Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Empirische Ergebnisse: Abfallwirtschaft in Freetown - Potentiale und Grenzen Klin Salones
„Privatization in the right way is the solution, because you can’t work with the government.
They don’t have the people nor the funds to manage it. If you want something to work here, you
better work without the government. […] A private company is the only thing that will work.
The government will not do it, because of corruption and incompetence. They are not businessmen.
There is fraud and incompetence also. […] The board of directors talks on themselves, on
their salary etc.” (IntEx 2).
Noch also ist das System der Abfallbeseitigung in Freetown nicht konsolidiert und es besteht die
Gefahr, dass die dem FWMS nachfolgende FWMC mit dem Board of Directors wieder unter poli-
tischen Einfluss gerät. Die Folgen wären, vor dem Hintergrund einer Persistenz von informellen
Praktiken (Klientelismus, Korruption), die Gefahr einer Destabilisierung und einer mangelnden
Funktionsfähigkeit der öffentlichen Müllentsorgung, wie sie aus nahezu identischen Gründen für
einen Großteil der postkolonialen Phase zu beobachten war. Da die MSEs unter Klin Salone aber
von der Funktionsfähigkeit der öffentlichen Hand abhängig sind, bildet die FWMC die Grund-
voraussetzung des Wirtschaftens Klin Salones.
Es ist also die Opulenz von Institutionen (Regelwerke der EZ, extreme parteipolitische Rivalitä-
ten) in prekärer, wenn auch sich allmählich konsolidierender Staatlichkeit, die im Zuge der Ver-
folgung der Ziele der politischen Akteure (Weltbank, GTZ, SLPP, APC) diesen die Möglichkei-
ten eröffnen, institutionellen Wandel nach ihren Vorstellungen voranzutreiben. Dadurch werden
für die MSEs Unsicherheiten geschaffen, wie die mögliche Auflösung von Klin Salone oder die
Konkurrenz durch private Unternehmer im Zuge einer möglichen Implementierung des Welt-
bank-Modells. Die Transaktionskosten würden erhöht. Darunter wäre das Einholen von Infor-
mationen über potentielle neue Mitbewerber für die MSEs genauso zu fassen wie der Wegfall der
Vorteile einer dem Wettbewerb nicht standhaltenden Organisation Klin Salone. Auswirkungen
auf den Erfolg der MSEs und somit die Lebenswelten der Mitglieder wären nicht zu vermeiden 45 .
45 Als ein Großteil der Arbeit schon geschrieben war, bestätigte die aktuelle Entwicklung Anfang April die These der
unsicheren politisch-institutionellen Rahmenbedingungen, die ich auf Grundlage von Informationen
aus einer E-Mail der Projektleiterin der GTZ vom 17.04.2008 und online publizierten Artikeln der
sierra-leonischen Tageszeitung Concord Times (Auf: http://allafrica.com/stories/200804210587.html,
http://allafrica.com/stories/200804071888.html und http://allafrica.com/stories/200804080675.html. Alle aufgerufen
am 03.06.2008) kurz zusammenfassen möchte: Klin Salone wurde zu diesem Zeitpunkt zum Gegenstand einer
Attacke des Innenministers sowie der neu gegründeten FWMC, die Klin Salone als Hindernis betrachteten, sich der
Weltbankgelder von 3 Millionen US-Dollar zu bemächtigen. Klin Salone sollte als Organisation aufgelöst werden,
Gehälter der PPP wurden stark verzögert gezahlt und zahlreiche Arbeiter dieser entlassen. Die Door-to-Door-
Gruppen sollten nicht mehr als autonome MSEs arbeiten, sondern deren Arbeiter in die FWMC überführt werden,
88