Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Rahmeninformationen zu Sierra Leone: Prekarisierung und Rehabilitierung eines Staates
Armee unterminiert (HIRSCH 2001: 29). Der wirtschaftliche Verfall wurde massiv in den 1980er
Jahren und wurde begleitet von einem enormen Haushaltsdefizit, galoppierender Inflation des
Leones, hohen Schulden für Öl und einer wachsenden Abhängigkeit von externen Finanzierungs-
quellen, wie dem Internationalen Währungsfond (IWF). Die Konditionen der Strukturanpas-
sungsprogramme mit denen ja vielfach auf die Schuldenkrise reagiert wurde, hatten nicht die ge-
wünschten Effekte, sondern niedrigere Löhne, steigende Konsumausgaben und so eine Verar-
mung der Bevölkerung zur Folge, da die sierra-leonischen Autoritäten die Restriktionen der Be-
völkerung auferlegten. Die Ausgaben für Sozialleistungen sanken, Elektrizität gab es auch in Free-
town nur sporadisch, Benzin war knapp, die Infrastruktur verfiel und die Arbeitslosigkeit erreich-
te Höchststände (ABDULLAH 2002: 206, ALBRECHT/MALAN 2006: 35, HIRSCH 2001: 30). Den
Stopp der Bezahlung von Lehrern konnten nur reiche Familien umgehen, die den Schulunterricht
ihrer Kinder persönlich beim Lehrer bezahlten. Unausgebildete, perspektivlose Jugendliche waren
die Folge, die dann leicht von den Kämpfern der Revolutionary United Front (RUF) für ihre Zwe-
cke missbraucht werden konnten (HIRSCH 2001: 30). CONTEH-MORGAN/DIXON-FYLE
(1999: 5) machen die Strukturanpassungspolitik von Weltbank und Internationalem Währungs-
fonds als bedeutenden Faktor in der Strangulierung des einfachen Sierra-Leoners aus. Dieser hatte
unter den durch die Regierung verordneten Einsparungen besonders zu leiden, während die herr-
schende Minderheit weiterhin ihre Pfründe sichern konnte, da sie in ein von Stevens gesponnenes
Netz klientelistischer Beziehungen eingeflochten war und mit den verbleibenden Staatsrevenuen
ruhig gestellt wurde (RENO 2003: 46). Als diese immer mehr zurückgingen, wurde die Landwirt-
schaft geschröpft. Die Zivilgesellschaft wurde weiter unterdrückt. Unternehmer zogen sich in die
informelle Ökonomie zurück. Die Legitimität der Regierung erodierte weiter. Die Führung wie-
derum reagierte mit weiterer Privatisierung von Staatsressourcen entlang ethnischer und persona-
lisierter Linien, was die sozialen und politischen Spannungen weiter steigen ließ (ZACK-WILLIAMS
2002: 298).
Zu seinem Nachfolger bestimmte Stevens schließlich den Brigadegeneral J.S. Momoh, der die
gefälschten Wahlen 1985 als einziger angetretener Kandidat gewann. Der Verfall der Wirtschaft
beschleunigte sich aber weiter. Mit dem Ende der Sowjetunion im Jahre 1991 und der dadurch
folgenden Konditionierung der finanziellen Hilfe an Demokratisierungsprozesse ging ein hoher
Druck seitens der Zivilgesellschaft vor allem der Studenten einher (FYLE 2006: xliii f.). Die Gesell-
schaft war nach der Herrschaft Stevens von großen Hoffnungen auf Momoh geprägt. Jedoch
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