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Praxis | Windows Vista
Hajo Schulz
Besserwisser
Vistas Explorer Eigenmächtigkeiten
austreiben
In Windows Vista kann der Anwender haarklein festlegen,
wie er bestimmte Ordner auf seiner Festplatte angezeigt
bekommen möchte. Leider glaubt der Explorer manchmal,
er wisse besser, was der Benutzer wünscht.
Der Explorer von Windows
Vista bietet eine Menge
Optionen, mit denen sich
die Ansicht auf Ordner verändern
lässt. Das ist im Prinzip eine gute
Sache, denn in einem Ordner mit
Dokumenten interessieren den
Anwender möglicherweise andere
Angaben als in einem Fotooder
Musikarchiv. Allerdings
nimmt sich der Explorer gern mal
gewisse Eigenmächtigkeiten heraus,
wenn er entscheidet, wie er
einen Ordner darstellt: Ein Verzeichnis,
in dem gestern noch Details
wie Dateigrößen und -typen
zu sehen waren, erscheint heute
plötzlich in Thumbnail-Ansicht,
nur weil der Anwender ein paar
Bilder dazukopiert hat.
Einen offiziellen Weg, diese
Hellseherei abzustellen, gibt es
nicht. Dabei schaut der Explorer
durchaus in der Registry nach,
um zu entscheiden, wie er einen
Ordner darstellen und ob er den
Ordnertyp raten soll. Für eine
perfekte Lösung ist es aber leider
nicht damit getan, dort einen
einzigen Wert einzutragen.
Gedächtnistraining
Um den Rate-Automatismus abzuschalten,
sich aber trotzdem
die Option offen zu halten, verschiedene
Ordner unterschiedlich
anzeigen zu lassen, sollte
man zunächst einmal sicherstellen,
dass sich der Explorer überhaupt
merkt, wie er einzelne Verzeichnisse
darstellt. Eine Einstellmöglichkeit
dafür bietet der
Menübefehl Extras/Ordneroptionen
auf dem Register „Ansicht“.
Um ihn aufzurufen, müssen Sie
möglicherweise erst mal mit
einem Druck auf die Alt-Taste
das Menü sichtbar machen. Der
gesuchte Schalter heißt „Ansichteinstellungen
für jeden Ordner
speichern“ und ist einzuschalten.
Als Nächstes empfiehlt es sich,
den Explorer all die Ansichteinstellungen
vergessen zu lassen,
die er möglicherweise schon
falsch geraten und gespeichert
hat. Dazu schließen Sie zunächst
sämtliche Explorer-Fenster. Die
Einstellungen stehen in der Registry,
und zwar in Unterschlüsseln
von HKEY_CURRENT_USER\Software\Classes\Local
Settings\Software\Microsoft\Windows\Shell\Bags;
die Reihenfolge,
in der der Benutzer diese
Ordner zuletzt besucht hat, steht
gleich nebenan in …\Shell\BagMRU.
Einfacher, als die unzähligen
Unterschlüssel einzeln zu löschen,
ist es, die Schlüssel Bags
und BagMRU komplett zu löschen
und gleich danach wieder neu
anzulegen. Achtung: Den Inhalt
des Schlüssels MuiCache sollten Sie
dabei unangetastet lassen.
Um dem Explorer die Ordnertyp-Raterei
abzugewöhnen, legen
Sie unter …\Bags einen neuen
Schlüssel namens AllFolders an und
darin einen weiteren mit dem
Namen Shell. In diesem erstellen
Sie schließlich einen neuen Zeichenkettenwert
und geben ihm
den Namen FolderType sowie den
Inhalt NotSpecified. Wer sich vor manuellen
Eingriffen in die Registry
scheut, kann die gesamte Aktion
auch von einer .reg-Datei erledigen
lassen, die wir unter
dem Soft-Link bereitstellen. Damit
der Explorer die Änderungen
mitbekommt, muss man sich in
jedem Fall bei Windows ab- und
wieder anmelden.
Nun verhält sich der Explorer
erst einmal wieder fast so wie
direkt nach einer frischen Vista-Installation:
Ordnerfenster erscheinen
in einer Standardgröße, und
Dateien werden in allen Ordnern
einheitlich in Listen- oder Detailansicht
und sortiert nach Namen
angezeigt. Sollten Sie trotz der
Registry-Eingriffe in nächster Zukunft
noch auf Ordner mit ungeliebten
Symbolvorschauen oder
Bewertungssternchen stoßen,
dann kann das nur daran liegen,
dass diese Ordner eine (versteckte)
Datei namens Desktop.ini enthalten
und in dieser ein Ordnertyp
festgelegt ist. Um solche Dateien
zu sehen zu bekommen,
müssen Sie im Explorer-Dialog
Extras/Ordneroptionen/Ansicht
den Schalter „Geschützte Systemdateien
ausblenden (empfohlen)“
ausschalten und unter
„Versteckte Dateien und Ordner“
die Option „Alle Dateien und
Ordner anzeigen“ wählen. Der
Ordnertyp steht in Desktop.ini-
Dateien im Abschnitt [ViewState] in
einer Zeile, die mit FolderType= beginnt.
Wenn [ViewState] der einzige
Abschnitt der Datei ist, können
Sie die Datei bedenkenlos komplett
löschen, ansonsten sollten
Sie – mit einem beliebigen Texteditor
– nur diesen Abschnitt tilgen,
um nicht mögliche andere
Informationen zu verlieren.
Die Schaltfläche „Für Ordner übernehmen“ wirkt
sich unter Vista – anders als unter Windows XP –
nicht auf alle Ordner aus, sondern nur auf einen
von sechs möglichen Ordnertypen.
Mit den passenden Vorbereitungen kann
man über den Ordnertyp nicht nur die
Ansicht, sondern auch Detailspalten und
Sortierreihenfolge schnell umschalten.
Typberatung
Nachdem nun dafür gesorgt ist,
dass der Explorer etwa Bilderordner
nur noch dann als solche behandelt,
wenn Sie es ihm sagen,
können Sie darangehen, die verschiedenen
Ordnertypen auf Ihre
Vorlieben einzustellen. Dazu navigieren
Sie in einen Ordner, dessen
Darstellung vom Standard
abweichen soll, und öffnen seine
Eigenschaften über das Kontextmenü.
Auf dem Reiter „Anpassen“
können Sie dem Ordner
einen Typ zuweisen und ihn
damit etwa als Bilder- oder Musikordner
kennzeichnen. Bei Bedarf
bestimmen Sie, dass diese
Auswahl auch für alle Unterordner
gelten soll. Nun stellen Sie
die Ansichts-Optionen für diesen
Ordnertyp Ihren Wünschen
gemäß ein: Wählen Sie über das
Kontextmenü der Spaltenköpfe
die anzuzeigenden Detailspalten
und unter ihnen diejenige, nach
denen die Dateien sortiert oder
162 c’t 2009, Heft 2
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