Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
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Das Ende der Neuzeit in der <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>Seyns</strong><br />
201<br />
Das metaphysische Kennzeichen der Vollendung der Neuzeit ist<br />
die geschichtliche Wesensermächtigung <strong>des</strong> »Kommunismus«<br />
zur Seinsverfassung <strong>des</strong> Zeitalters der vollendeten Sinnlosigkeit.<br />
Das Sinn-lose wird hier verstanden nach dem in »Sein und Zeit«<br />
gedachten Begriff <strong>des</strong> Sinnes. Darnach ist Sinn Entwurfsbereich<br />
der Entwerfung <strong>des</strong> Seins auf seine Wahrheit; und Wahrheit<br />
besagt die entbergende Freigabe <strong>des</strong> Seins in das Gelichtete seiner<br />
Wesung, Lichtung <strong>des</strong> Sichverbergens. In ihm west Verweigerung.<br />
<strong>Die</strong> sich lichtend ist der Wink <strong>des</strong> <strong>Seyns</strong>. Winkend sammelt<br />
sich dieses in die Verschenkung seiner selbst als <strong>des</strong> Einzigen.<br />
Keine Entsprechung zu Seiendem vermag es zur Sprache zu bringen.<br />
Das »Sinn-lose« meint das Wahrheit-lose: das Ausbleiben der<br />
Lichtung <strong>des</strong> Seins. <strong>Die</strong> Sinnlosigkeit vollendet sich dadurch, daß<br />
dieser Ausbleib in der Unkennbarkeit verharrt und mit ihr das<br />
Sein in die vergessene Vergessenheit entschwindet. »Sein« gilt<br />
gerade noch als das fraglose allgemeinste Wort <strong>des</strong> Allgemeinsten<br />
und Leeren, unbedenklichen Vorrang hat das Seiende.<br />
Es bekundet und behauptet sich in dem Anspruch, durchgängig<br />
machbar und demzufolge plan- und berechenbar zu sein. Dergestalt<br />
sich anbietend erzwingt das Seiende im Menschen das ausschließliche<br />
Vorrecht der Mache. Das Unaufhaltsame ihrer<br />
schrankenlosen Bahnungen legt eine Verzauberung in das Menschentum,<br />
kraft deren ihm das je nur machbare Seiende alles ist.<br />
»Sein« – Seinsverlassenheit – Vollendung der Sinn-losigkeit.<br />
Wenn die Sinnlosigkeit sich vollendet, werden die »Werte«<br />
(Lebens- und Kulturwerte) als die höchsten Ziele und Zielformen<br />
<strong>des</strong> Menschen ausgerufen. <strong>Die</strong> »Werte« sind je nur die versteckte<br />
Übersetzung <strong>des</strong> wahrheitlosen Seins in die bloßen Titel <strong>des</strong>sen,<br />
was als das Schätzbare und das Verrechenbare im einzigen Umkreis<br />
der Machbarkeit gilt. Und das Werten der Umwertung aller<br />
Werte, gleichviel in welcher Richtung sie sich vollziehen mag, ist<br />
die endgültige Verstoßung in die vollendete