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Prüfstand | Audio-Restaurierung<br />
Gerald Himmelein<br />
Vinylpolitur<br />
Audio-Aufbereitungsprogramm<br />
Magix Music Cleaning Lab 15 Deluxe<br />
Der eine mag nicht für dieselbe Musik doppelt und<br />
dreifach zahlen. Der andere hegt Schätze auf Vinyl<br />
und Kassette, die in anderer Form nie erschienen sind.<br />
Das Music Cleaning Lab verspricht auch Einsteigern<br />
ein unkompliziertes Entknacksen und Entrauschen<br />
von Schallplatten- und Bandaufnahmen.<br />
Mit wenigen Mausklicks<br />
sollen Anwender mit der<br />
Magix-Software analoge<br />
Aufnahmen von Schallplatte<br />
oder Musikkassette auf digitalen<br />
Hochglanz polieren können.<br />
Ein bisschen mehr Aufwand ist<br />
schon nötig, die Ergebnisse<br />
können sich aber durchaus<br />
hören lassen.<br />
Intern trägt die diesjährige<br />
Neuauflage des Cleaning Lab die<br />
Revisionsnummer 10.0.0.0, die<br />
Zahl hinter dem Namen wurde<br />
offenbar vom Marketing vergeben.<br />
Das Programm erscheint<br />
weiterhin mit derselben silbergrauen<br />
Oberfläche mit goldgelben<br />
Akzenten, die im Vorjahr<br />
eingeführt wurde. Wie gehabt<br />
lässt sich das Cleaning Lab nur in<br />
zwei Auflösungen betreiben:<br />
entweder als Fenster im XGA-<br />
Format oder bildschirmfüllend.<br />
Zur detaillierten Anwahl von<br />
Knacksern und anderen Störungen<br />
empfiehlt sich die Vollbildansicht.<br />
Das Cleaning Lab teilt seinen<br />
Funktionsumfang in vier Bereiche:<br />
Importieren, Cleaning, Mastering<br />
und Exportieren. Im ersten<br />
Schritt nimmt man das<br />
nachzubearbeitende Material<br />
direkt im Programm von einem<br />
Plattenspieler oder einer Kassette<br />
auf. Freilich kann man auch<br />
bereits digital vorliegendes Material<br />
laden. Die früher als XXL-<br />
Version bezeichnete Version mit<br />
Phono-Vorverstärker verkauft<br />
Magix diesmal marktschreierisch<br />
als „Retten Sie Ihre Schallplatten!“.<br />
Mit einem Rauschabstand<br />
von 78 dB(A) ist die Zusatz-Hardware<br />
jedoch durchaus<br />
brauchbar.<br />
Der Cleaning-Bereich besteht<br />
aus fünf Modulen, deren Aussehen<br />
sich an analogen Klangprozessoren<br />
im Rack-Format<br />
orientiert. Das Tastenkürzel Umschalt+E<br />
ruft sie sogar übereinandergestapelt<br />
auf. Zur Verfügung<br />
stehen ein Dehisser gegen<br />
gleichmäßiges Rauschen,<br />
ein Denoiser zur Entfernung periodischer<br />
Störgeräusche, ein<br />
Declicker gegen Knackser und<br />
ein Decrackler zum Herausfiltern<br />
von Vinylknistern. Bei<br />
übersteuerten Aufnahmen kann<br />
man zudem einen Declipper aktivieren.<br />
Cleaning Lab wendet die<br />
Werkzeuge entweder allein oder<br />
kombiniert an. Ein Trick beeinflusst<br />
die Reihenfolge der Anwendung:<br />
Cleaning Lab kennt<br />
sowohl einen globalen Bearbeitungsmodus<br />
als auch objektbezogene<br />
Manipulationen; so<br />
kann man einen Filter global anwenden<br />
und den anderen als<br />
lokales „Objekt FX“. Erfahrene<br />
und geduldige Anwender bearbeiten<br />
die Audiodaten im Fenster<br />
„Spectral Cleaning“ in einer<br />
skalierbaren Spektralansicht, um<br />
hartnäckige Artefakte per Auswahlrechteck<br />
wegzuputzen.<br />
Einsteiger gehen mit der<br />
Schaltfläche „Automatisch einstellen“<br />
auf Nummer sicher. Der<br />
Assistent analysiert das Ausgangsmaterial<br />
einige Sekunden<br />
lang und schlägt eine Filterkombination<br />
vor. Zwei Schaltflächen<br />
„Original“ und „Ergebnis“ führen<br />
schnell die Wirkung vor. Der<br />
Automatismus berücksichtigt<br />
aber keine einzelnen Knackser:<br />
Dazu öffnet man die Oberfläche<br />
des Declickers, öffnet dessen<br />
„Markerdeclicker“-Panel und<br />
wählt „Search Clicks“. Der Assistent<br />
„Schritt für Schritt“ bietet<br />
einen Mittelweg: Er führt der<br />
