Kompakte Notebooks Kompakte Notebooks - Wuala
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Ich nickte nur und sah wieder in Richtung<br />
des Eingangs, vor dem der Soldat noch patrouillierte.<br />
Atembé kontrollierte, ob die Hack-Programme,<br />
die er auf dem Handy gespeichert<br />
hatte, abrufbereit lagen.<br />
„Er geht“, verkündete ich, als der Legionär<br />
durch das Gateway schritt.<br />
„Pünktlich um Neun. Wie immer.“ Atembé<br />
steckte das Handy weg und richtete sich auf.<br />
Er griff nach dem Koffer, während er mir bedeutete,<br />
ebenfalls aufzustehen.<br />
Auch ich nahm mein Gepäckstück, dann<br />
gingen wir gemeinsam los. Mit jedem Schritt<br />
auf das hellbeleuchtete Tor des Gateways zu,<br />
wuchs meine Nervosität. Doch ich bekämpfte<br />
sie mit allen Mitteln, die mir Atembé beigebracht<br />
hatte. Als sich dann das Tor mit<br />
einem leichten Zischen öffnete, trat ich hindurch,<br />
so wie ein EU-Bürger es getan hätte.<br />
Atembé folgte mir dichtauf.<br />
Im Innern brannten einige Leuchten, die<br />
den etwa 15 Meter langen Tunnel ausreichend<br />
mit Licht versorgten. Dort, wo normalerweise<br />
die Grenzsoldaten saßen, standen<br />
zwei Stühle und ein Tisch aus Stahl.<br />
Ohne zu zögern traten wir vor und blieben<br />
vor dem Tisch stehen.<br />
Eine leicht blechern verzerrte Stimme befahl:<br />
„Öffnen Sie bitte den Koffer, Luca Silvestri.“<br />
Ich schrak leicht zusammen und fragte<br />
laut: „Soll ich auch meinen Koffer…“<br />
„Nein, Bürger Fideles!“, unterbrach mich<br />
die Stimme der KI. „Die Durchleuchtung ihres<br />
Gepäckstückes hat keine Auffälligkeiten ergeben.“<br />
Dankbar nahm ich die Tatsache zur<br />
Kenntnis, dass unsere falschen Identitäten<br />
von der KI akzeptiert worden waren. Atembé<br />
hatte demnach ganze Arbeit geleistet.<br />
Datenbank und ID-Chip aufeinander abgestimmt.<br />
Doch was war in seinem Koffer, das<br />
der KI nicht gefiel?<br />
Atembé legte sein Gepäckstück auf<br />
den Tisch und öffnete es weit. „Soll ich<br />
etwas herausholen?“, fragte er in den Raum<br />
hinein.<br />
„Die bereits erfolgte optische Sichtung hat<br />
ergeben, dass es sich bei dem fraglichen bedenklichen<br />
Objekt um ein Notebook handelt.“<br />
„Ja“, bestätigte Atembé.<br />
„Es handelt sich um ein Notebook der<br />
Marke African Dream und ist nur zur Verwendung<br />
in Afrika zugelassen. Warum führen Sie<br />
ein Gerät ein, das für einen Afrikaner bestimmt<br />
ist?“<br />
Atembé streckte sich. „Mein eigenes Notebook,<br />
das ich bei der Ausreise mitführte, erlitt<br />
wegen der übergroßen Hitze einen Defekt.<br />
Man sicherte meine Daten auf diesem<br />
Gerät und gab es mir mit.“<br />
„Warum wurden die Daten nicht via Internet<br />
übertragen?“<br />
„Es handelt sich um sensible Geschäftsdaten,<br />
die ich lieber persönlich transportiere.“<br />
Atembé verzog keine Miene, seine Stimme<br />
zitterte nicht, er blieb vollkommen ruhig.<br />
„Ich überprüfe die abgespeicherten Programme!<br />
Bitte warten!“, verkündete die KI.<br />
Wir blickten sehnsüchtig zur Tür am anderen<br />
Ende des Korridors.<br />
„Bitte warten!“<br />
Wie lange würde wohl die Überprüfung<br />
dauern?<br />
„Bitte warten!“<br />
Ich rechnete jeden Moment mit einer Sirene<br />
oder einem optischen Signal, welches<br />
den Alarm begleiten würde.<br />
„Bitte warten!“<br />
Wir waren aufgeflogen. Ich war mir dessen<br />
sicher.<br />
„Bitte warten!“<br />
An Atembés Schläfe sah ich eine Ader pochen.<br />
Auch er wurde nervös, sein Puls ging<br />
schneller.<br />
„Bitte warten!“<br />
Hatte Atembé doch einen Fehler gemacht?<br />
Falsche Programme geladen, die uns<br />
den Weg durch das Gateway verbauten?<br />
„Bitte warten!“<br />
Ich schloss die Augen.<br />
„Bitte war …“<br />
Die Stimme der KI brach ab.<br />
Atembé sah mich an, zum ersten Mal erkannte<br />
ich, dass auch seine Zuversicht Grenzen<br />
hatte.<br />
Es knackte laut in einem nicht sichtbaren<br />
Lautsprecher. Dann ertönte eine verschlafen<br />
klingende männliche Stimme, die französisch<br />
sprach. „Die KI hat sich in einer Endlosschleife<br />
gefangen. Scheiß-Computer! Ich hab<br />
ja schon immer gesagt, dass diese Scheiß-<br />
Dinger unseren Niedergang nur beschleunigen<br />
werden.“<br />
Atembé schloss hektisch seinen Koffer<br />
und deutete in die Richtung, aus der wir gekommen<br />
waren.<br />
Der Mann sprach weiter: „Ein Techniker ist<br />
unterwegs, um das Problem zu klären. Kann<br />
ich irgend etwas für Sie tun?“<br />
Als ich sprach, dachte ich nicht. Die Worte<br />
sprudelten heraus: „Ja, sie können uns die<br />
Tür öffnen. Die ID-Kontrolle ist bereits passé,<br />
und nur weil eine Scheiß-KI nicht anständig<br />
funktioniert, will ich nicht für alle Ewigkeiten<br />
auf diesem stinkenden Scheiß-Kontinent<br />
bleiben.“<br />
Atembé sah mich entgeistert an und<br />
klemmte sich bereits den Koffer unter den<br />
Arm, um schnellstens fliehen zu können.<br />
„Klar!“, klang es in diesem Augenblick aus<br />
dem Lautsprecher und mit einem leisen<br />
Zischen glitt die Tür am anderen Ende des<br />
Gateways auf.<br />
Ich nickte Atembé zu und schlenderte<br />
dem hellen Licht entgegen, das aus dem<br />
nächsten Raum einladend in den Korridor<br />
drang.<br />
„Bitte war…“, begann die KI wieder, bevor<br />
sie endgültig abgeschaltet wurde. c<br />
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c’t 2009, Heft 2