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Empirische Ergebnisse: Abfallwirtschaft in Freetown - Potentiale und Grenzen Klin Salones Differenzen kam und der deutsche Botschafter in der Folge von den sierra-leonischen Autoritäten zur Person non grata erklärt wurde, endete auch die Unterstützung (ANAND 1986: 334, DUM- BUYA 1986: 329ff., GANDI 1986: 334f., SOOD 2004: 9). Ebenfalls Anfang der 1980er Jahre wurde ein privatwirtschaftliches Unternehmen mit der Beseitigung des Abfalls betraut. Jedoch kamen alsbald finanzielle Unregelmäßigkeiten an die Öffentlichkeit und der Kontrakt wurde daher 1993 beendet. Die Abfallwirtschaft von nun an wieder ausschließlich vom Ministry of Health durchge- führt (IntKS 12, SOOD 2004: 9). Zu diesem Zeitpunkt war die städtische Infrastruktur bereits nahezu verfallen. Die Auswirkungen der Strukturanpassungsprogramme und die Misswirtschaft zeigten ihre Folgen. Und das Müllproblem in Freetown verschlimmerte sich weiter. Niemand fühlte sich für die Abfallbeseitigung verantwortlich, der entmachtete FCC und Regierung be- schuldigten sich gegenseitig (IntKS 12). Der Müll wuchs zu Bergen. Die Probleme wurden so drängend, dass die Regierung Mitte der 1990er Jahre den letzten Samstag des Monats zum Tag des „general cleaning of the city“ ausrief (ABDULLAH 2002: 206). 1995 stellt die Weltbank im Rahmen ihres „Freetown Infrastructure Rehabilitation Program“ (FIRP) der Stadt Fahrzeuge und Contai- ner zur Verfügung. Trotzdem war ein akuter Mangel an Kapazitäten zu verzeichnen, so dass den wachsenden Erfordernissen durch die kriegesbedingte verstärkte Zuwanderung nach Freetown kaum noch Rechnung getragen werden konnte. In Folge des Krieges und der episodischen Wie- derkehr der Kampfhandlungen in der Hauptstadt wurde ein Großteil der Ausstattung beschädigt oder zerstört. 1999 bat die sierra-leonische Regierung Großbritannien um Hilfe, mit der Bitte, Material zur Verfügung zu stellen, wovon aber ein Großteil schon kurze Zeit später wegen man- gelnder Instandhaltung nicht mehr funktionierte (SOOD 2004: 9f.). Die Situation verschlechterte sich weiter bedeutend und wieder waren die Ursachen ähnlich: bürokratische Ineffizienz, Korrup- tionsvorwürfe bei Beschaffung von Ersatzteilen, die Existenz von angeblichen zu bezahlenden Arbeiter, schlechtes Management, mangelnde Rechenschaftspflicht und fehlende Finanzen (ebd.: 10). Abholung und Transport blieb weit hinter der Müllproduktion zurück. In der Folge waren überall Berge von Müll zu sehen, von denen viele zur Beseitigung entzündet wurden (IntEx 4, IntKS 17, GTZ 2007b: 1, GTZ 2007e: 1, SOOD 2004: 11). Der Abfall wurde an jedem erdenkli- chen Platz deponiert: auf unbewohnten Landparzellen, an Kreuzungen, am Straßenrand und in Flussläufen, die zum Meer führen (vgl. Abbildung 12, S. 79). Das Abwassersystem war von Müll blockiert, Kanalschächte zur Entsorgung geöffnet und viele der aufgestellten öffentlichen Müll- container zerstört (IntAbo 4, IntKS 5, IntKS 13, SOOD 2004: 17f.). Die Anwohner am Wasser 78
Empirische Ergebnisse: Abfallwirtschaft in Freetown - Potentiale und Grenzen Klin Salones deponierten den Müll im Meer und Müllverbrennung in Wohngebieten war an der Tagesord- nung (IntKS 13). Die Folge dieser Umstände war eine bedeutsame Erhöhung von Krankheiten, die auf Stechmücken und Luftverschmutzung zurückzuführen waren (IntKS 17, SOOD 2004: 7). Abbildung 12: Müllsituation in Freetown vor Klin Salone und Rehabilitierung des FWMS. Im Uhrzeigersinn von links oben: Lumley, Markt in Congo Town, Kissy, Congo Town (Fotos: unbekannt) SOOD (2004: 17) schätzt für die unmittelbaren Nachkriegsjahre, dass nur 35-55% der gesamten produzierten Müllmenge von etwa 700 Tonnen täglich (GTZ 2006b: 4) adäquat entsorgt wurden. 2006 sprechen PRICEWATERHOUSECOOPERS/DHV (22) von einer gar nur 10%igen Abhol- rate, die GTZ (2006b: 4) von einer Menge von täglich 105 Tonnen, was zwischen 10 und 20% der gesamten in Freetown produzierten Menge an Müll entspricht. Ohnehin waren die beiden Müll- deponien Freetowns, Kissy und Kingtom, auf Grund von Managementfehlern schon mit dieser Menge ausgelastet, obwohl sie bei entsprechender Organisation weit höhere Kapazitäten gehabt hätten. Der Rest wurde entsprechend auf öffentlichen Flächen gelagert, in Gewässern und Ab- flussrinnen entsorgt, vergraben oder entlang der Straßen abgeladen (IntMSE 10, SOOD 2004: 17). Das Müllproblem war dabei im Ostteil und Zentrum der Stadt akuter (SOOD 2004: 15). In vielen 79
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