<br />

oder Provider-Vorgaben<br />

überproportional<br />

langsam ist.<br />

Intelligente Router vermeiden<br />

solche Stausituationen durch<br />

Priorisierung von Quittungspaketen<br />

(TCP-ACK-Pakete). Dafür halten<br />

sie den ausgehenden Verkehr<br />

kurz an, analysieren die Pakete<br />

und ziehen Quittungspakete<br />

gegenüber anderen zu verschickenden<br />

Paketen vor (z. B. Mail<br />

oder File-Sharing). Die Senderichtung<br />

ist zwar auch nach einer<br />

Paket-Umsortierung voll ausgelastet,<br />

aber weil Quittungspakete<br />

umgehend zum Download-Server<br />

geschickt werden, ist deren<br />

Anteil am Sendevolumen höher –<br />

und unterm Strich wird so auch<br />

der Downlink ausgeschöpft.<br />

Wenn der ausgehende Verkehr<br />

gegenüber eingehendem<br />

bevorzugt werden soll, empfiehlt<br />

es sich, die ACK-Priorisierung<br />

abgeschaltet zu lassen.<br />

Eine Bildagentur könnte beispielsweise<br />

ausgehenden VPN-<br />

Verkehr oder dringende Foto-<br />

Uploads gegenüber Surf- und<br />

Download-Verbindungen priorisieren<br />

wollen. Normalerweise<br />

will man aber die ACK-Priorisierung<br />

eingeschaltet haben. Die<br />

Router von AVM, AirLive, Linksys,<br />

Telekom und Zyxel handeln sich<br />

Tadel ein, weil sie ACK-Pakete<br />

grundsätzlich priorisieren. Die<br />

Funktion ist bei allen fünfen<br />

weder dokumentiert, noch lässt<br />

sie sich abschalten.<br />

Die ADSL-Sendegeschwindigkeit<br />

setzt auch dem parallelen<br />

Betrieb von mehreren Anwendungen<br />

enge Grenzen. Bei der<br />

Telefonie oder auch bei Online-<br />

Spielen, die schnelle Reaktionen<br />

erfordern, ist es entscheidend,<br />

dass die Pakete innerhalb kurzer<br />

Fristen beim Empfänger eintreffen.<br />

Kommen sie zu spät an,<br />

etwa weil parallel zum Telefonat<br />

ein anderer LAN-Teilnehmer<br />

Sendebandbreite für seinen FTP-<br />

Upload beansprucht, ist deren<br />

Wiedergabezeitpunkt verstrichen<br />

und das Telefon des Gesprächspartners<br />

verwirft sie.<br />

Paketkompensation<br />

In engen Grenzen kann es Laufzeitunterschiede<br />

der einzelnen<br />

Pakete mit seinem Empfangspuffer<br />

ausgleichen, aber solche<br />

Puffer sind meist nur wenige<br />

KByte klein, weil sonst die Verzögerung<br />

der Sprachwiedergabe<br />

(Latenz) für eine menschliche<br />

Verständigung zu groß wird. Zu<br />

beachten ist aber, dass Aussetzer<br />

auch andere Ursachen haben<br />

können, etwa ein vorübergehend<br />

durch Backup-Tätigkeit<br />

hochbelasteter Rechner oder<br />

überlastete Elemente auf der<br />

Provider-Seite.<br />

Hinsichtlich der Übertragungsanforderungen<br />

bilden Anwendungen<br />

wie die Mail-Kommunikation,<br />

Surfen oder File-Sharing<br />

den Gegenpol zur „umgehenden<br />

Zustellung“: Sie setzen „zuverlässige<br />

Zustellung“ voraus. Beispielsweise<br />

braucht ein Mail-Programm<br />

alle Pakete einer Nachricht,<br />

damit es sie zusammensetzen<br />

kann – wie schnell sie<br />

ankommen, ist nebensächlich.<br />

Beides können Router mit<br />

eingebautem Bandbreiten-Management<br />

berücksichtigen und<br />

so eine bestimmte Dienstgüte<br />

gewährleisten (Quality of Service,<br />

QoS). Gegenüber Routern<br />

ohne QoS reizen sie die Leitung<br />

besser aus.<br />

QoS-Funktionen gibt es in verschiedenen<br />

Ausprägungen. Manche<br />

Router lassen auch QoS-Konfigurationen<br />

auf DSL-Ebene zu –<br />

diese beziehen sich aber auf das<br />

ATM-Protokoll und beeinflussen<br />

nicht die Abfertigung der IP-Pakete,<br />

sondern die Beförderung<br />

durch das ATM-Netz des Providers<br />

– wenn er die Einstellungen<br />

beachtet. Einige wenige Provider<br />

nutzen die ATM-Einstellungen<br />

dazu, um den VoIP-Verkehr vom<br />

sonstigen Internet-Verkehr schon<br />

im Router zu trennen.<br />

Üblicherweise unterscheiden<br />

ATM-Elemente aber nicht zwischen<br />

IP-Anwendungen – sie<br />

schauen gar nicht erst in diese<br />

Übertragungsschicht. Daher müssen<br />

Teilnehmer-Router die IP-Pakete<br />

noch vor dem Verpacken in<br />

ATM-Zellen sortieren. Dafür halten<br />

Router mit Bandbreiten-Management<br />

die Pakete in Sendeund<br />

Empfangspuffern kurz zurück,<br />

bevor sie sie nach Dringlichkeit<br />

sortiert weitergeben. Daneben<br />

bieten manche WLAN-Router<br />

QoS-Einstellungen für Funkübertragungen<br />

(WMM). Auch diese<br />

spielen für den Internet-Verkehr<br />

keine Rolle – können aber die<br />

Wiedergabe von Streaming-Inhalten<br />

im WLAN verbessern.<br />

Unter den Kandidaten, die<br />

Bandbreiten-Management bieten,<br />

kann man zwei Gruppen<br />

unterscheiden: Einige wenige<br />

können Quittungspakete bevorzugen<br />

(TCP-ACK-Pakete), die<br />

meisten bieten aber das „klassische“<br />

QoS, mittels dem sie Pakete<br />

zeitkritischer Anwendungen<br />

bevorzugt absenden. Die Geräte<br />

von AVM, DrayTek, Zyxel und das<br />

Linksys WAG54G2 beherrschen<br />

beides.<br />

Nur die Fritz!Box und der<br />

SpeedPort arbeiten ab Werk mit<br />

eingeschaltetem QoS (die Regeln<br />

berücksichtigen die Onboard-VoIP-Anschlüsse).<br />

Bei einigen<br />

ist auch die ACK-Priorisierung<br />

ab Werk eingeschaltet. Jedoch<br />

macht sich kein Hersteller<br />

die Mühe, darauf hinzuweisen,<br />

wie wichtig beide Funktionen für<br />

die Durchsatzleistung eines Routers<br />

sind – in den Anleitungen<br />

sind die Funktionen gleich gewichtet<br />

wie alle übrigen.<br />

98 c’t 2009, Heft 2<br />

©<br />

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