Diplomarbeit von Yvonne Mattes als PDF ... - Simple Power

Anhang 103
Anhang 3: Die Organisationsaufstellung als systemische Methode
Zur Beantwortung der Frage, was systemische Methoden sind, bedarf es zunächst der
Definition des Begriffs „systemisch“. 353 Die Begriffsverwendung systemisch in Bezug
auf die Methode der Aufstellungsarbeit ist in der Literatur seit jeher kontrovers
diskutiert. 354 Es gibt viele verschiedene Ansätze und Begriffsbestimmungen.
SPARRER und VARGA VON KIBED sehen den Begriff systemisch als komparativen Begriff,
indem ein Ansatz im Vergleich zu anderen betrachtet wird, um daraus abzuleiten, auf
welche Art und Weise er systemischer ist. 355 Für WEBER bedeutet systemisch
„basierend auf der Systemtheorie“. SIMON stimmt dieser Aussage in einem Dialog mit
WEBER zu und ergänzt dessen Ansicht, indem er systemisch mit einem „Etikett für eine
Theorie“ vergleicht. Dies bedeutet, dass alle Ansätze systemtheoretisch sind, die auch
systemtheoretische Erklärungsansätze verwenden. Systemisch ist keine Eigenschaft
die einer Methode zugeschrieben werden kann, sondern ein Attribut das sich auf
Erklärungen bezieht. 356
Die Grundlagen und Besonderheiten der Systemtheorie können als Basis systemischer
Ansätze herangezogen werden, um das Verständnis für komplexe Systeme zu
erhöhen und die Denkweise weg vom Detail hin zum Ganzen zu richten. Dazu braucht
es Ansätze, die nicht nur linear-kausale Denken voraussetzen, sondern wie SPARRER
und KIBED es beschreiben folgende Attribute heranziehen: 357
- Interaktionen im Gesamtsystem
- Betrachtung von Kontexten
- Analyse von Beziehungsstrukturen zwischen den Systemteilen
- Verwendung von Beschreibungen
- Ausrichtung auf Grammatik und Struktur 358
Eine weitere Möglichkeit zu prüfen, ob eine Methode als „systemisch“ bezeichnet
werden kann ist laut NEUBERGER, eine Argumentationskette anzunehmen:
- Es existiert nur eine konstruierte Wirklichkeit
- Diese individuelle und vorbestimmte Konstruktion muss offengelegt werden,
Anschluss finden und deren Gültigkeit muss überprüft werden.
353 Vgl. Lehmann (2006) S. 45
354 Vgl. Varga von Kibéd (2005), S.227
355 Vgl. Sparrer (2006) S. 39 f.
356 Vgl. Simon (2005) S. 45
357 Vgl. Lehmann (2006) S. 46
358 Vgl. Sparrer (2006) S. 39 f.