Reihe nach durch die vier Hauptfilter<br />
und bietet stets den Vorher/Nachher-Vergleich.<br />
Wurde das Quellmaterial in<br />
den bestmöglichen Zustand gebracht,<br />
kann der Anwender das<br />
Ergebnis im Mastering-Bereich<br />
noch etwas aufpeppen. Hier stehen<br />
acht Effekte bereit, von<br />
denen sich sechs auch als Rack-<br />
Monolith einblenden lassen.<br />
StereoFX manipuliert die Signaltrennung,<br />
der grafische Equalizer<br />
arbeitet entweder in vier<br />
oder zehn Bereichen, der Brilliance<br />
Enhancer hellt stumpfe Aufnahmen<br />
auf, Dynamics und Multimax<br />
dienen als Limiter und<br />
Kompressor. In zwei zusätzlichen<br />
Slots bindet Cleaning Lab eine<br />
anwendergesteuerte Auswahl<br />
aus vier internen Filtern (Chorus,<br />
De-Esser, Energizer, Tape Simulation),<br />
im System verankerten DirectX-Modulen<br />
und VST-Plug-ins<br />
ein. Ein VST-Plug-in steuert<br />
Magix selbst bei, den Vintage<br />
Compressor AM Track SE 1.61. In<br />
der Vorversion hielt der Hersteller<br />
dieses Modul für registrierungswillige<br />
Anwender als Belohnung<br />
zurück.<br />
Der Einsatz der Mastering-<br />
Module will wohlüberlegt sein.<br />
Einige Presets zielen schon vom<br />
Namen her eindeutig auf bestimmtes<br />
Quellmaterial ab: Der<br />
Brilliance Enhancer besitzt mehrere<br />
Einstellungen mit dem Vorsatz<br />
„Refresh MP3“. Das Aufhellen<br />
zu Matsch komprimierter<br />
Musikdateien hat freilich nichts<br />
mehr mit Audiophilie zu tun.<br />
Aber auch sonst sollte man die<br />
Mastering-Effekte sehr sparsam<br />
einsetzen und die Folgen mit<br />
linearen Lautsprechern oder<br />
nicht verfälschenden Kopfhörern<br />
vorhören. Allzu oft klingt<br />
ein Preset am PC wunderbar<br />
knackig, zerrt im CD-Player<br />
dann aber durch übertriebene<br />
Pointierung gewaltig an den<br />
Nerven.<br />
Das Installationsprogramm<br />
hat zwar die Option, die Zusatzprogramme<br />
Mufin MusicFinder,<br />
Foto Manager 8 und Yahoo Toolbar<br />
abzuwählen. Drei weitere<br />
Komponenten landen dennoch<br />
ungefragt auf der Platte. Der<br />
Music Editor 2.0 bietet zusätzliche<br />
Möglichkeiten zur Audiobearbeitung,<br />
darunter ein logarithmisches<br />
Fade-in. Beim Xtreme<br />
Druck Center 5 handelt es<br />
sich um eine auf vier Werkzeuge<br />
reduzierte Ultralight-Version des<br />
Vektorzeichenprogramms Xara<br />
Xtreme. Damit sollen sich angeblich<br />
CD-Cover produzieren lassen,<br />
nur fehlen dafür geeignete<br />
Vorlagen. Bei Magix Screenshare<br />
4.3 handelt es sich um ein<br />
Support-Werkzeug zur Fernwartung,<br />
dessen stille Installation<br />
besonders unangenehm aufstößt.<br />
Wie seine Vorfahren liefert<br />
auch das Cleaning Lab 15 solide<br />
Ergebnisse für angenehm wenig<br />
Geld. Die Neuerungen gegenüber<br />
dem unmittelbaren Vorgänger<br />
sind allerdings derart gering<br />
ausgefallen, dass sich dessen<br />
Anwender das Upgrade<br />
meist sparen können: Die Stapelverarbeitung<br />
eignet sich nur für<br />
Spezialfälle, nicht aber für Vinyl-<br />
Digitalisierer. Die vom Hersteller<br />
versprochenen Verbesserungen<br />
des Denoisers konnte zumindest<br />
dieser Redakteur akustisch nicht<br />
festmachen und die spektrale<br />
Darstellung im Hauptfenster<br />
wirkt eher als Spielerei als sinnvoll<br />
für den täglichen Einsatz.<br />
Wer sein Cleaning Lab vor 2007<br />
gekauft hat, wird die freundlichere<br />
Oberfläche und optimierten<br />
Filter jedoch schnell zu<br />
schätzen lernen.<br />
(ghi)<br />
Music Cleaning Lab 15<br />
Deluxe<br />
Audio-Restaurierung<br />
Hersteller Magix, www.magix.net<br />
System- Windows XP/Vista, CPU ab 1 GHz,<br />
anf. 500 MByte Festplattenplatz<br />
Preis 40 e (mit Phonovorverstärker:<br />
80 e)<br />
c<br />
50 c’t 2009, Heft 2<br />
©<br />
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