Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
Die Geschichte des Seyns (GA 69) - gesamtausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
182<br />
Das Schwinden <strong>des</strong> Unterschie<strong>des</strong> von Krieg und Frieden<br />
bezeugt das Vordrängen der Macht in die maßgebende Rolle <strong>des</strong><br />
Weltspiels, d. h. der Art, wie das Seiende sich ordnet und die<br />
Weise seiner Ruhe bestimmt. Macht ist so der Name für das Sein<br />
<strong>des</strong> Seienden. <strong>Die</strong> Macht bemächtigt sich jeweils <strong>des</strong>sen, was sie<br />
unter sich haben muß, damit Gestalten und Wege seien, in denen<br />
sie steht und geht auf ihrem Wesensgang. <strong>Die</strong>ser aber ist die<br />
Übermächtigung ihrer selbst zur Ermächtigung ihrer Unbedingtheit.<br />
Daß die Macht sich <strong>des</strong> Weltspiels bemächtigt, ist der<br />
Grund für den immer ungehemmteren Ausbruch <strong>des</strong> Kampfes<br />
um den »Welt«-Machtbesitz. <strong>Die</strong>ser Vorgang läßt sich mit den<br />
geläufigen Prägungen schon nicht mehr zureichend bezeichnen.<br />
»Denkt« und nennt man ihn »politisch«, dann muß man dem<br />
»Politischen« jene nichts mehr sagende »Totalität« zusprechen,<br />
die das »Wirtschaftliche«, »Kulturelle« und »Technische« in<br />
gleicher Weise beanspruchen, um gleichwertig das Wesen der<br />
Macht zu treffen. Dagegen macht die Verschärfung <strong>des</strong> Kampfes<br />
um den Weltmachtbesitz dieses Wesen deutlicher. <strong>Die</strong> Macht<br />
offenbart sich – freilich nur der zureichenden Besinnung – als<br />
Jenes, was nicht nur keine Ziele hat, sondern gegen jede Zielsetzung<br />
in der reinen Ermächtigung ihrer selbst sich behauptet.<br />
<strong>Die</strong>ser Vordrang <strong>des</strong> Wesens der Macht als <strong>des</strong> Seins alles Seienden<br />
erweckt leicht den Anschein <strong>des</strong> »Abstrakten«. Erst in dem<br />
Augenblick, da das vermeintlich »Konkrete«, das jeweils betriebene<br />
und im Handeln gemeisterte Seiende, den Charakter <strong>des</strong><br />
Flüchtigen und fast Gespenstischen zeigt, zerfällt jener Schein.<br />
<strong>Die</strong>ser Augenblick naht, wenn das Seltsame zuweilen und wie<br />
spurlos vorbeizieht. Je hartnäckiger aber die friedlichen und<br />
kriegerischen Weltmachtkämpfe sich in die Vollstreckung der<br />
unbedingten Machtermächtigung verbeißen, um so dringender<br />
bedürfen sie im Öffentlichen <strong>des</strong> alltäglichen Leistens der Ausrufung<br />
von Zielen und der Vorgabe von Haltepunkten für das<br />
gewöhnliche Meinen. Man würde den Willen zur Verteidigung<br />
der »Moralität« in der Welt gegen die vermeintliche Unmoral in<br />
seiner inneren Zähigkeit unterschätzen,