Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
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Ver-säumnis – nicht Fehler, sondern das Säumen und Sich-<br />
Aufhalten im Ersten, daß überhaupt das Sein erscheint und das<br />
Erscheinen ist. Säumig geworden, ist die Philosophie mit Recht<br />
in ihrem ersten Werk und wird aus ihm zur Fügung der Wahrheit<br />
<strong>des</strong> Seienden als solchem im Ganzen, zur Metaphysik, ≥d◊a<br />
ist zumal eine Rettung der fÚsij – das aufgehende Erscheinen in<br />
das Offene der beständigen Anwesung – oÙs∂a –, zugleich aber<br />
nimmt sie in Anspruch das ≥de√n, das noe√n als ≥de√n und unterschieden<br />
gegen das dianoe√sqai, d. h. von diesem her, d. h. schon<br />
aus dem Vorrang <strong>des</strong> »Seienden«.<br />
Der Bezug zum Sein wird nicht gegründet in die Unverborgenheit<br />
der fÚsij (tÕ aÙtÒ), sondern auf das Sein als ≥d◊a bei Vergessen<br />
schon der ¢lˇqeia. Der noàj und lÒgoj wird zum Vermögen<br />
<strong>des</strong> Menschen, die Ideen zu vernehmen und zu ersehen.<br />
Jetzt ist das Verhältnis <strong>des</strong> Menschen zum Sein zwar notwendig<br />
festgehalten, aber ungegründet und <strong>des</strong>halb zur Ausstattung <strong>des</strong><br />
Menschen gemacht und <strong>des</strong>halb schließlich aus ihm erklärbar,<br />
vielleicht noch so, daß man diesen so beschaffenen Menschen<br />
geschaffen sein läßt von einem Gott, der zuerst »die Ideen« als<br />
sein Vor-gestelltes in sich einbezog und sie so um ihr Wesen<br />
brachte.<br />
Der erste metaphysische aber noch verborgene Beginn der neuzeitlichen<br />
Subjektivität liegt schon in der christlich augustinischen<br />
Deutung der Ideen; ja früher noch in der hellenistischen<br />
römischen »stoischen« Verunstaltung aller Wahrheit <strong>des</strong> griechischen<br />
»Seins«.<br />
Seitdem ist der Mensch zwar eigens im Verhältnis zum Sein<br />
(Seiendheit, »Ideen«, Werte), aber <strong>des</strong>halb gerade grund-los. Er<br />
ist »Tier« – und das vollendete Tier – als Übermensch. Also<br />
Beseitigung <strong>des</strong> »Menschen« als animal rationale. Alle Anthropologie<br />
jedoch, die personifizierte Anfangslosigkeit in der Philosophie,<br />
betreibt das Gegenteil.