Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Rahmeninformationen zu Sierra Leone: Prekarisierung und Rehabilitierung eines Staates
2. Folgen des Krieges: Der lange Weg der Rehabilitierung
CONTEH-MORGAN/DIXON-FYLE stellten 1999 (151) fest, dass Sierra Leone nur in sehr begrenz-
tem Umfang in der Lage ist auch nur kleinste Bedürfnisse der Bevölkerung zu stillen. Nicht zu-
letzt wegen des vollständigen ökonomischen Zusammenbruchs in Folge des Krieges ist die Regie-
rung nicht in der Lage ihre sozialen, wirtschaftlichen und sicherheitsrelevanten Verantwortlich-
keiten gegenüber ihren Bürgern zu erfüllen (ALIE 2006: 16). Die Idee einer zentralen nationalen
Regierung war nahezu verschwunden, sah sie sich doch der Dominanz sub-staatlicher Formen von
Herrschaft gegenüber (KAARSHOLM 2006: 2). An dieser Stelle soll kurz bewertet werden, wie sich
die Rolle des Staates seither geändert hat und wie sie sich gegenwärtig darstellt, da dieser den wei-
teren Handlungsrahmen für die später im Mittelpunkt der Betrachtung stehenden Akteure der
Abfallwirtschaft in Freetown bildet.
2.1 Ein kurzer Blick auf die Qualität der Staatlichkeit
“Sierra Leone is still a fragile state in which peace will not be consolidated until two things happen.
The elections must be violence-free and fair for results to be respected. Then the new authorities
must deal with sources of discontent such as corruption, chiefs’ abuse of power and youth unemployment,
lest they threaten stability” (ICG 2007: i).
Die erste Voraussetzung, die die International Crisis Group für eine Rehabilitierung des Staates als
unabdingbar anführt, wurde mit der friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufenen
Parlaments- und Präsidentenwahl im August bzw. September 2007 erfüllt. In deren Folge trat die
neu gewählte APC-Regierung um Ernest Bai Koroma am 17.09.2007 ihr Amt an. Für zentrale
Bereiche der Staatlichkeit (Sicherheit und Gewaltmonopol, Recht und Rechtstaatlichkeit, Wohl-
fahrt und Ressourcenverteilung) soll nun eine Bestandsanalyse erfolgen, um so den (formellen)
institutionellen Rahmen bewerten zu können, dem sich die in dieser Arbeit untersuchten wirt-
schaftenden Akteure gegenübersehen. So viel vorneweg: Sierra Leone wird in acht von acht unter-
schiedlichen Rankings und Indizes aus den Jahren 2003 bis 2006 als Staat mit erheblichen Defizi-
ten in mehreren Dimensionen von Staatlichkeit gelistet (SCHNECKENER 2007: 362f.).
Sicherheit und staatliches Gewaltmonopol sind zentrale Voraussetzung für die Entwicklung der
lokalen Wirtschaft sowie für die Anziehung von Auslandsinvestitionen (security development ne-
xus) und damit Voraussetzung von Rehabilitierungsbestrebungen in allen Sektoren. Das Gewalt-
monopol in Sierra Leone ist wieder hergestellt (ICG 2007: 1). Dabei wurden beachtliche Fort-
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