Organisatorischer Zusammenschluss von Kleinunternehmen in der ...

Empirische Ergebnisse: Abfallwirtschaft in Freetown - Potentiale und Grenzen Klin Salones
5.2 Handlungsrationalitäten der Kunden
5.2.1 Zahlungsmoral und Reproduktion finanziellen Mangels
SOOD (2004: 14) kommt für die Bevölkerung Freetowns zu dem Schluss, dass diese nicht bereit
oder in der Lage ist, Gebühren für Müllentsorgung zu zahlen. Dieser Einschätzung ist auf Basis
der empirischen Erhebungen zuzustimmen. Ein Grund für die mangelnde Bereitschaft, sicherlich
auch vor dem Hintergrund ohnehin begrenzter Finanzmittel, wurde mit der Persistenz der Idee
des Wohlfahrtsstaates bei gleichzeitig mangelnder Überwachung und Bestrafung bereits ange-
führt. Eine weitere Ursache Gebühren überhaupt nicht bzw. bei Unterzeichnung des Kontraktes
nur unregelmäßig zu bezahlen, bringt folgende Aussage gut auf den Punkt:
„Every country has priorities. Everyone has paramount aims and others. There is much poverty.
The people don’t care about their environments. They just want to fill their stomach” (IntKS
16).
Und auch andere Studien zum Verhalten bezüglich der Abfallentsorgung kommen zu dem
Schluss, dass sozioökonomische Faktoren das Verhalten der Bevölkerung im Umgang mit Müll
bestimmen (HAAS/ERNST 1990: 137). Armen Haushalten ist es so in nur geringem Umfang mög-
lich für öffentliche wie auch private Dienstleistungen finanzielle Leistungen zu erbringen (MUL-
LER/HOFFMANN 2001: 18). Gerade vor dem Hintergrund der sozioökonomischen Struktur (vgl.
Kapitel IV.2.2, S. 54) stellt es sich in Freetown für die MSEs besonders problematisch dar Ein-
kommen zu generieren. Viele der privaten Abonnenten erachten es oftmals als unmöglich am
Ende des Monats die erforderlichen Gebühren zu bezahlen, da sie (finanziell) unter Stress stehen
und erst andere, unmittelbar lebenswichtigere Ausgaben getätigt werden (Nahrungsmittel, Schul-
gebühren für Kinder). Die Einnahmen der MSEs treffen, wenn überhaupt, erst verspätet ein (In-
tAbo 8, IntEx 4 IntMSE 3, IntMSE 5, IntMSE 6, IntMSE 7, IntMSE 8, IntMSE 10, IntMSE 12,
IntMSE 13, IntKS 3, IntKS 4, IntKS 5, IntKS 11, IntKS 14, IntKS 15, PK 6, PK 8). Diese sind
aber äußerst abhängig von der Zahlungsmoral der Kunden, denn die MSEs haben
„extremely low profit margins, which depend on a great many costs not being included in the calculation.
Delays in payment […] tend to eat up any margins that may be there in theory”
(Scheinberg 2001: 25).
Ein Beispiel eines MSE zeigt, dass von den 60 bis 70 Kunden, die die Gruppe bedient, 20 bis 25
verspätet bezahlen, was zu bedeutenden Einnahmeausfällen führt (IntMSE 7). Bei einer anderen
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