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Untitled - Stichting Papua Erfgoed

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die sieben Trager hatten Mühe mit ihrer Last. Der Mann saB<br />

unbeweglich wie eine grüne Mumie, als sei er langst tot. Nur<br />

ein einziges Mal, als die Karawane auf der Höhe kurz anhielt,<br />

hob er eine Hand zu seinem grünen Kopf, lieB sie einen Augenblick<br />

in der Luft, dann fiel sie kraftlos herab. Die Trager suchten<br />

mühsam ihren Weg, einem grauen, Regen verkündenden<br />

Himmel entgegen. Ihre Gestalten erschienen nur noch wie winzige<br />

Ameisen, die eine tote Grille davonziehen.<br />

Die Kurelu beobachteten von ihren kaios aus diesen Zug. Sie<br />

waren darüber informiert; die akuni wissen über alle Ereignisse<br />

ihrer eng begrenzten Welt bestens Bescheid. Die Kunde<br />

von jeglichem Geschehen im Leben der Kurelu verbreitet sich<br />

mit Windeseile. Die Worte fliegen über die Felder wie ein<br />

Schwarm brauner Finken, vom Dorf über Wege und Pfade zu<br />

den Wassergraben. Die Manner im Schatten des Schirmdaches<br />

wenden ihre Köpfe, die Frauen richten sich einen Augenblick<br />

auf ihren Grabstöcken auf. Die Kunde wird in einer Folge kurzer<br />

Juchzer weitergetragen, die rein und unmiBverstandlich<br />

wie Fluchtsignale der Vogel sind. Die Leute kennen den Ablauf<br />

der Dinge, denn alles wiederholt sich in den Jahrhunderten<br />

und Jahrzehnten; sie brauchen nur das eine Wort, das die Veranderung<br />

ankündet, zu erfahren — die Ereignisse selbst vollziehen<br />

sich immer wieder nach einem wohlbekannten Schema.<br />

Der Name des verwundeten Siep-Kosi wurde mit einem schrillen<br />

Ton herausgeschrien und pflanzte sich weiter fort.<br />

Der Verwundete hatte sich aus Kampfeslust freiwillig am Krieg<br />

gegen die Wittaia beteiligt. Er war verletzt worden, weil er entweder<br />

zu wagemutig oder zu sorglos gewesen war, vielleicht<br />

aber auch, weil ihm die Kraft in den heiligen Steinen seiner<br />

Stammesbrüder nicht geholfen hatte. Auch das gehort zum<br />

Lauf der Dinge. Die Kurelu würden seinen Tod betrauern, falls<br />

er sterben sollte, sie würden ihn auch beweinen, weil das üblich<br />

ist. Aber der Triumph der Wittaia würde ihnen dabei den<br />

allergröBten Kummer bereiten. Auch die Wittaia waren gut<br />

informiert über die Verwundung des Siep-Kosi; sie kennen<br />

jeden Feind, der in der Schlacht verletzt wird, mit Namen, sie<br />

wissen, zu welchem Klan er gehort und in welchem Dorf er<br />

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