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Untitled - Stichting Papua Erfgoed

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Die Mutter kroch auf den Knien zu ihrem Sohn, beugte sich<br />

nieder und umklammerte seine mit den Zehen nach innen gedrehten<br />

FüBe. Einen Augenblick lang vollzog sich so im Licht<br />

der untergehenden Sonne eine Szene von barbarischer Eindringlichkeit.<br />

An der Stelle des abgerissenen Stuhigerüstes wurde nun ein<br />

Scheiterhaufen aufgeschichtet; in der Mitte des groBen Holzstapels<br />

war eine Vertiefung.<br />

Ein alter Mann versuchte, mit einem Bambussplitter die Pfeilspitze<br />

aus dem Leichnam herauszuschneiden. Anscheinend<br />

war der Pfeil im Körper nach oben gewandert und hatte die<br />

Lunge verietzt. Der Alte erweiterte den Einschnitt in der Brust.<br />

Die Pfeilspitze saB aber ziemlich tief, und er konnte sie nicht<br />

herausziehen. Das Stück war sehr lang, fast so lang wie eine<br />

Mannerhand. Pfeilspitzen von feindlichen Pfeilen werden zusammen<br />

mit anderen zauberkraftigen Objekten indengeheimnisvollen<br />

dunklen Winkeln des pilai aufbewahrt.<br />

Beim Herausziehen der Pfeilspitze entquoll nun ein dunkelroter<br />

Blutstrom der Brust des Toten; es stank unertraglich nach<br />

Verwesung und Faulnis. Der Anblick des Blutes entrang der<br />

Mutter einen qualvollen Schmerzensschrei. Sie lag noch immer<br />

auf den Knien mit dem Rücken zum Scheiterhaufen, als der<br />

Leichnam wieder aufgehoben und zum Feuer getragen wurde.<br />

Ein alter Mann hielt einen mit getrockneten Grashalmen umwickelten<br />

Bananenstrunk in die Höhe, der Körper wurde darunter<br />

gehalten, und ein Krieger schoB einen Pfeil in das Bundel.<br />

Dieser PfeilschuB befreite die Lebensseele, die nun zum<br />

Totengeist wurde. DerTotengeistwürde in das Gebiet der Feinde<br />

ziehen und dort Streit und Zwietracht verursachen. In zukünftigen<br />

Kriegen würde er die einstigen Kameraden des Toten unterstützen.<br />

Das Bananenbündel würde man zusammen mit anderen<br />

Bündeln unter einem kleinen Schutzschirm im Walde<br />

aufbewahren.<br />

Ekitamalek wurde in die Flammen gelegt, das Gesicht himmelwarts.<br />

Das Feuer gab bereits groBe Hitze ab, die Trager muBten<br />

die Beine der Leiche sehr schnell einknicken. Ein Bein ragte<br />

jedoch vom Knie bis zum FuB wahrend der ganzen Verbren-<br />

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