Diplomarbeit von Yvonne Mattes als PDF ... - Simple Power
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2. Ein Weg zur Wirklichkeit <strong>von</strong> Organisationen 21<br />
WATZLAWICK spezifiziert individuelle Wirklichkeitsauffassungen noch weiter und<br />
trennt die subjektiven Zuschreibungen vom eigentlichen Betrachtungsobjekt,<br />
indem er zwischen zwei Ebenen unterscheidet. Die Wirklichkeit der 1. Ordnung<br />
umfasst die wissenschaftlichen Fakten bzw. Gegebenheiten, die beispielsweise<br />
aus der eigenen Beobachtung abgeleitet werden. Die Wirklichkeit 2. Ordnung<br />
verleiht den Fakten und Aspekten der 1. Ordnung durch Zuschreibung<br />
überhaupt erst Sinn und Bedeutung. Die Farbe rot kann beispielsweise jeder<br />
Mensch 96 <strong>als</strong> solche wahrnehmen und bezeichnen. Dass ein rotes Ampellicht<br />
jedoch signalisiert, die Straße nicht zu überqueren bzw. anzuhalten, ist eine<br />
Bedeutungszuschreibung im Sinne der Wirklichkeit 2. Ordnung. 97<br />
Abbildung 6: Die Wirklichkeit 1. und 2. Ordnung. Eigene Darstellung nach Watzlawick<br />
(2001) S. 219<br />
Unsere Sinnesorgane vermitteln uns eine Wirklichkeit, die wir alle in derselben<br />
Art und Weise sehen (Wirklichkeit 1. Ordnung). „Die Tatsache dass wir<br />
dieselben Gegenstände […] wahrnehmen, lässt sich nicht leugnen.“ 98 Im<br />
Gegensatz dazu ist allerdings die Zuschreibung <strong>von</strong> Sinn, Bedeutung und<br />
Werthaltigkeit (Wirklichkeit 2. Ordnung) eine individuelle oder auch kulturelle<br />
Sache. 99<br />
2.2.2 Was wir zu wissen glauben<br />
„Ich weiß, dass ich nicht weiß“ – mit diesem wohlbekannten Zitat <strong>von</strong> SOKRATES<br />
machten sich schon die frühen Dichter und Denker Gedanken zu diesem<br />
96 Der Begriff „jeder Mensch“ bezieht sich in diesem Zusammenhang auf norm<strong>als</strong>ichtige<br />
Personen<br />
97 Vgl. Watzlawick (1997) S. 218 ff.<br />
98 Vgl. Watzlawick (2001) S. 219 f.<br />
99 Vgl. Watzlawick (2001) S. 219 f.