Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Abschließende Anmerkungen
rung handlungsorientierter Ansätze. Das Subjekt, dessen Intentionen und Handlungsgründe sol-
len von den Strukturen her gedacht werden. RAUCH (2001: 13) hingegen wirft der NIÖ vor, dass
sie nur die Auswirkungen von Institutionen auf den Entwicklungsprozess betrachtet und damit
eine Reziprozität von Institutionen und ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Ent-
wicklungen negiert.
Gerade die NIÖ aber leistet meines Erachtens einen Beitrag zur Auflösung der Dichotomie von
structure und agency. So versuchen agents (etwa Klin Salone) institutionellen Wandel zu induzie-
ren:
„While the structure, function and culture of an institution provide a framework within which
individuals act, they do not fully determine the actions of individuals. […] [C]hanging circumstances
and unforeseeable problems make it desirable to vest individuals with discretionary powers
to rethink and adjust old rules, norms, and ends, and sometimes elaborate new ones.”
(MILLER 2007: o. S.)
Insbesondere in gesellschaftlichen Umbrüchen, wie sie auch in Sierra Leone stattfinden, ergeben
sich neben Verhaltensunsicherheiten auch Flexibilitäten (TRÖGER 2003: 29). So erhöht beispiels-
weise die unzureichende Legitimität der öffentlichen Hand die Chancen steigender Anerkennung
Klin Salones seitens der Bevölkerung. Der Handlungsmöglichkeitenbereich für die Organisation
wird erweitert, so dass sie eigene Regelwerke durchsetzen und Einfluss auf die Struktur nehmen
kann:
„In any circumstance, the research frontier must begin from the premise that Africans possess agency
but that it is embedded in social relations that draw their inspiration from an economy of
affection” (HYDEN 2004: 703).
Diese Günstlingsökonomie und ihre Folgen (Korruption, Klientelismus usw.) werden aber von
den vorherrschenden Ideologien und Ansätzen der Entwicklungszusammenarbeit gestützt (ICG
2004: 24, MWENDA 2007: 17ff.). Sie bleiben daher auch mittelfristig außerhalb der Zugriffsmacht
der Kleinunternehmer, so dass bei aller Wirkmacht der agency das Pendel in Richtung structure
schwingt. Trotzdem kann der Kerndisput nicht mit einem „entweder-oder“, sondern nur durch
ein „sowohl-als-auch“ und eine vermittelnde Position zwischen structure und agency gelöst werden
(RAUCH 2003, TRÖGER 2003: 29). Diese Mittlerrolle nimmt eine mit der geographischen Ent-
wicklungsforschung verknüpfte NIÖ meines Erachtens ebenso ein, wie die vorliegende Untersu-
chung.
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