Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Empirische Ergebnisse: Abfallwirtschaft in Freetown - Potentiale und Grenzen Klin Salones
Im Zuge des Mangels an Finanzkapital der Kunden geraten die MSEs nun in einen Zielkonflikt.
Einerseits sollten sie im Sinne eines einheitlichen Preissystems den stabilisierenden und verlässli-
chen Handlungsrahmen Klin Salones unterstützen und daher nicht die Preise senken, was zu-
nächst mit weniger Einkommen für die Gruppe einhergehen würde (im Anschluss an SCHEIN-
BERG 2001: 25). Anderseits trifft die Argumentation ebenso zu, dass durch flexible Preise mehr,
vor allem finanziell schwächer gestellte Bevölkerungsteile, erreicht werden könnten, was besonders
Gruppen betrifft, die Marginalviertel Freetowns bedienen. Auch innerhalb eines Gebietes existie-
ren mit Finanzkapital unterschiedlich ausgestattete Haushalte. MULLER/HOFFMANN (2001: 18)
raten an, auf deren unterschiedliche Fähigkeit, die erforderliche Gebühr aufzubringen mit darauf
abgestimmten Preisen zu reagieren. Dafür würde ebenso sprechen, dass „...die Suche nach Sicher-
heit eindeutig Priorität vor der Einkommensmaximierung [hat], welche (…) gegenüber der Stabilisie-
rungsorientierung sekundär ist“ (Elwert et al. 1983 57 zit. nach RÖPER 1995: 356). Und auch ROUSE
(2004: 7) stellt für die Einbeziehung von informellen Müllsammlern in ein Door-to-Door-
Abfallbeseitigungssystem in Hyderabad/Indien fest, dass die Beteiligten mehr Stabilität und Si-
cherheit genießen ohne dabei notwendigerweise ein mehr an Finanzen zur Verfügung zu haben. In
diesem Sinne wären niedrigere Preise die geeignete Lösung, Kundenakquirierung zu vereinfachen
und um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Kunden einen reduzierten, an ihre eigenen Mög-
lichkeiten angepassten Preis eher zuverlässig bezahlen. Da darüber hinaus jede Gruppe ein ihr
zugewiesenes Gebiet bedient, ergibt auch keine Gefahr durch Preisdumping in Folge von intraor-
ganisatorischer Konkurrenzsituation. Die Ausrichtung der Preise unterläge also den einzelnen
MSEs, so dass diese selbst kalkulieren müssten, ob eine Subvention der Finanzschwächeren durch
Finanzstärke im einzelnen Gebiet möglich wäre („cross subsidizing“). Problematisch wäre dabei,
dass Solidarität und individuelles Nutzenkalkül der Einwohner innerhalb einer Community auf-
einander träfen. Die Messung der tatsächlichen Bedürftigkeit der Kunden und der so zu bezah-
lende Preis, würden darüber hinaus erneut Transaktionskosten verursachen.
Und tatsächlich war auch zu beobachten, dass Kunden, die nicht für einen regelmäßigen Service
aufkommen können, von der Gruppe die Möglichkeit erhalten, informell als nicht registrierte
57 Elwert, Georg/Evers, Hans-Dieter/Wilkens, Werner (1983): Die Suche nach Sicherheit. Kombinierte Produktionsformen
im sogenannten Informellen Sektor. In: Zeitschrift für Soziologie. 12 (4). S. 281-296.
113