Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Abschließende Anmerkungen
Klientelismus. Beides sind Ursache und Folge von Prekarisierungsprozessen und bleiben nicht
ohne Auswirkungen auf neu geschaffene (und auch vorhandene) Organisationen und ihre Be-
standteile. Diese informellen Praktiken, insbesondere die endemische Korruption, müssen besei-
tigt werden, was aber bei einem nicht reformwilligen politischen System und gleichzeitig inkonse-
quenter Entwicklungszusammenarbeit ein aussichtsloser Kampf ist (HANLON 2005: 465).
2. Grenzen und Mehrwert der NIÖ im Rahmen der Entwicklungsforschung
In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss von Regelwerken auf die Wirtschaftstätigkeit von
MSEs in einem Raum unsicherer institutioneller Konfigurationen untersucht. Die relevanten
Institutionen wurden identifiziert und in ihrer Wirkung analysiert. In dieser Hinsicht bot die für
sozialgeographische Fragestellungen fruchtbar gemachte NIÖ ein adäquates Analyseinstrument
zur Erklärung und Deutung des erhobenen Materials.
Es wurde aber auch dargelegt, dass es nicht in jedem Fall zielführend ist, ausschließlich institution-
zentrierte Ansätze zur Erklärung von Entwicklung heranzuziehen. Zwar sind institutionelle Kon-
figurationen bei der Ausprägung sozialer Dilemmata beteiligt (fehlende Gesetze und Bestrafung,
Idee des Wohlfahrtstaates). Jedoch sind es darüber hinaus greifende Einflussfaktoren, die als „Ka-
talysatoren“ der Erhöhung von Unsicherheiten für die MSEs identifiziert werden können: die
Regenzeit, Wahlen und somit externe Krisenereignisse. Auch die infrastrukturelle Situation oder
die spezielle Topographie des Wohnumfeldes der Bevölkerung begünstigen die Ausprägung sozia-
ler Dilemmata, die trotzdem zu aller erst Folge von fehlenden gesellschaftlichen Regelwerken sind
und durch Schaffung von Institutionen beseitigt werden können.
Trotz dieser kleinen Schwäche konnte in dieser Untersuchung nachgewiesen werden, dass Institu-
tionen auf allen Ebenen, international (Akteure der EZ), national (politisches System, Kultur der
Korruption) und lokal (soziale Netzwerke) den Handlungsspielraum existenzsichernder Akteure
bestimmen. Als entwicklungspraktische Konsequenz müssen Interventionen auf allen Ebenen
erfolgen (BERNER/PHILLIPS 2004: 511f., RAUCH 2003). Die gegenwärtigen Reformbestrebungen
der Entwicklungszusammenarbeit gehen aber in erster Linie davon aus, dass die Rahmenbedin-
gungen von oben zu verändern seien (RAUCH 2004: 204). Die Prominenz des dargestellten Staats-
zerfalldiskurses auf theoretischer Ebene als auch die konkrete Weltbankpolitik im Bereich der
Abfallwirtschaft Freetowns unterstützen die These der konzeptionellen und praktischen Per-
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