Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Abschließende Anmerkungen
auf den Erfolg der MSEs. Die Ausprägung von Regelpluralismen, so die Argumentation dieser
Untersuchung, ist neben institutionelle Leere die idealtypische Konfiguration von Regelwerken in
einem Raumes sich konsolidierender aber immer noch prekarisierter Staatlichkeit. Parallel vor-
handene Institutionen konterkarieren sich nicht selten und erhöhen die Transaktionskosten der
sich auf sie beziehenden Akteure.
Dies wurde unter anderem mit den konfligierenden Institutionen des politischen Systems (SLPP
vs. APC) und den unkoordinierten Ansätzen der Entwicklungszusammenarbeit (Weltbank vs.
GTZ, UNDP vs. GTZ) und deren Einfluss auf das System Klin Salone gezeigt. Räume prekarisier-
ter, sich allmählich konsolidierender Staatlichkeit werden im Nachgang von Konflikten als „loh-
nender“ Gegenstand verschiedenster Akteure und Ideologien der Entwicklungszusammenarbeit
identifiziert und vielfach in „Projektlandschaften“ verwandelt. Diese treffen dort, zumindest im
Falle Sierra Leones, auf ein zwar durchaus reformbereites politisches System, das aber noch deut-
lich fragmentiert und nach wie vor von informellen Praktiken durchdrungen ist. Entlang der im-
mer noch vorhandenen klientelistischen Linien wollen unterschiedlichste Akteure von den Zu-
wendungen der Geber profitieren (HANLON 2005: 461). Diese Fragmentierung des politischen
Bereiches, ergänzt um unkoordinierte Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit, bleibt, wie
am Beispiel von Akteuren der Abfallwirtschaft dargestellt, nicht ohne Auswirkungen auf die Go-
vernance-Leistung in einem Raum und die sich darin reproduzierenden Akteure. An dieser Stelle
schaffte es die Organisation aber auch durch Lobbyarbeit und Druck gegenüber den politischen
Entscheidungsträgern den institutionellen Rahmen zu eigenen Gunsten zu gestalten. Der
„Kampf“ Klin Salones gegen das scheinbar übermächtige Weltbankkonzept ist nur ein Beispiel,
das zeigt, dass Strukturen und Handlungswirkmacht nicht statisch sind, sondern sich in einem
ständigen Wechselspiel kontinuierlich gegenseitig beeinflussen.
Auch soziale Netzwerke sind Ausdruck von Staatsprekarisierungsprozessen. Diese sich in diesem
Umfeld entwickelten Institutionen sind nicht nur zentraler Bestandteil gesellschaftlicher Repro-
duktion, sondern konterkarieren in einer nicht unwesentlichen Zahl von Fällen den Erfolg der
unmittelbar geförderten Akteure. Darüber hinaus stimmen diese nicht immer in Gänze mit der
beabsichtigten Zielgruppe überein. Maßnahmen der EZ erfordern daher stetige Modifikationen
im Verhältnis von implementierten (Klin Salone) und gewachsenen Institutionen (soziale Netz-
werke). Letztere aber sind im Sinne der Theorie der NIÖ weit weniger zu beeinflussen, so dass
anzuraten ist, diese in die Ansätze zu integrieren. Das gilt selbstredend nicht für Korruption und
129