Diplomarbeit von Yvonne Mattes als PDF ... - Simple Power
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4. Die Organisationsaufstellung – Wirklichkeit ins Bild bringen 59<br />
4.6.3 Konstruktivistische Aspekte im Aufstellungsprozess<br />
Der Aufstellungsprozess (vgl. Kapitel 4.4) wird <strong>von</strong> einigen Aufstellern wie<br />
beispielsweise WEBER, <strong>als</strong> „professionelles Übergangsritual“ beschrieben. 260<br />
Andere Aufsteller lehnen solch eine ritualisierte Haltung ab. Sie gestalten die<br />
Aufstellung mehr <strong>als</strong> „offenen Erkenntnisprozess“ und vergleichen die<br />
Aufstellungsarbeit mit „konstruktivistische Laboratorien, die öffnend wirken,<br />
indem sie Reflektionsmöglichkeiten und Irritationen zur Umschreibung <strong>von</strong><br />
Wirklichkeitskonstruktionen zulassen.“ 261<br />
LAMES und KRAMER begründen ihre Haltung u.a. dadurch, dass<br />
Organisationsaufstellungen in einem sozialen Kontext stattfinden. Neben der<br />
Dynamik des Klienten und der Beratungssituation, beeinflusst auch der<br />
Aufstellungsleiter den Aufstellungsprozess und das Ergebnis. Die<br />
Entscheidungen des Aufstellungsleiters sind durch eigene Werthaltungen,<br />
Erfahrungen und „blinder Flecken“ geprägt. Dadurch können unbewusst<br />
bestimmte Aufstellungskonstellationen hergestellt oder vermieden werden.<br />
Aufstellungen sollten daher <strong>als</strong> „reflektionsbedürftige Konstruktion“ betrachtet<br />
werden. 262<br />
Auch GROTH ist kritisch eingestellt in Bezug auf die Unterstellung, es gäbe<br />
direkte Kopplungen, die belegen, dass die Aufstellung quasi ein objektives<br />
Bedingungsgefüge bzw. „Übergangsritual“ sei. Betrachtet man den<br />
Aufstellungsprozess mit der systemisch-konstruktivistischen „Brille“, dann<br />
werden feste Erklärungsmuster gelockert und man erhält „statt objektiver<br />
Kausalität eine konstruierte Kausalität.“ 263 Diese konstruierten Kausalitäten<br />
bzw. konstruktivistischen Aspekte im Aufstellungsprozess werden nun,<br />
angefangen <strong>von</strong> der Ausgangssituation bis hin zum Abschlussbild, dargestellt:<br />
Ausgangsbild<br />
Das Ausgangs – bzw. Problembild zeigt konstruktivistische Eigenschaften, da<br />
ein Problem darauf begründet ist, wie wir dieses interpretieren und in Bezug<br />
260<br />
Vgl. Weber (1995) zit. in Lames, Kramer (2007) S. 300<br />
261<br />
Vgl. Ameln, Kramer (2007) S. 300<br />
262<br />
Vgl. Lames, Kramer (2007) S. 300<br />
263<br />
Vgl. Groth (2007) S. 85