Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Rahmeninformationen zu Sierra Leone: Prekarisierung und Rehabilitierung eines Staates
wurde bald offensichtlich, dass dieser nur fortsetzte, was Stevens begann und nicht fähig war das
Land effektiv zu führen (HIRSCH 2001: 30).
EXKURS: „Taylor-factor“, „Curse of Resources“ und ein “Neuer Krieg”
Nur vor dem Hintergrund der über lange Zeit entstandenen strukturellen Faktoren ist zu verste-
hen, wie aus einer Gruppe von einhundert bis dreihundert Kämpfern, die sich aus Anhängern
Charles Taylors 31 , sierra-leonischen Dissidenten um Foday Sankoh und einigen Söldnern aus Bur-
kina Faso zusammensetzten, ein über ein Jahrzehnt andauernder Konflikt werden konnte
(HIRSCH 2001: 31, KEEN 2005: 1f., RENO 2003: 56).
“By 2000 […] Sierra Leone had joined Somalia, Rwanda, the Democratic Republic of Congo
(DRC), Sudan and Angola in the catalogue of states and societies by protracted conflict” (Hirsch
2001: 13).
Wie konnte es nun zu einer derartigen Dynamisierung der Kampfhandlungen mit über 50 000
Toten, 20 000 Amputierten und mehr als zwei Millionen Flüchtlingen kommen? 32 Eine Erklä-
rung kann mit Hilfe des Konzepts der neuen Kriege erfolgen (MÜNKLER 2002). Diese sind von
einer Privatisierung der Gewaltakteure, der Ökonomisierung der Gewaltmotive, der Brutalisie-
rung der Gewaltstrategien und der Kriminalisierung der Gewaltökonomien geprägt (HEUPEL
2005). Zwischen 1991 und 1996 näherte sich der Konflikt in Sierra Leone dem Typus eines sol-
chen neuen Krieges an und erfüllte von da an alle Kriterien, die eine Klassifizierung als neuer Krieg
erlauben. So war eine Vielzahl unterschiedlichster Gewaltakteuren involviert (RUF, Independant
RUF, West-Side-Boys, LURD, Civil Defense Forces, reguläre sierra-leonische und guineische Streit-
kräfte, ECOMOG, Executive Outcomes, Sandline). Der souveräne Staat Sierra Leone war nicht
mehr das ausschließlich bestimmende Element des afrikanischen internationalen Systems ist (RE-
NO 1997: 8). Die ökonomischen Gewaltmotive der RUF rangierten klar vor ideologischen Be-
31 Taylor löste 1989 mit einem bewaffneten Aufstand gegen den damaligen Machthaber Liberias, Samuel Doe, einen
Konflikt aus, in welchem Taylor fortan als Warlord agierte. 1997 wurde er trotzdem zum liberianischen Präsidenten
gewählt. Der Bürgerkrieg dauerte an. Heute steht Taylor vor dem UN-Sondergerichtshof für Sierra Leone und muss
sich wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten.
32 Auf eine chronologische und vollständige Darstellung des Kriegsverlaufs wird an dieser Stelle verzichtet. Es sei auf
die umfangreiche Literatur zu diesem Thema verwiesen (ALIE 2006, Conteh-Morgan/Dixon-Fyle 1999, FYLE 2006,
HEUPEL 2005, HIRSCH 2001, KEEN 2005, RENO 1997, RENO 2003, ZACK-WILLIAMS 2002).
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