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Know-how | Zufallszahlen<br />
Oliver Lau<br />
Faites vos jeux!<br />
Zufallszahlen erzeugen, erkennen und anwenden<br />
Man braucht sie zur Verschlüsselung, für Simulationen,<br />
zur Stichprobenerhebung oder für faire Gewinnspiele –<br />
Zufallszahlen. Doch viele vermeintlich gute Generatoren<br />
erweisen sich bei näherem Hinsehen als Mogelpackung.<br />
Der Mensch ist ein extrem schlechter<br />
Zufallszahlengenerator, weil seine<br />
Entscheidungen nicht frei und untendenziös<br />
sind, wie man es sich vom Zufall<br />
wünscht, sondern zum Beispiel kulturellen,<br />
ästhetischen und kognitiven Einflüssen<br />
unterliegen. So fällt auf, dass Menschen,<br />
befragt nach einer ganzen Zahl zwischen<br />
1 und 20, weit überdurchschnittlich häufig<br />
7 und 17 antworten. Die Häufigkeit gerader<br />
Zahlen und Zahlen kleiner als 10 liegt deutlich<br />
unter dem Durchschnitt; Primzahlen<br />
werden häufiger als nicht prime Zahlen genannt.<br />
Computer hingegen sind bekannt für ihre<br />
Unvoreingenommenheit. Also müssten sie<br />
eigentlich sehr gute Zufallszahlenfolgen produzieren<br />
können. Doch weit gefehlt, denn<br />
das ureigenste dem Computer zugrunde liegende<br />
Prinzip ist der Determinismus: Eine<br />
bestimmte Eingabe führt bei identischer<br />
(vorhersagbarer) Verarbeitung stets zu derselben<br />
Ausgabe. Da ein Computer nur eine<br />
endliche Zahl von Zuständen annehmen<br />
kann, wird eine Zufallszahlenfolge immer periodisch<br />
sein, also irgendwann wieder von<br />
vorne anfangen.<br />
Deshalb gehen Determinismus und Zufall<br />
nicht zusammen. Oder wie Johann von<br />
Neumann, einer der bedeutendsten Universalisten<br />
des 20. Jahrhunderts, sich überdeutlich<br />
ausdrückte: Wer glaubt, dass man<br />
mit Mitteln der Arithmetik Zufallszahlen erzeugen<br />
könne, ist todsicher der Sünde anheimgefallen.<br />
Esoterische Betrachtungen darüber, ob es<br />
so etwas wie Zufall überhaupt gibt oder<br />
alles Teil eines undenkbaren Master-Planes<br />
ist, mal außen vor gelassen, soll im Folgenden<br />
ganz simpel gelten: Ein Zustand ist zufällig<br />
eingetreten, wenn er nicht vorhersagbar<br />
war.<br />
Nachgehakt<br />
Die Ansprüche an Zufallszahlengeneratoren<br />
wandeln sich mit dem Anwendungszweck.<br />
In der Kryptografie benötigt man unbedingt<br />
nicht reproduzierbare Zahlen, also ein nicht<br />
deterministisches Verfahren, für Simulationen<br />
ist es wichtig, dass der Generator möglichst<br />
schnell zu Werke geht, und es gereicht<br />
ihm eher zum Vorteil, wenn sich die Folgen<br />
einfach reproduzieren lassen.<br />
Wenn es so etwas wie eine nicht deterministische<br />
Maschine gibt, die echte Zufallszahlen<br />
erzeugen kann, aber das nicht unbedingt<br />
auch tut – wie kann man erkennen, ob die<br />
Maschine funktioniert, das heißt „echte“ Zufallszahlen<br />
produziert? Die Idee ist einfach,<br />
die Ausführung mitunter sehr schwer: Man<br />
lässt sie mehrfach unter den immer gleichen<br />
(Start-)Bedingungen laufen und vergleicht<br />
die Ausgaben. Wenn diese Ausgaben in keinerlei<br />
Zusammenhang zueinander stehen,<br />
sind die Ergebnisse zufällig.<br />
Zusammenhanglosigkeit bedeutet im Regelfall,<br />
dass die erzeugten Folgen unterschiedlich<br />
aussehen. Tun sie das nicht, liegt<br />
die Vermutung nahe, dass die Maschine kaputt<br />
ist und nur pseudozufällige Werte ausgibt.<br />
172 c’t 2009, Heft 2<br />
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