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Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

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Empirische Ergebnisse: Abfallwirtschaft <strong>in</strong> Freetown - Potentiale und Grenzen Kl<strong>in</strong> Salones<br />

3.4 Normendualismus: Zwischen Sozialkapital und Kl<strong>in</strong> Salone<br />

„Auch <strong>in</strong>formelle Selbsthilfe gelangt an ihre Grenzen, wenn Reziprozitätserwartungen nicht<br />

mehr erfüllt werden können. Netzwerke kompensieren fehlende staatliche Sicherungsstrukturen<br />

nur <strong>in</strong> dem Maße, wie Menschen über die nötigen Ressourcen verfügen, die zur Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Netzwerke unbed<strong>in</strong>gt nötig s<strong>in</strong>d. Die Ärmsten <strong>der</strong> Armen s<strong>in</strong>d deshalb oft auch <strong>von</strong> den<br />

<strong>in</strong>formellen Formen <strong>der</strong> Selbstorganisation und Partizipation ausgeschlossen“ (HAR-<br />

DERS/SCHAUBER 1999: 170).<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> als auch die Verantwortlichen <strong>der</strong> Organisation als Repräsentanten des Ganzen<br />

erwarten vom E<strong>in</strong>zelnen e<strong>in</strong>en Beitrag zum geme<strong>in</strong>schaftlichen Leben. Von den Vorteilen <strong>der</strong><br />

„Banana Water Youth Development Organization“ profitiert etwa nur, das ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfassung<br />

festgelegt, wer zuvor m<strong>in</strong>destens sechs Monate für den <strong>Zusammenschluss</strong> gearbeitet hat (IntMSE<br />

12). Darüber h<strong>in</strong>aus können die Jugendorganisationen für die Door-to-Door-MSEs nur sechs<br />

Personen auswählen, die auf diese Weise e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommen erwirtschaften, so dass an<strong>der</strong>e Mitglie-<br />

<strong>der</strong> zunächst leer ausgehen. Daher wurde <strong>von</strong> <strong>der</strong> Organisation e<strong>in</strong> Fonds geschaffen, <strong>in</strong> den die<br />

unter Kl<strong>in</strong> Salone organisierten Arbeiter Teile ihres Gehaltes e<strong>in</strong>zahlen. Dieser Fonds dient <strong>der</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> für Kl<strong>in</strong> Salone nicht berücksichtigten Mitglie<strong>der</strong>. Dafür gibt es ke<strong>in</strong>e explizite<br />

Vorschrift, aber die Geber erachten es als notwendig, und auch die an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> bilden im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Reziprozität diese auf Solidarität basierende Erwartungshaltung aus. So fließen je nach<br />

Organisation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zwischen 5 000 und 20 000 Le vom monatlichen Gehalt <strong>der</strong> Arbeiter <strong>in</strong><br />

diesen Topf (IntMSE 9, IntMSE 12, IntKS 4, IntKS 6). Unter Berücksichtigung dieses Sozialver-<br />

trages bzw. Solidaritätsverhaltens ersche<strong>in</strong>t es auch durchaus im Bereich des Möglichen, dass die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedsgruppen e<strong>in</strong>en größeren Teil <strong>der</strong> E<strong>in</strong>nahmen, die ja eigentlich an Kl<strong>in</strong> Salone<br />

bzw. die GTZ zur Redistribution bzw. F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Aktivitäten gezahlt werden, e<strong>in</strong>behalten<br />

und ihrer Organisation zukommen lassen. Und auch die für Kl<strong>in</strong> Salone verantwortliche Pro-<br />

jektmitarbeiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> GTZ beklagt:<br />

„Some groups give money for [their] organizations […] but not for the GTZ. Some are pay<strong>in</strong>g the<br />

organisation and br<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g only a small part to GTZ” (IntEx 2, auch PK 1).<br />

Aus Sicht Kl<strong>in</strong> Salones bzw. <strong>der</strong> GTZ s<strong>in</strong>d schlechte Ergebnisse <strong>der</strong> MSEs auf Missmanagement<br />

zurückzuführen (vgl. Kapitel V.4.1, S. 97). Sie können aber auch, wie hier aufgeführt, durch den<br />

Solidarverbund begründet se<strong>in</strong>. Hier ist die Bande <strong>der</strong> Individuen mit ihrer Institution, dem so-<br />

zialen Netzwerk dicker als mit <strong>der</strong> neu <strong>in</strong>stitutionalisierten Organisation Kl<strong>in</strong> Salone, da ersteres<br />

<strong>in</strong> vielen Bereichen bei fehlenden staatlichen Leistungen das zentrale Instrument <strong>der</strong> Überlebens-<br />

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