Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Anmerkungen zu analytischen Zugängen zum Gegenstandsbereich
2. Umgang mit (k)einem gesellschaftlichen Abfallprodukt
2.1 Länder des Südens: Die Ambivalenz des Produktes „Müll“
Vor allem in den Metropolen der Dritten Welt, insbesondere in Fällen prekärer Staatlichkeit, sind
Kommunen oftmals nicht in der Lage, den anfallenden Müll zu beseitigen (Wohlfahrtsfunktion).
Er wird „wild“ in Gewässer entsorgt, die auch der Trinkwasserversorgung dienen. Abgelagerter
Abfall bildet die Brutstätte von Krankheiten, von denen 80% Folge der Nutzung von verschmutz-
tem Wasser oder unhygienischen Lebensbedingungen sind, besonders in Marginalsiedlungen
(Knippschild 17 zit. nach HAAS/ERNST 1990: 137). Unsachgemäße Müll- und Abwasserbeseiti-
gung riskiert so vor allem die Gesundheit der städtischen Armen (KÖBERLEIN 2003: 37). Dies ist
jedoch nur die eine Seite der Medaille. Da Müll erst zu Müll wird, „when the owner or generator of
a material discards it without expecting to be compensated for its inherent value” (Cointreau 18 zit.
nach KÖBERLEIN 2003: 14), ist es nahe liegend, dass Abfall nicht mit Abfall gleichgesetzt werden
sollte. So wird Müll in unterschiedlichen Gesellschaften, gesellschaftlichen Gruppierungen und
individuell stark unterschiedlich wahrgenommen und mit Bedeutung beladen (KÖBERLEIN 2003:
14). Das ist darauf zurückzuführen, dass dieser schlicht zu wertvoll ist, als ihn einfach wegzuwer-
fen. In Ansätzen der Abfallwirtschaft mit einer ausschließlichen Fokussierung auf den öffentli-
chen Sektor wird Müll vor allem als Bedrohung sowie Umwelt- und Gesundheitsgefahr gesehen,
die beseitigt werden muss. Entwicklungsrelevante Potentiale werden nicht ausgeschöpft. Unter
Berücksichtigung privater Akteure kann Müll aber als wichtige Ressource im Sinne eines verwert-
baren Produktes zur nachhaltigen Überlebenssicherung der Armen inwertgesetzt werden und so
Arbeitsplätze schaffen (ebd.). Für Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit bedeutet dies, dass
unter Rückgriff auf informelle und private Akteure und deren Integration in die formelle Abfall-
wirtschaft Umweltbedingungen verbessert werden können, bei gleichzeitiger Stärkung der Fähig-
keiten der partizipierenden Akteure (ebd.).
17 Knippschild, W. (1986): Waste Management as as component of the international drinking water supply and sanitation
decade (1981-1990). In: Thomé-Kozminesky, K.J. (Hrsg.): Waste management in developing countries 1. Berlin.
S. 1-7.
18 Cointreau, S. (1982): Environmental Management of Urban Wastes in Developing Countries. The World Bank.
Urban Development Technical Paper 5. Washington, DC.
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